Alcatel-Lucent: VDSL-Vectoring finanziert den Glasfaserausbau

Der Kommunikationskonzern glaubt an die Zukunft des Festnetzes. Statt einem Richtungsstreit zwischen Kupfer und Glasfaser soll Letzterem durch den Kupfer-Turbo Vectoring der Weg geebnet werden.

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DSL-Netzwerkkabel

(Bild: dpa, Rolf Vennenbernd)

Lesezeit: 3 Min.

Der neu ausgerichtete Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent möchte auch in Zukunft mit DSL-Aufrüstung Geld verdienen. Vectoring, VPlus und G.fast sind derzeit en vogue. Die Kupferdrähte sollen also noch weiter ausgequetscht werden. Mitnichten bremse das den Ausbau der Glasfasernetze, meint Alcatel-Lucents Festnetzchef Federico Guillén. Vielmehr würden größere Kupferbandbreiten erst jene Umsätze bringen, aus denen die Investitionen in FTTx finanziert werden könnten.

"Wie schafft man das Kapital für die Investitionen [in Glasfaser]?", fragte Guillén am Mittwoch rhetorisch. Alcatel-Lucent präsentiert sich diese Woche in New Jersey Netzwerktechnikern und Journalisten. DSL ermögliche zwar Flächendeckung, biete aber nicht viel Übertragungskapazität. Diese böten Glasfasern, deren Verbreitung aber noch zwei Jahrzehnte brauchen werde.

"2012 haben wir zwei Religionen gesehen: Glasfaser oder Kupfer", sprach der Manager den Richtungsstreit an, "Heute sehen wir eine Kooperation der beiden in allen Teilen der Welt." Denn das neue, besonders breitbandige DSL beschere den Netzbetreibern Einnahmen. Diese stünden dann für den Glasfaserausbau zu Verfügung. Mit Vectoring und G.fast "schieben wir Glasfaser nicht weiter hinaus", betonte Guillén. Im Gegenteil: "Das sind Beschleuniger für die Glasfaser."

Vectoring (3 Bilder)

In Kabelbündeln stören die DSL-Signale einzelner Doppeladern einander. Dadurch bekommen Kunden vergleichsweise niedrige individuelle Datenraten.

(Bild: Alcatel-Lucent )

Vectoring soll DSL-Datenraten verbessern, in dem es Störungen durch Übersprechen zwischen den in einem Kabelstrang mit einander verlegten Kupferdoppeladern herausrechnet. Guillén vergleicht Vectoring mit einem Kopfhörer, der Störgeräusche durch Gegenschall eliminiert. Die Deutsche Telekom setzt es bei VDSL2 ein und will damit bis zu 100 MBit/s im Downstream und bis zu 40 MBit/s im Upload erreichen. Die Anschlussleitung zum Kunden darf dabei bis zu 500 Meter lang sein.

G.fast setzt ebenfalls auf Vectoring und schafft sogar bis zu 1000 MBit/s, das aber nur auf kurzen Strecken von maximal 100 Metern. Für Leitungen um die 300 Meter bietet Alcatel-Lucent überdies das eigene VPlus an. 200 bis 300 MBit/s sollen damit machbar sein, je nach Länge und Qualität des Kupferdrahtes.

FTTdp ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Akronym: Die Glasfaser soll bis zu einem "distribution point" in der Nähe des Kunden geführt werden – Fibre to the distribution point, FTTdp. Von dort bis zum Kundenanschluss wird eine vorhandene Kupferleitung mit Vectoring gepimpt.

"Damit vermeiden Sie, in das Zuhause des Kunden eindringen zu müssen, und können die vorhandenen Telefonleitungen weiternutzen. Das spart Zeit und Geld", pries Guillén diese Vorgehensweise seinen potenziellen Kunden an, "So können Sie den Kunden halten, anstatt ihn an einen Mitbewerber zu verlieren." Und wolle der Netzbetreiber später einmal die Glasfaser wirklich bis zum Kunden verlängern, sei der Weg nicht mehr weit: "Mit G.fast sind Sie schon so nahe an dem Gebäude, dass Sie auch [mit der Glasfaser] hinein können, wenn Sie es möchten."

Alcatel-Lucent hat Umbuchungsgebühren für ein Flugticket sowie die Unterbringung des Autors am Veranstaltungsort übernommen. (ds)