Android-Geräte müssen mit 20 Google-Apps ausgeliefert werden

Google verschärft die Bedingungen für eine Android-Zertifizierung: 20 hauseigene Apps müssen künftig auf Smartphones und Tablets vorinstalliert sein, Chrome und die Google-Sprachsuche werden Pflicht.

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Schon jetzt packen viele Hersteller einige Google-Apps direkt auf den Homescreen und einige in ein Unterverzeichnis.

Google verschärft die Bedingungen, unter denen Hardware-Hersteller ihre Android-Geräte mit dem Google-Ökosystem ausliefern dürfen. Künftig müssen 20 Google-Apps vorinstalliert und vom Homescreen aus direkt oder in einem Unterordner zugängig sein, zitiert der Newsdienst The Information vertrauliche Quellen. Laut Googlewatchblog ist zudem die Installation von Alternativen zur Sprachsuche, zum Sprachassistenten und zum Chrome-Browsers untersagt.

Für erfahrene Anwender ist es zwar kein Problem, beispielsweise alternative Browser zu installieren und die Google-Starticons vom Homescreen zu löschen. Doch die Apps zu deinstallieren ist wie bei anderer vom Hersteller vorinstallierter Software nicht möglich – beziehungsweise nur durch Rooten des Geräts, was die meisten Hersteller mit Entzug der Garantie quittieren –, die Vorinstallation kostet also internen Speicher.

Vor allem bezweckt Google mit dem Zwang zur Vorinstallation natürlich, die eigenen Dienste stärker zu verbreiten und die damit verbundenen Werbeeinnahmen zu steigern. Doch einen positiven Aspekt hat das auch: Die Apps kann Google einzeln aktualisieren, sodass beispielsweise Google eine Sicherheitslücke in Chrome schnell selbst schließen könnte, ohne dass ein Android-Update unter Einbezug der Gerätehersteller nötig wäre – eine gute Idee mit Blick aufs Update-Desaster. Schon seit einiger Zeit versucht Google, mehr Funktionen aus dem Android-Kern auszulagern und in den automatisch aktualisierten Play-Dienst zu integrieren.

Unklar ist, welche Google-Dienste künftig dazu kommen. Google Docs vielleicht.

(Bild: Google Play )

Andererseits erhöht das die Abhängigkeit von Google und erschwert den alternativen Android-Herstellern das Geschäft; die Free Software Foundation Europe (FSFE) hat sich vor kurzem erst für ein Google-freies Android stark gemacht (siehe dazu auch die Titelstory Android ohne Google in c't 13/14).

Android selbst darf jeder kostenfrei nutzen, der Sourcecode steht im Android Open Source Project AOSP zum Download zur Verfügung. Doch einige Apps dürfen nur mit Zustimmung von Google installiert und mitgeliefert werden, dazu gehören Maps, GMail, Hangouts, Google+ und vor allem Google Play. Das ist der Zugang zum Öko- und Bezahlsystem von Google, nur mit dieser App und den verbundenen Diensten kann der Anwender Android-Apps von Google herunterladen. Die CustomROMs beispielsweise von Cyanogenmod werden daher ohne die Google-Apps ausgeliefert, wobei sich die sogenannten GApps danach recht einfach auftreiben und installieren lassen. Die Gerätehersteller Oppo und OnePlus lassen sich einige Modelle mit Cyanogenmod wiederum von Google zertifizieren, sodass sie mit den Play-Diensten ausgeliefert werden.

Größter alternativer Android-Abkömmling ohne Google-Lizenz dürfte Amazons Fire OS sein, das auf den Tablets und dem Smartphone des Handelsriesen läuft. Amazon hat ein Ökosystem ähnlich wie Googles mit eigenem Medienangebot und Bezahlsystem auf die Beine gestellt, das allerdings weit weniger App-Anbieter nutzen. Die Installation der GApps ist dort nicht vorgesehen und nur nach einem Root möglich. (jow)