Österreich: Der Anfang vom Ende von DVB-T

Am 21. Oktober wird im Bundesland Kärnten das DVB-T-Angebot reduziert. DVB-T2 lockt mit HD-Bildern. Grundverschlüsselung und Registrierungspflicht gehen Hand in Hand.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 255 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Österreich macht Ernst mit dem Umstieg vom digitalen, terrestrischen TV-Standard DVB-T auf dessen Nachfolger DVB-T2. Den Anfang macht das südliche Bundesland Kärnten. Am 21. Oktober werden dort die DVB-T-Sender des Multiplex B (MUX B) deaktiviert. Senderbetreiber ORS will, dass die Kärntner auf das "simpliTV" genannte DVB-T2-Angebot umsteigen. Dort winken HD-Bilder und mehr Programme. MUX A läuft mit DVB-T weiter, ist aber auf die Programme ATV sowie ORF 1 und 2 beschränkt. Der Ton der DVB-T-Ausstrahlung wird österreichweit auf einfaches Stereo (PCM) reduziert.

So sah die Sendeanlage am Dobratsch im Jahr 2007 aus.

(Bild: Deneb (gemeinfrei))

Über MUX B werden 3sat, Puls4, ORF III, ORF Sport+, die ORF-Regionalsendungen sowie das Red-Bull-Programm Servus TV verbreitet – in Kärnten aber eben nur noch bis 20. Oktober. Dort informieren auch Laufbänder im Bild über die bevorstehende Abschaltung. Nach dem Stichtag kann dieses Programmbouquet sowie ATV und ATV 2 österreichweit via simpliTV empfangen werden.

Für den Empfang von simpliTV sind eine kostenlose Registrierung sowie ein DVB-T2-Empfänger erforderlich. Module zum Einschub in kompatible Fernseher kosten zehn Euro, separate Geräte mit HDMI-Ausgang das Doppelte. SimpliTV strahlt die ORF-Programme sowie 3sat in HD aus. Von den Regionalsendungen des ORF ist bisher nur Wien Heute in HD verfügbar, ab 25. Oktober werden auch andere Bundesländer in den Genuss der besseren Qualität kommen.

"Die östereichweite Umstellung von DVB-T auf DVB-T2 erwarte ich für 2016 oder 2017", sagte ORS-Marketingchef Michael Weber gegenüber heise online. Welches Unternehmen dann welche Multiplex-Sendeketten betreiben wird, ist aber noch offen. Das will die Regulierungsbehörde im Rahmen einer Ausschreibung festlegen. Die ORS ist eine Tochter des ORF und der österreichischen Raiffeisen-Gruppe.

"Am Satellit sollte die Umstellung von DVB-S auf DVB-S2 2020 abgeschlossen sein", plant Weber. Die Verbreitung großer Bildschirme habe sich deutlich beschleunigt. SD-Bilder seien dort oft wenig attraktiv. 2011 wurden die letzten analogen terrestrischen TV-Signale Österreichs durch DVB-T ersetzt, analoges Satellitenfernsehen lief 2012 aus. Das 2008 eingeführte DVB-H für den digitalen TV-Empfang auf mobilen Endgeräten war kein Erfolg und wurde schon 2010 wieder eingestellt.

Rund 90 Prozent der Kärntner Haushalte können simpliTV zumindest mit einer Dachantenne empfangen, der Rest muss auf terrestrisch übertragenes Fernsehen verzichten. Doch nur sechs Prozent aller österreichischen Haushalte empfängt Fernsehen ausschließlich über terrestrische Verbreitung. In Teilen Kärntens können mit DVB-T2-Empfängern auch vier slowenische TV-Programme kostenlos empfangen werden, zwei davon in HD.

SimpliTV bietet optional ein kostenpflichtiges Abo an: Wer monatlich 10 Euro zahlt, kann aus mehr Programmen wählen. Doch auch ohne Pay-TV ist das Signal verschlüsselt. So wird die Registrierungspflicht durchgesetzt. Dieses Prozedere erleichtert den Programmbetreibern den Erwerb von Senderechten an HD-Inhalten. Die Rechteinhaber verlangen nämlich in der Regel, dass die HD-Inhalte nur in einem bestimmten Empfangsgebiet zugänglich gemacht werden. Wer auf der falschen Seite einer Staatsgrenze wohnt, soll nicht zuschauen dürfen, und kann sich daher auch nicht registrieren.

Am 25. Oktober geht auf dem Satelliten SES Astra 1 (19'2° Ost) der Transponder 1.005 in den Regelbetrieb. Dort werden im Format DVB-S2 die Programme ORF III, ORF Sport+ und die Bundeslandsendungen abgestrahlt, alles in HD. Auf Transponder 1.007 gibt es schon bisher ein DVB-S2-Signal mit HD. Darüber hinaus nutzt die ORS die Transponder 1.003, 115 und 117 für DVB-S-Übertragungen in SD. Diese Woche wechselt übrigens das Musikprogramm gotv von Transponder 115 auf 117. Die internationale Version von ORF2 (ORF2E) wird es weiterhin nur in SD geben.

Im Laufe des Oktober gibt es zudem Veränderungen bei der Tonübertragung. Die SD-Programme (DVB-T, DVB-S und Kabel) werden nur noch ein einfaches Stereosignal (PCM) haben. Dolby Digital (AC3) ist den über Kabel und Satellit (DVB-S2) verbreiteten HD-Programmen vorbehalten, während DVB-T2 (simpliTV) mit Dolby Digital Plus (E-AC-3) kommt. (ds)