USA: Erste Klage wegen Crowdfunding-Reinfall

Ein Kickstarter-Projekt für ein Kartenspiel aus dem Oktober 2012 hat bis heute keine Spielkarten gezeitigt. Der US-Bundesstaat Washington führt nun Klage.

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Es war eine einmalige Gelegenheit, exklusiv über die Crowdfunding-Website Kickstarter: Ein von einem serbischen Künstler designtes Spielkartenset namens Asylum (Englisch für Irrenhaus). Besonders großzügige Unterstützer wurden mit Beigaben gelockt, darunter Pokerjetons, ein Poster einer entrückten Jungfer oder ein Zwangsjackenkostüm samt Verrücktheitszertifikat. Das Projekt fand 810 Geldgeber, die im Oktober 2012 insgesamt gut 25.000 US-Dollar zahlten. Geliefert wurde bis heute nichts. Diese Woche hat die Generalstaatsanwaltschaft des US-Bundesstaates Washington Klage erhoben.

"Verbraucher müssen sich dessen bewusst sein, dass Crowdfunding nicht ohne Risiko ist", warnt der Washingtoner Generalstaatsanwalt Bob Ferguson, "Diese Klage sendet eine klare Botschaft an Leute, die an das Geld der Öffentlichkeit wollen: Der Staat Washington wird Crowdfunding-Diebstahl nicht tolerieren. Die Generalstaatsanwaltschaft wird jene zur Verantwortung ziehen, die sich nicht an die Regeln halten."

Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um die erste Klage in den gesamten USA, die wegen nicht erfüllter Crowdfunding-Versprechen erhoben wird. Der juristische Anknüpfungspunkt für das Verfahren in Washington ist, dass "ungefähr 31" der Geldgeber zum fraglichen Zeitpunkt in dem Staat gelebt haben. Gefordert wird die Rückerstattung der geleisteten Beträge, Zivilstrafen von bis zu 2.000 Dollar für jede einzelne Rechtsverletzung sowie Kostenersatz.

Beklagte sind die Firma Altius Management aus Nashville, Tennessee, und deren Chef Edward J. Polchlopek III., auch bekannt als Ed Nash. Geschäftsfeld von Altius Management ist nach Eigendarstellung das Management von Künstlern aller Art. Altius hatte 15.000 US-Dollar als Ziel ausgegeben, was mehr als erreicht wurde. Daher wurden die Unterstützer auch tatsächlich um ihr Geld erleichtert. Die Präsenzen des Asylum-Projekts auf Facebook und Twitter verstummten sofort. Auf Kickstarter folgten noch zehn Updates, das letzte im Juli 2013. Diese Mitteilungen sind aber nur für die zahlenden Teilnehmer einzusehen.

Die Updates auf Kickstarter sind nicht öffentlich und seit Juli verstummt.

(Bild: Kickstarter-Screenshot)

Geldgeber haben dort insgesamt 320 Kommentare hinterlassen. Es herrschen Ärger und Ratlosigkeit, und zuletzt Freude über die Klage. Aus einigen Kommentaren geht hervor, dass auch der Künstler Milan Čolović kein Geld bekommen haben soll. Außerdem sei der Vertrag mit Čolović inzwischen abgelaufen, so dass Altius gar kein Recht mehr habe, die Spielkarten herzustellen und zu verteilen.

Die Website der Firma ist verschwunden, eingeschriebene Post des Better Business Bureau wurde nicht abgeholt. Herrn Nashs Twitter-Feed ist für die Öffentlichkeit gesperrt, sein Blog seit Dezember nicht mehr bespielt.

Tatsächlich verpflichten die Kickstarter Vertragsbedingungen die Initiatoren eines finanzierten Projekts zur Erfüllung ihrer Versprechungen oder zu einer Refundierung. Kickstarter selbst gewährt aber keine Rückerstattung und will sich auch aus allen Konflikten herausgehalten wissen.

In US-Medien wird folgende Stellungnahme des Unternehmens wiedergegeben: "Zehntausende Projekte sind durch Kickstarter ins Leben gerufen worden. Wir wollen, dass alle Unterstützer eine verblüffende Erfahrung machen, und sind frustriert, wenn das nicht der Fall ist. Wir hoffen, dass dieser Prozess den Unterstützern des Projekts Lösung und Klarheit beschert."

(ds)