Mastercard investiert in Herzrhythmus-ID

Das kanadische Nymi-Armband erkennt seinen Träger an dessen Herzschlag. Auf der MIT EmTech wurde Nymi öffentlich demonstriert. Am selben Tag kamen 14 Millionen US-Dollar Risikokapital herein.

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Das Armband Nymi des kanadischen Startups Bionym misst die Herzströme seines Nutzers. Weil der Herzschlag ähnlich einmalig ist wie ein Fingerabdruck, kann Nymi seinen Träger gegenüber Bluetooth-fähigen Geräten authentifizieren. Am Mittwoch gab das Unternehmen aus Toronto eine neue Finanzierungsrunde mit 14 Millionen US-Dollar Risikokapital bekannt. Zu den Investoren zählen neben Finanzinvestoren auch MasterCard, die kanadische Exportförderungsagentur EDC und Salesforce Ventures.

Am selben Tag demonstrierte Bionym-Präsident Andrew D'Souza erstmals öffentlich sein fertiges Armband und wie es an einen Benutzer angepasst wird. Schauplatz war die MIT EmTech in Cambridge, Massachusetts. Diese Konferenz der MIT Technology Review widmet sich neuer Technik.

Nymi ist wasserfest, von Tauchgängen rät die Firma aber ab.

(Bild: Bionym)

Die erstmalige Anpassung eines Nymi an den Benutzer dauert ein bis zwei Minuten. Dabei muss es mit beiden Händen berührt werden, um den elektrischen Kreis zu schließen. Ungewöhnlich schnelle Pulse, wie sie etwa bei Aufregung oder körperlicher Anstrengung auftreten, können bei dieser Eichung abträglich sein. Im späteren Betrieb sollen sie die Erkennung aber ebenso wenig behindern wie Herzkrankheiten. Eine Akkuladung soll für zirka eine Woche reichen.

"Wir verstehen uns nicht als Wearable-Firma", stellte D'Souza klar. Auch behaupte Bionym nicht, dass Nymi ein medizinisch valides EKG liefere. Seine Firma trete vielmehr an, um Probleme bei Authentifizierung und Vertrauen zu lösen. "Wenn Nymi gestohlen wird oder verloren geht, ist es ziemlich nutzlos", sagte D'Souza. Sein Produkt enthält auch ein Gyroskop sowie einen Annäherungssensor. Da das Armband selbst eine eigene ID und ein Geheimnis einbringt, sieht er es als Werkzeug für Multi-Faktor-Authentifizierungen an.

Bionym-Präsident Andrew D'Souza sieht sein Armband als Alternative zu den in Kanada verbreiteten kontaktlosen Kreditkarten.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Im Unterschied zu einem (oft leicht fälschbaren) Fingerabdruck oder einem Passwort kann mit Nymi auch fortlaufend authentifiziert werden. Verlässt der User beispielsweise seinen Arbeitsplatz oder legt er das Armband ab, kann ihn die Software automatisch nach wenigen Sekunden abmelden. Doch Nymi eignet sich auch für einmalige Transaktionen: "Wir stehen kurz davor, einen Feldversuch für Bezahlvorgänge zu starten", berichtete D'Souza. Namen nannte er zwar keine, doch angesichts des Mastercard-Investments liegt nahe, wer der Partner für den Feldversuch ist.

Wann die ersten Nymi ausgeliefert werden ist nach wie vor offen. Vorbestellungen nimmt Bionym schon seit über einem Jahr entgegen. Die Bestellseite erweckt den Eindruck, dass eine hohe vierstellige Zahl an Vorbestellungen zum Preis von 79 Dollar plus 10 Dollar Lieferspesen (weltweit) eingegangen ist. Der angekündigte Liefertermin "Mitte 2014" ist allerdings schon verstrichen. Die Entwicklung dürfte sich schwieriger gestaltet haben als Bionym angenommen hatte. (ds)