Yahoo ignoriert Do Not Track bewusst

Ab sofort pfeift Yahoo auf die Wünsche der User, die in ihrem Browser die Einstellung Do Not Track aktiviert haben. "Wir glauben grundsätzlich, dass das beste Web ein persönlich zugeschnittenes ist", schreibt das "Yahoo Privacy Team" auf tumblr.

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Seit Mitte der Woche verfolgt Yahoo alle User seiner Webdienste, auch wenn diese das ausdrücklich ablehnen. Dies geht aus einem Blogeintrag des "Yahoo Privacy Teams" auf tumblr hervor. "Do-Not-Track-Einstellungen in Webbrowsern sind nicht mehr aktiviert auf Yahoo", heißt es darin unmissverständlich. Schuld sollen die anderen sein: "Wir haben noch nicht gesehen, dass sich ein einziger Standard durchsetzt, der wirksam und einfach zu nutzen ist und der von der IT-Industrie angenommen worden wäre."

Es folgt ein Hinweis auf das "Yahoo Privacy Center". Beim Schlusssatz der Mitteilung des "Yahoo Privacy Teams" muss sich der gemeine Leser gefrotzelt fühlen: "Die Privatsphäre unserer User ist und bleibt von hoher Priorität für uns."

Auch im "Yahoo Privacy Center" lässt sich die Verfolgung nicht deaktivieren. Lediglich die Anzeige personalisierter Reklame kann unterdrückt werden. Inhaber eines Yahoo-Kontos können das auch auf Dauer festlegen, sodass speziell zugeschnittene Werbung auf Yahoo-Seiten unabhängig vom benutzten Browser unterdrückt wird.

Außerdem hat Yahoo einen Link zur Network Advertising Initiative gesetzt. Wenn man sich in die Angaben Yahoos vertieft, findet man auch Links zur Digital Advertising Alliance. Deren Webseiten sollen es ermöglichen, über spezielle Cookies die Anzeige personalisierter Reklame von 97 beziehungsweise 115 Marketingfirmen zu unterdrücken.

Schon seit 2012 hat Yahoo die Do-Not-Track-Informationen (DNT) des Internet Explorer (ab Version 10) bewusst ignoriert. Damals nahm Yahoo daran Anstoß, dass die Voreinstellung des Browsers die Verfolgung der Benutzeraktivitäten verbat. Auch Facecbook und Google unterstützen DNT nicht. Google hat immerhin ein Plug-in für gängige Browser herausgegeben, das die Verfolgung durch Google unterbinden soll.

Die Tracking Protection Working Group des World Wide Web Consortium (W3C) arbeitet seit Jahren an einem formalen DNT-Standard namens Tracking Preference Expression. Sechs Tage vor Yahoos Mitteilung, am 24. April hat diese W3C-Arbeitsgruppe ihren Last Call Working Draft veröffentlicht. Kommentare und technische Anmerkungen sind bis 18. Juni erbeten.

Der erwähnten Digital Advertising Alliance (DAA) gehören auch Yahoo und Google an. 2012 hat die DAA dem US-Präsidenten Barack Obama versprochen, Do Not Track zu unterstützen. Nicht nur haben die wenigsten DAA-Mitglieder ihr Versprechen bis heute umgesetzt, Yahoo macht nun sogar einen Rückschritt.

Die Initiative DoNotTrack.Us führt eine Liste derjenigen Unternehmen, die nach eigenen Angaben den DNT-Mitteilungen ihrer Nutzer Folge leisten. Die Liste enthält 21 Einträge, darunter Twitter und Pinterest. (ds)