Zielgerichtete Werbung: Twitter will installierte Apps erfassen

Alles für die Reklamekunden: Mittels "App Graph" sammelt der Kurznachrichtendienst unter iOS und Android künftig, welche Anwendungen vorhanden sind. Technische Details sind noch rar – unter iOS müsste Twitter wohl tricksen.

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Twitter

Twitter-Software auf dem iPhone: "App Graph" schnüffelt bald.

(Bild: dpa, Arno Burgi)

Lesezeit: 2 Min.

Twitter plant, seine Targeting-Optionen für Werbetreibende um App-Listen zu erweitern, die direkt von den Geräten der Nutzer kommen sollen. Die Funktion namens "App Graph" wird auf den Supportseiten des Kurznachrichtendientes erklärt. Dort heißt es, Twitter sammele und "aktualisiere gelegentlich" die auf Mobilgeräten vorhandenen Anwendungen, um ein "noch persönlicheres Twitter-Erlebnis" zu kreieren. Dabei sollen "maßgeschneiderte Inhalte, die Sie interessieren könnten" ausgeliefert werden.

Twitter gibt weiter an, dass man "nur" die Liste der installierten Apps sammele, aber "keine Daten innerhalb der Anwendungen". Mittels "App Graph" will Twitter unter anderem die "Wem kann ich folgen"-Funktion und die automatisch aufgebauten Follower-Listen für neue Nutzer verbessern – und natürlich "relevantere beworbene Inhalte" präsentieren, was das Hauptanliegen sein dürfte.

Das Unternehmen schreibt, man werde die Nutzer, bei deren Account "App Graph" aktiviert wird, mit einer Einblendung in der App informieren. Bis dahin sammele man keine App-Listen. Das neue Targeting ist zunächst für iOS und Android vorgesehen. Es wird nicht verwendet, wenn auf den Geräten Funktionen zur Einschränkung des Werbetrackings aktiviert sind – bei iOS wäre das etwa der "Limit Ad Tracking"-Schalter in den Systemeinstellungen. Auch unter Android gibt es einen Opt-Out-Schalter für "interessensbasierte Anzeigen".

Ist das "App Graph"-Tracking einmal gestartet, soll es nachträglich abschaltbar sein. Das geht über die Einstellungen in der Twitter-App, wo sich ein Schalter für die "Twitter-Anpassung basierend auf meinen Apps" befinden soll. Laut Twitter werden nach der Deaktivierung auch bisher erfasste Listen gelöscht.

Es ist unklar, wie "App Graph" technisch genau funktioniert. Während es unter Android relativ leicht möglich ist, alle installierten Apps zu erfassen, bietet Apple unter iOS keine offizielle API dafür. Möglich wäre es, dass Twitter die Prozessliste nutzt und regelmäßig abklappert – aber darin sind nur die zuletzt auf dem Gerät laufenden Programme verzeichnet. Alternativ könnte der Kurznachrichtendienst auch über URI-Schemata auf installierte Apps schließen, diese stecken aber beileibe nicht in allen Programmen.

[Update 27.11.14 16:23 Uhr:] Der iOS-Sicherheitsexperte Andreas Kurtz, der auch schon für c't als Autor tätig war, hat in einer json-Datei in der Twitter-App Hinweise entdeckt, dass die Anwendung unter iOS insgesamt 2551 einzelne URI-Schemata mittels canOpenURL abklappert. (bsc)