Google Cardboard: Die Virtual-Reality-Brille aus Pappe

Teilnehmer der Google I/O dürfen sich normalerweise über brandneue Hardware als Giveaway freuen (die gabs auch), doch als Sundar Pichai ihnen "Cardboard" (Pappkarton) präsentierte, staunten einige nicht schlecht. Die Inspiration kam aus Deutschland.

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Ein Pappkarton, zwei Linsen, Klettverschlüsse und ein NFC-Tag: Das ist Google Cardboard.

Mit einer Karton-Vorrichtung samt zugehörender App greift Google die deutsche Idee des VR-Handyhalters Dive auf. Gängige Smartphones werden damit zur Pforte in virtuelle Welten.

Karton aufreißen, zusammenstecken, App starten, Handy einlegen, und schon hat man eine Virtual-Reality-Brille: So geht das mit Googles Cardboard – die Papp-Vorrichtung hält man sich einfach vor die Augen, der Beschleunigungssensor im Smartphone fungiert als Headtracker; er übersetzt die Kopfbewegungen in der echten Welt in Steuerbefehle in der virtuellen.

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Die kuriosen VR-Pappkartons werden auf der GoogleI/O 2014 verteilt. Innen ist ein NFC-Tag aufgeklebt, der die passende Cardboard-App im Play Store aufruft – die App ist auch hierzulande erhältlich. Sie bietet neben einer Führung durch das Schloss Versailles, einen Rundflug durch Pariser Straßen, Youtube-Videos, ein Google-Earth-Erlebnis, 3D-Renderings von Kunstgegenständen, eine animierte Waldszene sowie Panoramafotos. In einem ersten Test funktionierte Cardboard mit einem Nexus 4 ohne merkbare Verzögerungen.

Die Anregung für Cardboard hat sich Google offenbar beim Bonner Informatiker Stefan Welker und der Münsteraner Firma Durovis geholt. Welker hatte zunächst die Open-Source-Brille Open Dive entwickelt, deren größten Bauteil man sich selbst in einem 3D-Drucker fertigen kann. Der Name rührt von der optischen Ähnlichkeit zu einer Taucherbrille. Inzwischen verkauft Durovis die seriengefertigte Dive für 57 Euro. Sie funktioniert mit zahlreichen Smartphones. Dazu gibt es Apps und ein SDK für Android und iOS. Google verzichtet wenig überraschend auf iOS-Unterstützung.

Der Cardboard-Karton ist als "experimentelles Probestück für beschränkte Nutzung" gekennzeichnet. Gemeinsam mit der Demo-App soll er die Phantasie der Entwickler beflügeln. Daher macht es auch nichts, dass die App derzeit noch nicht allzu stabil ist. Auf Haltbarkeit ist auch das Kartonstück nicht ausgelegt – ganz im Unterschied zur Durovis Dive.

[Update] Google hat eine Bauanleitung für Cardboard veröffentlicht. Als Linsen habe man "die von Durovis" verwendet, heißt es in der Anleitung. (jkj)