Indien soll zur Raumfahrtnation werden

Am Montag brachte eine indische Rakete fünf Satelliten ins All, darunter auch einen aus Deutschland. Für Ministerpräsident Narendra Modi war das Gelegenheit für eine programmatische Rede zur indischen Raumfahrt. Er hat Großes vor.

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Am Montag hat die indische Rakete PSLV-C23 fünf ausländische Satelliten ins All geschossen (Video). Zu diesem Anlass hielt Narendra Modi eine Rede im Satish Dhawan Space Centre in Sriharikota. Der Hindu ist seit Ende Mai Ministerpräsident des Landes. In der Rede skizzierte er seine Vision von Indien als starke Weltraum-Nation: "Indiens Wurzeln liegen im Ethos des 'Vasudhaiva Kutumbakam', wonach die ganze Welt eine Familie ist. Das indische Weltraumprogramm ist getrieben von der Vision der Dienstleistung für die Menschheit, nicht von einem Wunsch nach Macht".

Modi machte auch konkrete Vorgaben: Das im Aufbau befindliche indische Satellitennavigationssystem IRNSS soll auf ganz Südasien ausgedehnt werden. Und er möchte den anderen Mitgliedsstaaten der Südasiatischen Vereinigung für regionale Kooperation (SAARC) einen Satelliten schenken. Dieser soll eine Bandbreite an Dienstleistungen für Entwicklung und Verwaltung bieten. Die Vereinigung wurde 1985 von Bangladesch, Bhutan, Indien, den Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka gegründet, 2007 trat Afghanistan bei.

Narendra Modi bei einer Wahlkampfrede in Goa.

(Bild: Narendramodiofficial, CC-BY-SA 2.0 )

Mit IRNSS möchte sich Indien von ausländischen Satelliten unabhängig machen. Bisher waren sieben Satelliten in oder nahe einer geosynchronen Umlaufbahn geplant, die das Land plus einem Umkreis von etwa 1.500 Kilometern abdecken sollen. Zwei Trabanten sind schon im Orbit, zwei sollen noch in diesem und drei im nächstes Jahr folgen. IRNSS wird sowohl zivilen als auch militärischen Zwecken dienen. Wie früher beim US-System GPS sollen autorisierte Militärs von eine genaueren Positionierung profitieren.

Raumfahrtprogramme sind keineswegs reichen Staaten vorbehalten, meint Modi. Vielmehr verändere Technologie die Situation einfacher Leute. Als Beispiele führte er E-Learning, Telemedizin und neue Karrierechancen auch in entlegenen Regionen an. "Satellitentechnologie hat Distanzen irrelevant gemacht", sagte der Regierungschef, "Sie hat eine entscheidende Rolle bei der Verwirklichung der Vision eines digitalen Indien inne."

Für die Entwicklung des Landes und das Management natürlicher Ressourcen seien digitale Bilder und Geographische Informationssysteme (GIS) von großer Bedeutung. Und bei der Katastrophenhilfe sei Weltraumtechnologie von unschätzbarem Wert. "Für uns ist [das Weltraumprogramm] ein wichtiges Instrument für menschlichen Fortschritt. Daher müssen wir die Früchte unserer technischen Entwicklung mit Jenen teilen, die das nicht haben – der Entwicklungsländern und speziell unseren Nachbarn."

Die kontinuierliche Entwicklung im All müsse eine nationale Mission Indiens sein, führte Modi weiter aus. Mehr und bessere Satelliten, tragkräftigere Raketen, intensivere Kooperation mit internationalen Partnern, und: "Indien hat das Potenzial, zum Raketenstartprovider der Welt zu werden. Wir müssen auf dieses Ziel hinarbeiten."

Hauptfracht der am Montag gestarteten Rakete war der französische Trabant SPOT-7. Er wurde von der französischen Weltraumagentur CNES gemeinsam mit Belgien und Schweden entwickelt. Als Teil der SPOT-Konstellation wird er hochauflösende Bilder großer Gebiete liefern.

Sind sie Spiralantennen des AISat-1 einmal ausgefahren, ist er alles andere als nano.

(Bild: DLR)

Im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) wurde der AISat-1 in den Orbit gehievt. Dieser Nanosatellit ist mit einer 4 Meter langen Spiralantenne ausgestattet. Damit soll demonstriert werden, wie auch bei dichtem Schiffsverkehr die Daten des Automatischen Identifikationssystems (AIS) empfangen und ausgewertet werden können.

Für die Universität Toronto wurden die beiden Nanosatelliten CanX-4 und 5 hochgeschossen. Damit soll unter anderem gezeigt werden, wie Satellitenformationen genau gesteuert werden können. Die Nanyang Technological University buchte für ihren VELOX-I den fünften Platz in der indischen Rakete. Dieser Nanosatellit soll im Orbit einen Picosatelliten freisetzen.

Im September wird voraussichtlich eine indische Forschungssonde in eine Umlaufbahn um den Mars einschwenken. Der indische Ministerpräsident verabsäumte es nicht, auf den effizienten Mitteleinsatz hinzuweisen: Die Marsmission Mangalyaan habe weniger gekostet als der Hollywoodfilm "Gravity". (ds)