Angespielt: Spannendes Hacker-Game "Watch Dogs"

Wir konnten das fast fertige Open-World-Hacker-Spiel von Ubisoft ausprobieren und den Entwickler befragen. Mit etwas Verspätung soll "Watch Dogs" bald in den Handel kommen – das Warten hat sich gelohnt.

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Am 27. Mai will Ubisoft sein Open-World-Hacker-Spiel Watch Dogs auf den Markt bringen. Das Spiel soll nach der "Assassin's Creed"-Reihe der nächste große Wurf des Publishers werden. Fünfeinhalb Jahre entwickelten verschiedene Teams in Montreal das Spiel. Ursprünglich sollte es zum Weihnachtsgeschäft 2013 erscheinen, wurde kurzfristig jedoch um ein halbes Jahr verschoben. "Es waren viele Kleinigkeiten, an denen das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten krankte. Wir haben die Zeit genutzt, um zahlreiche Bugs zu beseitigen und dafür zu sorgen, dass nun alles gut zusammen passt", erklärte der Lead Game Designer Danny Belanger im Interview mit heise online.

Watch Dogs Preview (6 Bilder)

Mit dem Handy seiner Spielfigur kann der Spieler auf Knopfdruck an jeder Ecke der Stadt kleine Explosionen auslösen und die Kontrolle über Ampeln und Überwachungskameras übernehmen.
(Bild: Ubisoft)

Auf einer Präsentation in Berlin konnten wir die nahezu fertige Version rund anderthalb Stunden ausprobieren. Wie "Grand Theft Auto" ist "Watch Dogs" ein Open-World-Spiel. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Hackers, der sich mit seinem Smartphone in einer futuristischen Version der Stadt Chicago in alle möglichen Gerätschaften einklinken kann. Im Feuergefecht zieht der Hacker schnell den Kürzeren, es ist also oft geschickter, die Wachen abzulenken, indem man beispielsweise die Alarmanlage eines Autos aufheulen lässt. Die Wachen sind nicht die schlauesten, sodass man in Ruhe an ihnen vorbeischleichen kann, solange sie abgelenkt sind. Wird man erwischt, darf man den Missionsabschnitt (der automatisch gespeichert wird) gleich noch einmal laden.

Verfolger schüttelt man im Auto ab, indem man die Ampeln für sich selbst auf grün schaltet und hinter sich Zugbrücken hochfahren lässt. Überall in der Stadt sind Überwachungskameras verteilt. Der Spieler kann auf Knopfdruck die Kontrolle übernehmen und von einer Kamera zur nächsten springen, soweit sie sich im Sichtbereich befindet. Mit einer solchen Stafette schafft man es sogar in das Kontrollzentrum im Keller eines Gebäudes und kann dort die gesamte Stromversorgung lahm legen.

Zwar wirkt es unglaubwürdig, dass offenbar überall in der Stadt unter Gullideckeln und Stromverteilern so viele Sprengladungen verteilt sind, die man per Knopfdruck auslösen kann. Es erhöht jedoch den Spaß ungemein, sich in Chicago auszutoben. Allerdings sollte man aufpassen, dass dabei nicht zu viele Zivilisten verletzt oder getötet werden, weil man sonst in den Nachrichten gesucht wird und die Bevölkerung panisch reagiert, sobald man auftaucht. Die Missionen ändern sich jedoch nicht, egal ob man als guter oder böser Hacker auftritt.

Die 39 Haupt-Missionen in den fünf Kapiteln durften Spieler alleine schon weit über 20 Stunden beschäftigen, hinzu kommen 93 Nebenmissionen, zahllose Sammelaufträge sowie Multiplayer-Intermezzos, die sich nahtlos in die Solopartien einflechten. Damit sich der Spieler in den Missionen nicht verläuft, zeigt ihm stets ein Radarsymbol an, wohin er als nächstes gehen soll. Wie er dort hinkommt, ist ihm freigestellt.

