Ruckelnde Videos: US-Regulierer untersucht Netflix-Deals mit Providern
Nach zahlreichen Verbraucherbeschwerden will die Federal Communications Commission (FCC) nun doch Peering-Verträge von Inhaltelieferanten wie Netflix mit Zugangsanbietern wie Comcast oder Verizon unter die Lupe nehmen.
Die jüngsten Auseinandersetzungen zwischen dem Streaming- und Videodienst Netflix und den großen Internetprovidern Comcast sowie Verizon haben im Verbund mit vielen Eingaben von Nutzern die US-Regulierungsbehörde FCC auf den Plan gerufen. Der Chef der Kontrolleinrichtung, Tom Wheeler, hat am Freitag eine Untersuchung der Praktiken zum Austausch von Datenpaketen zwischen Inhalte- und Zugangsanbietern sowie weiteren Netzwerken in Form des sogenannten Peering angekündigt.
"Verbraucher bezahlen ihre Provider und Content-Lieferanten wie Hulu, Netflix oder Amazon", erläuterte Wheeler den Vorstoß. "Wenn sie dann keinen guten Service bekommen, wundern sie sich, was los ist. Ich habe selbst die gleichen Probleme erlebt und weiß, wie ärgerlich das sein kann."
Die Konsumenten bestünden auf Transparenz und auf Antworten, betonte der FCC-Chef. "Ich auch." Er habe daher seine Mitarbeiter angewiesen, nähere Informationen von Providern und Inhalteanbietern einzuholen. Als erstes hätten diese die umstrittenen Vereinbarungen zum Zusammenschalten von Netflix mit Comcast und Verizon angefordert und erhalten, die nun genau geprüft würden. Gegenwärtig sei man dabei, auch vergleichbare Verträge zwischen anderen Marktteilnehmern abzufragen.
"Momentan sammeln wir Informationen, wir regulieren nichts", stellte Wheeler klar. Die FCC arbeitet derzeit an einem Rahmen für ein "offenes Internet", das Bürgerrechtlern zufolge den Einstieg in den Ausstieg aus der Netzneutralität bedeuten und die Basis für Überholspuren auf dem Daten-Highway bilden könnte. Republikaner und Wirtschaftsvertreter werfen der Behörde dagegen vor, einer Überregulierung des Internet das Wort zu reden. Die laufende Konsultation zu dem Vorhaben hat bereits zu über 19.000 Stellungnahmen geführt, worunter viele Klagen über ruckelnde Videodienste sind.
Netflix bezahlt Comcast und seit Kurzem auch Verizon für bessere Datenleitungen und einen direkten Anschluss an deren Netze. Trotz dieser Übereinkünfte kommt es immer wieder zu Bandbreitenproblemen beim Videoabruf, worauf der Streaming-Anbieter bei Verizon-Kunden mit Informationseinblendungen reagiert hat. Der Provider hat dagegen eine Klage angedroht. Die FCC stellte sich bisher auf den Standpunkt, dass die umstrittenen Peerings keine Frage der Netzneutralität seien. Jetzt ließ Wheeler aber durchblicken, dass das Thema nicht weiterhin auf das Blockieren oder Verlangsamen von Inhaltslieferungen beschränkt werden könne. (gr)