Fedora 7 – Distributionen nach Wunsch

Fedora 7 bringt neben aktuellen Softwarekomponenten viele Detail-Verbesserungen wie WLAN-Unterstützung. Durch neu entwickelte Tools lassen sich aus dem Paketangebot nun relativ einfach Distributionen nach Wunsch zusammenstellen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Einige Wochen später als noch vor Monaten geplant haben die Fedora-Entwickler heute im Rahmen der auf der auf dem LinuxTag stattfindenden Fedora-Konferenz FUDcon eine neue Version der im Rahmen des Fedora-Projekts entwickelten Linux-Distribution freigegeben. Fedora 7 verzichtet nach der Zusammenlegung der früher separat verwalteten Pakete-Depots Fedora Core und Fedora Extras auf das "Core" im Namen. Wie zuvor ist GNOME der Standard-Desktop; KDE ist aber im kostenlos herunterladbaren DVD-Image ebenfalls enthalten und lässt sich während der Installation auswählen. Für nur mit CD-ROM-Laufwerken ausgestattete Systeme kann man Fedora mit dem Image zur Netzwerkinstallation installieren oder aktualisieren. Zur Neuinstallation bieten sich alternativ auch die erstmals parallel zur Distribution freigegebenen Live-CDs von Fedora 7 an. Sie gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen ("Spins") entweder mit GNOME oder KDE. Beide Spins lassen sich mit einem Script alternativ auch auf andere Medien wie etwa einen USB-Stick übertragen.

Mit Revisor sollen sich einfach eigene Distributionen auf Basis der Fedora-7-Pakete zusammenklicken lassen.

DVD und Live-CD-Images stellten die Entwickler aus dem pro Architektur durch die Zusammenlegung von Core und Extras nun zirka 9 GByte großen RPM-Paket-Depot zusammen. Wem die vorgefertigten Images nicht das Gewünschte bieten, der kann sich mit den im Rahmen des Fedora-Projekt entwickelten Programm Pungi und den Livecd-Tools nun verhältnismäßig einfach selbst Distributionen oder Live-Medien aus dem Fedora-Paket-Angebot nach Wunsch zusammenstellen. Pungi enthält bereits vorgefertigte Konfigurationsdateien; mit einer lässt sich ein Installation-Image für ein Minimal-Fedora erstellen, mit der anderen der "Everything-Spin", der alle in Fedora 7 enthaltenen Pakete enthält. Wer die Konfiguration überarbeitet, kann auch eigene RPMs oder Pakete aus für Fedora geeigneten externen RPM-Depots einbinden. Das noch in Entwicklung befindliche grafische Front-End Revisor soll diesen Prozess in Bälde noch vereinfachen. Sowohl pungi als auch die livecd-tools nutzte das Fedora-Projekt selbst zum Erstellen der verschiedenen Fedora-7-Varianten.

Kernel, Glibc, X-Server und viele andere grundlegende Distributionsbestandteile sind in den verschiedenen Fedora-7-Ausführungen identisch, da alle auf dem gleichen Paket-Depot basieren. Aus eben diesem lässt sich Software, die die ISO-Images nicht mitbringt, während oder nach der Installation einspielen – so kommen etwa Xfce-Anwender zu ihrer Desktop-Umgebung.

Beim Kernel schwenkte das Fedora-Projekt kurz vor der Freigabe noch von 2.6.21.1 auf 2.6.21.2 um. Dabei handelten sich die Entwickler aber wohl noch einen mittelschweren Bug ein: Der Kernel startet laut Berichten auf der Mailingliste auf verschiedenen Dell-Systemen mit Dual-Core-Prozessoren wohl nur unter Angabe des Kernel-Parameters maxcpus=1.

Den Kernel erweiterten die Entwickler unter anderem um den von Grund auf neu entwickelten FireWire-Stack Juju und den WLAN-Stack mac80211 – beide hat Linus Torvalds vor kurzem auch in die Entwicklerversion von Linux 2.6.22 integriert. Während auf dem neuen WLAN-Stack aufsetzende Treiber im offiziellen Kernel aber noch fehlen, liegen diese Fedora 7 bereits bei; darunter etwa das Modul iwl3945 für die WLAN-Hardware der bis vor kurzem aktuellen Centrino-Generation, der rt2x00-Treiber für verschiedene Ralink-Chips, das Modul rtl8187 für Realtek-WLAN-Hardware oder ein aktualisierter Treiber für Broadcom-WLAN-Chips.