Zum einen können Spieler in eine andere Partie eindringen und auf Knopfdruck das Handy des Gegenspielers hacken. Der hat dann eine Minute Zeit, den Angreifer zu entdecken. Es ist ein spaßiges Katz- und Maus-Spiel, bei dem der Angreifer versuchen muss, sich wie eine vom Programm generierte Spielfigur zu verhalten. Im zweiten Online-Modus kann ein Tablet- oder Smartphone-Spieler die Elektrogeräte der Stadt hacken. Der angegriffene Spieler muss dann in einem Wettrennen mit dem Auto möglichst schnell die angegriffenen Punkte abfahren, um den Hacker abzuwehren. Beide Mehrspielermodi sollen Konsolenspieler auch dann spielen können, wenn sie kein Xbox-Live- oder Playstation-Plus-Abo abgeschlossen haben. Letztere sollen nur nötig sein, wenn man in Teams direkt gegeneinander spielen will.

Obwohl "Watch Dogs" gleichzeitig für die alte Konsolengeneration PS3 und 360 sowie die neuen PS4 und Xbox One als auch PC erscheint, wird es keinen plattformübergreifenden Multiplayermodus geben, sondern die Spielergruppen bleiben unter sich. Die Versionen für PS3 und Xbox 360 wurden nicht nur grafisch abgespeckt, sondern Spieler können dort die Stadt Chicago nicht frei erkunden und müssen auf einen Multiplayer-Modus verzichten, bei dem zwei gegnerische Teams aufeinander treffen. Die Solo-Missionen sollen aber auf allen Geräten identisch ablaufen.

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Der erste spielerische Eindruck war sehr überzeugend, sowohl was die Grafik als auch das Missions-Design und die neuen Hacking-Spielemente betrifft. Der Spieler kann sich aussuchen, ob er wie in GTA wild in der Gegend herumballert, oder eher die Hacking-Fähigkeiten seiner Figur auf dem komplexen Fähigkeitenbaum ausbaut. Mit letzteren orientiert sich "Watch Dogs" mehr an "Deus Ex" und stellt dem Spieler frei, auf welchem Weg er in ein Gebäude eindringt. Weil der Spieler stets Sichtkontakt benötigt, um ein Gerät hacken zu können, hüpft er wie in einer Staffel von Sicherheitskamera zu Sicherheitskamera, bis er die Wache mit dem Zugangscode gefunden hat oder aber das Hauptstromaggregat entdeckt und kurzschließt.

Die fast fertige Version spielte sich flüssig und bereits die ersten Missionen ließen Spannung aufkommen. Grafisch sah die PS4-Version edel aus: Detaillierter als GTA, wenn auch noch nicht so ausgefeilt wie Konamis jüngste Demo von "Metal Gear Solid V". Im Vergleich zu GTA verzichtet "Watch Dogs" auf die völlig überdrehten Charaktere und Dialoge. Es ist eher ein spannender Techno-Thriller, dessen aufwendige Zwischen-Sequenzen in der Engine ablaufen. Letztere wurde nicht von "Assassin's Creed" übernommen, sondern komplett neu für das Spiel entwickelt. Wie es scheint, hat Ubisoft sich mehr Mühe gegeben, die einzelnen Spielelemente zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzuschweißen als in der Meuchelmörder-Serie, die zuletzt in ihren jährlichen Aufgüssen nachgelassen hatte.

Unseren ersten Eindrücken zufolge wird Watch Dogs den hohen Erwartungen gerecht und dürfte zu einem massiven Verkaufsschub der neuen Konsolen PS4 und Xbox One führen, da es die dort bislang erhältlichen Spiele locker in den Schatten stellt. Auch PC-Spieler, die ja noch nicht in den Genuss eines GTA V gekommen sind, dürfen sich auf ein spannendes wie umfangreiches Open-World-Spiel freuen. (hag)