Apple zeigt iOS 8 mit vielen Verbesserungen

Die Entwickler haben nicht nur Details beim iPhone- und iPad-Betriebssystem verbessert, sondern viele neue Funktionen geschaffen. Auch die iCloud wird aufgebohrt.

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Von
  • Leo Becker

Auf der Eröffnungsrede zur Entwicklerkonferenz WWDC (vgl. Mac & i-Liveticker) hat Apple die nächste Version des iPhone- und iPad-Betriebssystems vorgestellt. Nach der radikalen Neugestaltung der Bedienoberfläche unter der Leitung von Design-Chef Jony Ive bei iOS 7 konzentriert sich iOS 8 auf zahlreiche Verbesserungen für Endnutzer und viele Neuerungen am Unterbau, die Entwickler für ihre Apps nutzen könnnen.

Die Nachrichten-App in iOS 8 soll viele beliebte Funktionen anderer Messenger bieten

(Bild: Apple)

Eine besondere Rolle nimmt "Health" als neue vorinstallierte App ein: Sie soll Fitness- und Gesundheitsinformationen aus Apps und Hardware von Dritt-Anbietern sammeln und einen besseren Überblick gewährleisten. Fitness-Apps können Daten außerdem untereinander austauschen, wenn der Nutzer dies gewährt.

Family Sharing erlaubt Familien mit bis zu sechs Personen, Einkäufe im App Store sowie iTunes Store (Lieder, Bücher, Filme) zwischen den verschiedenen Accounts zu teilen, wenn sie mit derselben Kreditkarte verknüpft sind. Kinder müssen um Erlaubnis bitten, bevor sie eine App kaufen. Zudem legt die Funktion einen gemeinsamen Fotostream und Familien-Kalender an.

iOS 8 (16 Bilder)

Interaktive Mitteilungen

Mit grafischen Revolutionen hält sich Apple bei iOS 8 zurück. Stattdessen wurde viel im Detail verbessert. So lassen sich nun direkt aus den Benachrichtigungen heraus Aktionen starten: etwa Facebook-Posts kommentieren ...

In die Nachrichten-App von iOS 8 fließen viele bekannte Funktionen aus anderen Messengern ein, darunter die Möglichkeit, kurze Sprach- und Videoaufzeichnungen zu verschicken. Apple hat bei Gruppen-Unterhaltungen per iMessage erheblich nachgebessert: So lassen sich die Konversationen nicht nur mit einem Titel versehen, sondern einzelne Gruppen-Mitglieder können sowohl hinzugefügt als auch entfernt werden. Zudem haben Nutzer in iOS 8 die Möglichkeit, eine Gruppenunterhaltung stummzuschalten oder ganz zu verlassen – letzteres war bislang schlicht nicht möglich.

iMessage bietet außerdem die Option, den eigenen Aufenthaltsort für bestimmte Empfänger freizugeben – nicht nur punktuell, sondern beispielsweise auch für eine Stunde, einen Tag oder länger. Eine Funktion, die bisher in Find my Friends enthalten war.

Apple hat in der kommenden iOS-Version auch die Bildschirm-Tastatur erweitert: "QuickType" unterbreitet nun Vorschläge für das jeweils anschließende Wort, das möglichst intelligent zur Kommunikationsweise des Nutzers passen soll. Alle von der Tastatur erlernten Informationen sollen nur lokal verwendet werden, betont Apple – sie werden nicht in die Cloud übertragen. Zusätzlich haben Dritt-Entwickler erstmals die Möglichkeit, eigene Tastaturen für iOS anzubieten, die dann systemweit bereitstehen – bei Android eine gängige Funktion.

Auch die Anbindung an Mac OS X 10.10 "Yosemite" wurde verstärkt. AirDrop funktioniert künftig zwischen iOS und Mac OS X. Die Geräte erkennen sich gegenseitig, offenbar über Bluetooth. Nutzer können bestimmte Tätigkeiten dann an einem von beiden Geräten ausführen, also beispielsweise eine am iPhone angefangene E-Mail am Mac beenden. Ebenso lassen sich iPhone-Anrufe am Mac entgegennehmen oder Nummern aus den Mac-Adressbuch mit dem iPhone anwählen.

