Debian Lenny 5.0 im Kurztest [Update]

Nach fast zwei Jahren Arbeit haben die Debian-Entwickler Version 5.0 (Lenny) ihrer Distribution veröffentlicht. Unser Kurztest zeigt, was Sie von Debian Lenny erwarten können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 8 Min.
Inhaltsverzeichnis

Fast zwei Jahre seit der Vorstellung von Version 4.0 alias Etch und nur wenige Tage nach deren siebter Neuauflage unter der Versionsnummer 4.0r7 haben die Debian-Entwickler die Version 5.0 (Lenny) freigegeben. Wir haben einen ersten Blick auf die neue Debian-Distribution geworfen.

Debian GNU/Linux 5.0 (Lenny)

Debian ist vor allem als schlanke und äußerst stabile Server-Distribution bekannt. Auch Lenny wird diesem Ruf gerecht, laut den Release Notes wurden diverse Pakete mit speziellen Hardening-Optionen des GCC übersetzt oder es wurden, wie bei PHP, Hardening-Patches zum Absichern der Pakete eingefügt. Auf diese Weise sollen Dienste schwerer angreifbar werden. Aktualisiert wurden ferner die wichtigsten Server-Dienste wie zum Beispiel Apache 2.2.9, PostgreSQL 8.3 und Nagios 3.06. MySQL 5.1 wurde nicht mehr rechtzeitig vor der Veröffentlichung von Lenny fertiggestellt, weshalb die Version 5.0.51a mitgeliefert wird.

Doch Debian ist keine reine Server-Distribution: Der grafische Installer wird bei Lenny stärker in den Vordergrund gerückt und lässt sich nun über das neue Boot-Menü komfortabel auswählen. Der grafische Installationsmodus dürfte vor allem Linux-Einsteigern entgegenkommen, die sich von der traditionellen Textmodus-Installation abschrecken ließen. Auf dem Desktop muss sich Debian Lenny aber auch an anderen verbreiteten Distributionen wie Fedora, OpenSuse und Ubuntu messen lassen.

Zu viel Komfort darf man vom grafischen Debian-Installer nicht erwarten, er ist kaum mehr als eine mit der Maus bedienbare und mit grafischen Elementen aufgepeppte Variante des Textmodus-Installationsprogramms. Selbst die Festplattenpartitionierung ist genauso spartanisch und wenig übersichtlich wie im Textmodus, komfortable Dialoge oder grafische Übersichten, wie man sie etwa von der von Debian abgeleiteten Ubuntu-Distribution gewohnt ist, gibt es im Debian-Installer nicht. Die Bootloader-Installation ist unter Debian Lenny unnötig kryptisch – möchte man Grub zum Beispiel im Bootsektor der Root-Partition speichern, muss man enweder der Device-Namen oder die entsprechende Grub-Notation angeben. Es ist also Sache des Anwenders, sich die Partitionierung zu Anfang der Installation zu merken oder sie über die Kommandozeile zu ermitteln. Immerhin kann der Debian-Installer Software-RAIDs konfigurieren, während man bei Ubuntu 8.10 an der Stelle auf den Textmode-Installer zurückgreifen muss.

Die Partitionierung im Debian-Installer ist wenig komfortabel.

Die Hardware-Erkennung während der Installation ist gut, allerdings fehlen auf der Installations-CD aufgrund der Debian-Philosophie die Firmware-Dateien für WLAN- und diverse Netzwerkadapter. Diese finden sich im Non-Free-Repository im Internet – auf Systemen, die ihre Internetverbindung über genau diese Schnittstelle herstellen müssen, ist dies ein Henne-Ei-Problem. Insbesondere Systemadministratoren, die in Notfällen gern auf Debian-Netinstall-CDs zurückgreifen, sollten ausprobieren, inwiefern sich Lenny noch für ihre Zwecke eignet.