Eizellen-Einfrieren: Sind Apple und Facebook sozial?

Zwei IT-Riesen bieten an, Mitarbeiterinnen das „Social freezing“ zu bezahlen: das teure Entnehmen und Einfrieren ihrer Eizellen. So lässt sich erst Karriere machen, Kinder sind später trotzdem möglich. Das ist keine Sozialleistung, wie es die Firmen verkaufen.

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Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Zwei IT-Riesen bieten an, Mitarbeiterinnen das „Social freezing“ zu bezahlen: das teure Entnehmen und Einfrieren ihrer Eizellen. So lässt sich erst Karriere machen, Kinder sind später trotzdem möglich. Das ist keine reine Sozialleistung, wie es die Firmen verkaufen.

Facebook bietet es schon an, Apple will 2015 damit anfangen: Weiblichen Mitarbeitern das sogenannte „social freezing“ bezahlen. Gemeint sind die Entnahme und das Einfrieren ihrer Eizellen bis zu einem späteren Zeitpunkt, zu dem sie dann Kinder bekommen können.

Die Kosten liegen in den USA schon ohne die Lagerkosten im fünfstelligen Bereich. Das Verfahren wurde ursprünglich für Krebspatientinnen entwickelt, damit sie trotz Therapien, die ihre Eierstöcke schädigen können, eine Chance auf Kinder haben. Inzwischen nutzen es viele Frauen, die noch nicht den richtigen Partner gefunden haben und Angst haben, dass es auf natürlichem Weg nur noch schwer klappen würde, wenn sie ihn einmal haben. Denn durch das Einfrieren wird sozusagen das genetische Alter der Eizellen angehalten. Mit fortschreitendem Alter steigt das Risiko für schädliche Mutationen und Chromosomen-Störungen wie Trisomien.

Es wurde schon viel für und wider das „social freezing“ argumentiert: Befürworter loben das Angebot, weil Frauen nun stressfrei Karriere machen könnten: Entweder schieben sie mit ihren Partnern die Babyplanung auf, bis die Karriere im Lot ist, oder sie sichern sich eben ab, wenn sie in jüngeren Jahren noch keinen Partner haben.

Gemutmaßt wird auch, Apple und Facebook wollten mit dem neuen Angebot attraktiver für Frauen werden, da ihnen die geringe Frauenquote immer häufiger angekreidet wird. Immerhin locken beide Unternehmen bereits mit vielen Annehmlichkeiten, darunter Unterstützung bei Adoptionen, der Kinderbetreuung und auch einer großzügigen Prämie bei der Geburt von Kindern und vier Monate bezahlter Mutterschaftsurlaub. (Für hiesige Verhältnisse klingt das skandalös wenig, für die USA ist es ein sehr großzügiges Angebot. Oft gibt es nur wenige Wochen – aber das ist eine andere Diskussion.)

Gegner wiederum beschuldigen die Internet- und Elektronikriesen, sich nicht nur ins Privatleben der Frauen einzumischen sondern ihnen auch eine falsche Botschaft zu senden: Karriere sei wichtiger als Familie. Sie befürchten, in Wahrheit sei das Ziel des Angebots, die Frauen in Sachen Kinder auf den Sankt Nimmerleinstag zu vertrösten.

Wahrscheinlich stimmt es sogar, dass die beiden Unternehmen mehr Bewerberinnen anlocken wollen. Aber es ist wenig wahrscheinlich, dass es den Firmen nur darum geht, eine weitere Sozialleistung anzubieten. Ich frage mich nämlich: Bis wann sollen denn laut Facebook und Apple Mitarbeiterinnen die Kinder aufschieben? Wann ist der geeignete Zeitpunkt auf der Karriereleiter, um Kinder zu kriegen? Mal abgesehen davon, dass Schwangerschaften mit wachsendem Alter nicht einfacher werden und mit mehr Risiken behaftet sind.

Wenn es einer jungen Karriere schadet, wegen Kindern vom Arbeitsplatz wegzubleiben, warum soll das Aussetzen später besser sein – wenn man wie gewünscht in einer Position mit weit mehr Verantwortung ist? Ich bin leider nicht überzeugt, dass es Facebook- und Apple-Vorgesetzte weiblichen Mitarbeitern leicht machen würden, wenn diese dann tatsächlich schwanger werden wollen. Wie viele Mitarbeiterinnen werden sich wirklich trauen? Wir werden abwarten müssen, bis es die ersten Insider-Berichte gibt.

(vsz)