"Seitenmanipulierende Add-ons": United Internet startet Kampagne gegen Adblocker

Mit hochgradig irrefĂĽhrenden Sicherheitshinweisen versuchen web.de und GMX, Werbeblocker fĂĽr den Browser madig zu machen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Nachdem Anfang Februar die Pläne mehrerer Werbevermarkter bekannt geworden waren, gegen den lästigen Werbeblocker Adblock Plus technisch und juristisch vorzugehen, macht United Internet nun Nägel mit Köpfen. Auf den Webseiten der Tochterunternehmen web.de und GMX bekommen Nutzer einen vermeintlichen Sicherheitshinweis angezeigt, der vor "seitenmanipulierenden Add-ons" warnt und die Nutzer auffordert, diese zu deinstallieren.

Anti-Adblock-Kampagne von web.de und GMX (4 Bilder)

Eine SIcherheitswarnung im Browser...

Wer die vermeintliche Gefahr loswerden will, wird auf die Webseite browsersicherheit.info geleitet, die von der United-Internet-Tochter 1&1 Mail & Media GmbH betrieben wird, die ebenfalls für die Angebote von web.de und GMX verantwortlich ist. Auf der Webseite erhalten Nutzer den Hinweis: "Diese seitenmanipulierenden Add-ons stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko für Sie dar!" So könnten diese Add-Ons auch Bank-Passwörter abfangen, lautet die Warnung. Die Nutzer werden aufgefordert, alle "seitenmanipulierenden Add-ons" zu deinstallieren.

In den Anleitungen zur Deinstallation werden mehrere Werbeblocker wie Adblock, Adblock Plus und Adblock Edge, die Werbung entfernen, neben bekannten manipulierenden Add-Ons aufgeführt, die im Unterschied zu den Adblockern zusätzliche Werbung auf Webseiten einblenden. Den Beweis, dass die als zuverlässig geltenden Werbeblocker irgendeine Gefahr darstellen, bleibt die Seite schuldig. Tatsächlich können solche Add-Ons sogar Infektionen verhindern, wenn Schadprogramme über Werbebanner ausgeliefert werden, wie es erst kürzlich auf YouTube geschehen sein soll.

Die Kampagne macht sich Meldungen vom Januar darüber zu Nutze, dass zwei etablierte Add-On für den Browser Chrome von unseriösen Geschäftemachern aufgekauft und nach einem Update dafür benutzt wurden, zusätzliche Werbung einzublenden. In einem Bericht der "ComputerBild" wurde daraufhin ein Artikel veröffentlicht, der mit Hilfe des "Sicherheitsteams" der United-Internet-Tochter 1&1 Adblock Plus zum vermeintlichen "Bad-On" stilisierte. "Das 1&1-Team brauchte nur einige Codezeilen, um aus der Browsererweiterung ein fieses Spionagetool zu stricken", heißt es dort. Wie das Sicherheitsteam die Update-Überprüfung des Browsers umgangen hat, lässt der Bericht offen. In der Zusammenfassung des Berichts im redaktionellen Teil von Web.de blieben die tatsächlich manipulierten Add-Ons gleich ganz unerwähnt, stattdessen wird Adblock Plus gleich sechsmal als Sicherheitsrisiko genannt.

Im vergangenen Jahr hatten verschiedene redaktionelle Angebote mit einer eigenen Kampagne Leser aufgefordert, Adblock Plus auf ihren Webseiten abzuschalten, sie spielten damals im Gegensatz zu United Internet aber mit offenen Karten. Die Aktion war nur mäßig erfolgreich, da die Hinweise auf die Kampagne von Adblock Plus nach kurzer Zeit ausgeblendet wurden.

Besonders bei technisch orientierten Webseiten macht es sich stark bemerkbar, wenn die User jegliche Werbung abschalten. Das gefährdet teilweise die Finanzierung der Sites. So hat das Blog netzpolitik.org einen Aufruf gestartet, Wege aus dem "Vermarktungsdilemma" zu finden, ohne die Nutzer auszusperren. (jk)