Energiewende: 800 Millionen intelligente Stromzähler weltweit bis 2020

Kann man durch Smart Meter Strom sparen? Eine neue Studie sagt: Ja, wegen der Verhaltensänderungen, die sich durch bessere Kontrolle des Stromverbrauchs ergeben. Die Installationen von intelligenten Stromzählern sollen jedenfalls rasant zunehmen.

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Smart Meter - und andere Stromzähler

In der EU, den USA und in China sollen in den nächsten sechs Jahren die meisten "Smart Meter" installiert werden, so das Ergebnis einer Studie des US-Marktforschungsinstituts Navigant Research im Auftrag von Telefónica Digital. Insgesamt gehen die Auguren in ihrer Studie, die der Digitalarm des spanischen Telefonkonzerns am Donnerstag am Rand des Smart Metering UK & Europe Summit in London publik gemacht hat, von weltweit 800 Millionen intelligenten Stromzählern bis 2020 aus.

Mit über 435 Millionen entsprechenden Geräten sollen dann über die Hälfte der Gesamtsumme in chinesischen Haushalten und Firmen verbreitet sein, auf die USA entfielen 132 Millionen Smart Meter. Es folgen Japan mit rund 59, Großbritannien mit 53 und Frankreich mit 35 Millionen intelligenten Zählern bis zu diesem Zeitpunkt.

Für Europa rechnet Navigant mit einem rasanten Zuwachs bei der Marktpenetration der Geräte von 14 auf 86 Prozent in den nächsten sechs Jahren. Dies habe mit Vorgaben aus Brüssel zu tun, wonach 80 Prozent der Haushalte bis 2020 mit Smart Meter ausgerüstet sein müssten.

In den USA habe es aufgrund gesetzlicher Auflagen schon zwischen 2009 und 2012 einen ersten "Boom" bei der Installation der vernetzten Zähler gegeben; dort sei bis 2022 mit einer Penetrationsrate von 91 Prozent zu rechnen. Der südostasiatische Raum soll bis dahin aufgrund des Vorreiters China auf eine Abdeckung von 68 Prozent kommen. Für Lateinamerika, den Mittleren Osten und Afrika erwarten die Forscher deutlich niedrigere Verbreitungsgrade im Prognosezeitraum, der bis 2022 reicht.

Das Umsatzpotenzial für Ausrüster und Gerätehersteller beziffern die Marktbeobachter im Rahmen der Untersuchung mit insgesamt 57 Milliarden US-Dollar. Die jährliche Wachstumsrate liege hier aber nur bei 0,1 Prozent. Den Höhepunkt der Nachfrage sehen sie 2018 mit einem Jahresumsatz von 7,4 Milliarden US-Dollar überschritten, danach blieben nur noch kleinere Installationsmöglichkeiten mit geringeren Margen angesichts fallender Preise übrig.

Die Analysten sehen aber nicht nur Vorteile für die Industrie, sondern auch für die Verbraucher. Diese erhielten bessere Rückmeldungen über ihren Stromverbrauch, was etwa in Großbritannien aufgrund von Verhaltensanpassungen zu einem Einsparpotenzial in Höhe von 5 bis 15 Prozent bei der Abrechnung führen könne. Energieversorger hätten zudem weniger personelle Kosten fürs Ablesen der Geräte und könnten das illegale Abzapfen von Strom einfacher verhindern. Zudem eröffne die Zwei-Wege-Kommunikation ein besseres Kundenmanagement.

Ausgleich?

Eine Kosten-Nutzen Analyse, die das Beratungsunternehmen Ernst & Young im Sommer für das Bundeswirtschaftsministerium erstellt hatte, kam dagegen zu einem anderen Ergebnis zumindest für private Verbraucher. Diese könnten den Beratern zufolge die Einbau- und Betriebskosten von über 100 Euro pro Smart Meter nicht einmal ansatzweise durch Stromspareffekte ausgleichen.

Datenschützer und Piratenpolitiker fordern daher einen Stopp des Einbaus der "Spionagezähler". Die große Koalition setzt trotzdem auf die umstrittenen Geräte und will verlässliche Rahmenbedingungen dafür entwickeln.

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(jk)