Die eigenen Fotos und Videos kann der Nutzer nun komplett in einer iCloud-Fotobibliothek lagern, um diese auf allen Geräten verfügbar zu halten. Apple hat außerdem die Bildbearbeitungswerkzeuge erweitert etwa um eine Korrektur von Belichtung und Farbe. An einem Foto vorgenommene Änderungen werden über die iCloud automatisch zwischen allen Geräten eines Nutzers synchronisiert. Auch Dritt-Apps arbeiten künftig direkt mit und in dieser Cloud-Fotodatenbank – nicht-destruktiv, wie Apple betont. Suchen lässt sich unter anderem nach Orten, Zeiträumen oder bestimmten Alben.

Weiterhin stellt Apple lediglich 5 GByte iCloud-Speicherplatz kostenlos zur Verfügung, 20 GByte kosten künftig 1 Dollar pro Monat, 200 GByte rund 4 Dollar monatlich – deutlich weniger als bisher. Das neue "iCloud Drive" gewährt außerdem auf dem iOS-Gerät Zugriff auf alle in der iCloud gespeicherten Dokumente.

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Für Entwickler soll iOS 8 zahlreiche neue Möglichkeiten bieten, darunter die Erweiterung des Systems durch spezifische Extensions. Davon sollen auch Endnutzer profitieren: Die Foto-App eines Dritt-Entwicklers kann beispielsweise Filter für die iOS-Fotos-App anbieten. Die neue 3D-Schnittstelle Metal verspricht Konsolengrafik auf iPad und iPhone: Sie soll näher an der Hardware arbeiten als OpenGL ES und daher aus aktuellen SoC-Kombiprozessoren eine wesentlich höhere 3D-Leistung quetschen. Entwickler können ihre Apps künftig ins Action-Menü einklinken und beispielsweise das ausgewählte Bild mit einem Wasserzeichen versehen. Apples Software-Chef Craig Federighi demonstrierte unter anderem die Inline-Übersetzung einer Webseite mit Hilfe von Microsofts Bing. Apps können auf Geräten wie dem iPhone 5s nach dem Fingerabdruck des Nutzers verlangen, um den Zugriff auf bestimmte Inhalte zu erlauben, und Widgets in die Nachrichtenzentrale einbinden. HomeKit kontrolliert netzwerkfähige Geräte im Haushalt und präsentiert sie dem Nutzer automatisch. Aktionen lassen sich in ganze Arbeitsabläufe verpacken und mit Siri anstoßen.

Wie gewohnt, bringt iOS 8 eine ganze Reihe an kleinen Verbesserungen im System: In die Multitasking-Leiste hat Apple beispielsweise einen Schnellzugriff auf Kontakte integriert, mit denen häufig kommuniziert wird. Mail erhält neue Gesten zur schnelleren Bearbeitung von E-Mails. Gewisse Inhalte wie in einer Mail erhaltene Inhalte lassen sich direkt dem Kalender hinzufügen. Die Spotlight-Suche durchsucht nun iTunes- und App Store sowie Orte aus Apples Kartendienst. Zudem verspricht Apple einen verbesserten App Store, der sich leichter durchsuchen lässt. Auch Siri wurde verbessert. Die Sprachassistentin reagiert nun auf "Hey Siri" jederzeit auch ohne Knopfdruck, hilft beim Einkaufen und kann mit Hilfe der integrierten Shazam-Funktion Musiktitel identifizieren.

Eine erste Beta von iOS 8 können Entwickler noch am Montagabend herunterladen, die finale Fassung soll als kostenloses Update im Herbst erscheinen – vermutlich wieder parallel mit dem iPhone 6. Als Mindestvoraussetzung nennt Apple nun das iPhone 4s, das knapp vier Jahre alte iPhone 4 ist nicht mehr iOS-8-tauglich. Das iPad mini der ersten Generation sowie das iPad 2 hingegen werden weiterhin unterstützt, ebenso wie der iPod touch der fünften Generation.

Update: Videozusammenfassung der iOS-Neuheiten eingefügt. (lbe)