Ozon: Schönes neues Linux

Die angekündigte Linux-Distribution Ozon will Desktop-Anwender mit einer schönen Oberfläche und einem für Spiele optimierten System überzeugen. Auch in anderen Distributionen geht es immer mehr um Design.

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Bekannt sind sie eigentlich als Gestalter von Icons und Desktop-Themes, jetzt schickt sich das Numix-Projekt an, gemeinsam mit Nitrux S.A., eine eigene Linux-Distribution aus der Taufe zu heben. Bisher gibt es allerdings nur wenige Informationen und einige Screenshots. Welche Linux-Distribution als Grundlage dienen soll, ist ebenfalls noch nicht klar. Doch das Ozon-Projekt hat immerhin schon verlauten lassen, dass es kein eigenes System "from scratch" zusammenstellen will.

Mit einem Mockup kündigten Numix und Nitrux im Februar die neue Linux-Distribution Ozon an.

(Bild: Ozon-Projekt auf Google+)

Ihren eigenen Stärken folgend, äußern sich die Entwickler auf Google+ bisher vor allem zur Desktop-Gestaltung. Erste Screenshots zeigen die bisherigen Fortschritte. Ozon soll eine eigene Desktop-Shell namens Atom mitbringen, die auf Gnome 3 basiert. Mit dabei sind ein eigenes Theme samt Icons und Dock, zusammengefasst in einem Atom Extension Set (Atom ES).

Die Entwicklung wird derzeit auf Github vorangetrieben, die einzelnen Bestandteile sollen sich später auch auf anderen Distributionen als Erweiterungen für Gnome 3.10 und 3.12 über extensions.gnome.org installieren lassen. Bislang muss man dazu noch den Code von Github herunterladen und manuell installieren. Mit dem Dock klappte das im Test ohne Probleme.

Das neue Atom-Dock lässt sich bereits als Gnome-Extension installieren. Mit Numix-Icons sieht es dann schon sehr schick aus.

Den Ozon-Desktop ziert am unteren Bildschirmrand das Atom-Dock, das sich automatisch verstecken kann (intellihide) und Transparenz unterstützt. Ein Anwendungsmenü wird es wie bei Gnome hier nicht geben. Ein eigenes Icon-Set (das noch nicht gezeigt wurde) und eigene Hintergrundbilder sollen den neuen Desktop abrunden.

Die Atom-Shell soll eigene Benachrichtungen erhalten, die die des Gnome-Desktops deaktivieren. Wer will, kann aber auch bei den Gnome-Standard-Notifications bleiben. Eine Erweiterung (atom-launcher) soll später Anwendungen danach sortieren, wie häufig sie verwendet wurden.

Ein früher Screenshot der Entwickler zeigt die Atom-Shell mit eigenen Benachrichtigungen.

(Bild: Ozon-Projekt auf Google+)

Viele Optionen wird das Atom Extension Set den Entwicklern zufolge nicht bereit halten, ein Schalter soll die Wahl bieten, ob das Dock sämtliche Anwendungen oder nur die der aktuellen Arbeitsfläche zeigt. Daneben bleiben jedoch die Möglichkeiten des Gnome-Desktops erhalten, etwa das Desktop-Theme zu ändern oder Einstellungen via Dconf-Editor zu verändern. Bei all dem soll die Atom-Shell schlank und minimalistisch bleiben und einfach zu bedienen sein. Der Ressourcenverbrauch wird in etwa Gnome 3 entsprechen.

So oder so ähnlich dürfte Ozon aussehen: Hier ein Gnome-3-Desktop mit Atom Dock und Numix-Circle-Icons.

Über die im Februar auf Google+ angekündigte Linux-Distribution Ozon ist noch kaum etwas bekannt. Einen Download gibt es derzeit noch nicht. Grundlage soll eine bewährte Linux-Distribution sein, welche das ist, haben die Entwickler allerdings noch nicht entschieden.

Das Grundsystem soll Performance-Tweaks mitbringen und mit Hilfe der Treiber von Nvidia und AMD eine gute OpenGL-Leistung bieten. Auch Unterstützung für AMDs 3D-Schnittstelle Mantle hat das Projekt dabei im Blick. Ozon soll ein Spiele-orientiertes Linux-System mit vorinstalliertem Steam-Client werden. Darüberhinaus will das Projekt viele Gnome-Anwendungen in die Software-Auswahl aufnehmen – allerdings nicht automatisch alle.

Weiteres ist derzeit noch nicht bekannt, das Entwickler-Team konzentriert sich derzeit auf die Atom-Erweiterungen und hat keine weiteren Details der geplanten Linux-Distribution verlauten lassen.

Ozon ist nicht die einzige Linux-Distribution, die mit viel Liebe zum Detail an einem schönen Linux-Desktop schraubt. Auch bei der Linux-Distribution ElementaryOS wird mit viel Hingabe an kleinen Details wie Schaltflächen und Fensterecken gefeilt. Als solide Grundlage dient hier Ubuntu, die ausgewählte Software setzt sich aus überwiegend eigens entwickelten Programmen zusammen.

Die Tools sind dabei nicht nur schön gestaltet, sondern folgen einem einheitlichen Bedienkonzept, das – hat man sich einmal daran gewöhnt – Anwenderinnen und Anwendern die Nutzung erleichtern soll. Die stabile Version ElementaryOS 0.2 "Luna" basiert noch auf Ubuntu 12.04, eine neue Ausgabe 0.3 "Isis" auf Basis von Ubuntu 14.04 ist bereits in Arbeit.

Auf einen schönen Desktop legen aber mittlerweile auch andere Distributionen Wert: Das Arch-Linux-Derivat Antergos hat sich dazu mit den Design-Fachleuten des auch hinter Ozon stehenden Numix-Projekts zusammengetan. Diese haben mit dem Numix-Frost-Theme, einer Antergos-Edition des Numix-GTK-Themes und passenden Icon-Sets, dem Antergos-Desktops in der aktuellen Ausgabe 2014.05.26 ein schönes, neues Gesicht verpasst. (lmd)