FBI nutzte gefälschten Zeitungsartikel, um Verdächtigem Spyware unterzuschieben

Auf der Suche nach dem Urheber von Bombendrohungen gegenüber einer Schule hat die US-Bundespolizei einem Verdächtigen Spyware mit Hilfe eines gefälschten Zeitungsartikels untergeschoben. Die Zeitung beschwert sich nun darüber.

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Das US-amerikanische FBI hat eine gefälschte Website der Tageszeitung Seattle Times benutzt, um auf dem Computer eines Tatverdächtigen Schadcode einzuschleusen und ihn auszuspionieren. Den Machern der Zeitung stößt das sauer auf. Sie sehen nicht nur eine Linie überschritten, sondern diese sogar ausradiert.

FBI-Gebäude in Seattle

(Bild: fbi.gov)

Die FBI-Aktion, die nun von den Bürgerrechtlern der Electronic Frontier Foundation (EFF) dokumentiert wird, geht auf das Jahr 2007 zurück, als die Strafermittlungsbehörde auf der Suche nach einem Verdächtigen im Zusammenhang einer Serie von Bombendrohungen auf die Lacey’s Timberline High School war. Dafür fälschten sie einen angeblich von der Nachrichtenagentur AP stammenden Artikel über Bombendrohungen und verschickten einen Link darauf an einen MySpace-Account. Als der Verdächtige darauf klickte, sei ihm die Software "Computer and Internet Protocol Address Verifier" (CIPAV) auf dem Rechner installiert worden. Mit dieser habe das FBI den Aufenthaltsort des Rechners und die IP-Adresse feststellen können. Daraufhin wurde ein Minderjähriger identifiziert und festgenommen.

Kathy Best

(Bild: Seattle Times)

"Wir sind schockiert darüber, dass das FBI zusammen mit dem Büro des US-Generalstaatsanwalts den Namen unserer Zeitung missbraucht hat, um heimlich Spyware auf dem Computer eines Verdächtigen zu installieren", sagte Kathy Best, Herausgeberin der Seattle Times. Es gehe um den Ruf der Zeitung; damit sie als Aufpasser der Regierung arbeiten kann, benötige sie Vertrauen. Auch AP reagierte missgestimmt. "Wir sind sehr besorgt darüber und finden es unakzeptabel, dass das FBI den Namen von Associated Press für einen gefälschten Artikel benutzt hat.

Das FBI in Seattle verteidigt sein Vorgehen, durch das ein 15 Jahre alter Schüler identifiziert und verurteilt wurde. Die Seattle Times zitiert den FBI-Agenten Frank Montoya, laut dem seine Behörde vor allem zum Ziel hatte, einen Anschlag zu verhindern. Die Technik werde sehr selten angewandt, und zwar nur dann, wenn deutliche Hinweise vorliegen, dass sie helfen könne, eine Bedrohung abzuwenden.

Die EFF hatte sich bereit bei früherer Gelegenheit über den Einsatz des Trojaners durch das FBI beschwert, er sei weitflächig und ohne Rechtsgrundlage verwendet worden, hieß es im Jahr 2011. (anw)