Fedora 7 bringt für einen Teil dieser WLAN-Hardware auch gleich die zum Betrieb nötige Firmware mit, selbst wenn deren Quellcode nicht bereitsteht. Dieser Schritt soll dem Anwender die Nachinstallation der Firmware ersparen, ist aber nicht ganz unumstritten, da Fedora sich eigentlich die Entwicklung einer rein aus Open-Source-Software bestehenden Distribution auf die Fahnen geschrieben hat. Doch auch in der Vergangenheit enthielt Fedora Core schon indirekt Firmware, für die der Quellcode nicht bereitsteht, da bereits der Linux-Kernel solche enthält. Da die Firmware jedoch nicht auf dem Prozessor des Systems ausgeführt wird, sondern von der WLAN-Hardware selbst, sehen manche Entwickler sie als eher als Hardware-Bestandteil an.

Die Fedora-Entwickler setzen zur Ansteuerung von IDE-Controllern nun auf die mit Version 2.6.19 zum Kernel hinzugestoßenen Parallel-ATA-Treiber auf Basis des zusammen mit den SATA-Treibern entwickelten libata-Framework. In Folge dessen finden sich beispielsweise die Primary-Master-PATA-Festplatten nicht mehr unter einem festen Device-Namen wie /dev/hda, sondern etwa unter /dev/sda oder /dev/sdb – wo genau, lässt hängt von der Geräteposition am Controller sowie der Reihenfolge ab, in der die Treiber geladen werden. Der Device-Name kann sich durch eine zuständliche Festplatte leicht verändern – Fedora setzt daher in der Standardkonfiguration wie zuvor auf Partitionslabel, um etwa die root-Partition aufzufinden. Die PATA-Treiber kompilierten die Entwickler anders als zuvor als Modul. Nur die für das System nötigen PATA- und SATA-Module sind Bestandteil der bei der Kernel-Installation erzeugten initrd. Wer die Festplatte mit Fedora an ein anderes System hängen will, sollte daher vor dem Umzug eine neue Initrd mit den für das alte und das neue System nötigen Modulen erzeugen.

Die auf Prozessoren mit Virtualisierungsfunktionen angewiesene Virtualisierungslösung KVM (Kernel-based Virtual Machine for Linux) unterstützt Fedora mit Version 7 erstmals. Wer einen solchen Prozessor nicht hat oder Xen bevorzugt, kann den Xen-Hypervisor in Version 3.1 zusammen mit einem 2.6.20-Kernel nutzen. Beide Virtualisierungslösungen lassen sich mit dem virt-manager oder über Kommandozeilenprogramme steuern.

Um die Leistungsaufnahme bei unbelastetem System ein wenig zu senken, aktivierten die Fedora-Entwickelter in der 32-Bit-x86-Ausgabe die mit Linux 2.6.21 eingeführten "Dynamic Ticks". Durch sie kann die CPU im Stromsparmodus verbleiben, wenn keine Arbeit ansteht. Bisher wurden der Kernel und CPU durch den 100- bis 1000-mal pro Sekunde feuernden Timer-IRQ aufgeweckt, selbst wenn sonst keine Arbeit zu bewältigen war. Um den Nutzen zu vergrößern, modifizierten die Entwickler auch zahlreiche Anwendungen, damit sie die CPU nicht unnötig aufweckten.

Sowohl im Installer als auch im Kernel kam Unterstützung für die Playstation 3 hinzu. Den Kernel aktualisieren die Fedora-Entwickler traditionell auch nach der Freigabe der Distribution regelmäßig auf neuere Versionen. So dürfte das Projekt in nächster Zeit noch zukünftige 2.6.21.X-Kernel nachlegen. Einige Tage oder Wochen nach der Veröffentlichung von größeren neuen Linux-Versionen wie dem derzeit in Entwicklung befindlichen Linux 2.6.22 wagen die Fedora-Entwickler meist auch größere Sprünge. Das ist zwar nicht ganz risikolos, durch die zahlreichen mit jeder neuen Kernel-Version aktualisierten und neu hinzustoßenden Treiber verbessert sich so aber der Hardware-Support.

Weiter: Software-Bestandteile, Desktop, was in Fedora fehlt und Fazit