Recht auf Vergessen: Google bekam über 100.000 Link-Löschanträge

In Madrid fand die erste Anhörung des Löschungsbeirats statt. Dabei verriert Google-Chefjurist David Drummond, wie viele Anträge sein Unternehmen bereits erhalten hat.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen
Lesezeit: 1 Min.

Rund vier Monate nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zum "Recht auf Vergessen" im Internet hat Google rund 120.000 Löschanträge europäischer Kunden erhalten, die sich auf insgesamt 470.000 URL beziehen. Das gab Google-Chefjurist David Drummond in Madrid bekannt. In der spanischen Hauptstadt fand die erste öffentliche Anhörung des Gremiums statt, das Google in dieser Sache beraten soll.

"Recht auf Vergessen": Das EuGH-Urteil gegen Google

Der Europäische Gerichthshof hat im Mai 2014 entschieden, dass Suchmaschinenbetreiber Verweise auf Webseiten mit sensiblen persönlichen Daten auf Verlangen aus ihren Ergebnislisten streichen müssen. Allerdings müssen die Artikel, Dokumente oder Seiten mit den inkriminierten Informationen keineswegs aus dem Netz verschwinden, die Informationen bleiben im Netz erhalten. Die Meinungen über das Urtell sind gespalten.

Das EuGH-Urteil ermöglicht es Personen, Links bei einer Verletzung der Privatsphäre aus dem Index von Internetsuchmaschinen wie Google entfernen zu lassen. Da es aber bei der Umsetzung des "Rechts auf Vergessen" noch viele offene Fragen gibt, will der Konzern mit Hilfe des Beratungsgremiums klare Richtlinien verfassen und ermitteln, in welchen Fällen einem Löschantrag zugestimmt werden muss.

Nach Madrid stehen weitere Anhörungen in Rom, Paris, Warschau, London und Berlin auf dem Programm. Für den 4. November ist in Brüssel die Abschlussveranstaltung geplant. Das Urteil des EuGH betrifft nicht nur Google, sondern auch andere Suchmaschinenanbieter, die bereits alle Löschformulare bereitgestellt haben.

Mit seinem Urteil gab der EuGH dem Spanier Mario Costeja Recht, der gegen Google geklagt hatte, weil ein Zeitungsbericht von 1998 über seine damaligen finanziellen Probleme nach 15 Jahren immer noch im Netz zu finden war. Dieser Eintrag wurde inzwischen aus dem europäischen Suchindex gelöscht. (mit Material der dpa) / (anw)