USA: Anonymous-Hacker auf Terror-Watchlist

Der als Stratfor-Hacker bekannt gewordene Jeremy Hammond stand oder steht auf der US-Liste möglicher Terroristen. Das geht aus einem Dokument hervor, das eigentlich hätte zerstört werden sollen.

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Wort "Secret" unter einer Lupe

FBI-Informamt Sabu verhalf Hammond zum Stratfor-Hack. Wikileaks veröffentlichte später die brisanten Daten. Hammond sitzt, Sabu ging frei.

(Bild: dpa, Oliver Berg / Archiv)

Lesezeit: 3 Min.

"Sagen Sie dieser Person nicht, dass sie auf einer Terroristen-Watchlist steht." "Mögliches Mitglied einer terroristischen Organisation – Obacht". "Warnung – Nähern Sie sich vorsichtig." So steht es auf Unterlagen über Jeremy Hammond, welche die Strafvollzugsbehörde des Staates New York im März 2012 erhalten hat. Diese Auszüge aus der Terrorist Screening Database (TSDB) wurden am Montag von Daily Dot veröffentlicht. Hammond ist Anonymous-Mitglied und wurde als "Stratfor-Hacker" bekannt. Der Mann sitzt zur Zeit eine zehnjährige Haftstrafe ab.

Jeremy Hammond hackte aus politischer Überzegung.

(Bild: freejeremy.net)

In dem konkreten Dokument werden Behördenmitarbeiter angewiesen, Kontakte mit Hammond nicht unnötig in die Länge zu ziehen und ihn nicht aufzuhalten, sofern keine Beweise für eine Straftat vorliegen. Offensichtlich soll jede Verdachtserregung vermieden werden. Die Beamten sollen aber schnellstmöglich das Terrorist Screening Center über den erfolgten Kontakt informieren. Die Anweisungen selbst sollten vernichtet werden.

Warum die New Yorker die Datenbank abgefragt haben, oder warum Hammond überhaupt als mögliches Mitglied einer terroristischen Organisation geführt wird, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Den Eintrag in der Liste hat Hammond offenbar dem FBI zu verdanken. Die Definition von Terrorismus ist für die Zwecke der TSDB sehr weit gefasst und erfordert keine Absicht von Gewalttaten.

Neben den eigentlichen Verdächtigen listet die Terroristen-Watchlist Hunderttausende Personen, für die "keine bekannte Zugehörigkeit zu Terrorgruppen" vermerkt ist. Sie ist aus der Zusammenführung von zwölf Listen hervorgegangen, die früher von unterschiedlichen US-Behörden geführt worden waren.

Zwei Tage nachdem der Datenbank-Auszug erstellt wurde, verhafteten FBI-Agenten den jungen US-Amerikaner im US-Bundesstaat Illinois. In der Folge wurde Jeremy Hammond zu zehn Jahren Haft verurteilt, an die sich noch drei Jahre Überwachung anschließen werden. Nach Erkenntnissen des Gerichts hatte das Anonymous-Mitglied die Datenbestände diverser Behörden und Unternehmen kopiert.

Auch Hammonds Zwillingsbruder Jason sitzt ein. Im Januar wurde er wegen eines Angriffs auf eine Neonazi-Versammlung zu 41 Monaten verurteilt.

(Bild: freejeremy.net)

Allein vom privaten Nachrichtendienst Strategic Forecasting ("Stratfor") habe er mindestens 200 GByte heruntergeladen, die Daten von ungefähr 860.000 Kunden. Dazu gehörten Zehntausende von Kreditkartenkonten, mit deren Hilfe mindestens 700.000 US-Dollar an gemeinnützige Organisationen überwiesen worden sein sollen. Wikileaks hatte E-Mails von Stratfor veröffentlicht. Im Mai des Jahres bekannte sich Hammond schuldig; anderenfalls hätte ihm eine bis zu lebenslängliche Haftstrafe gedroht. Die Sicherheitslücke bei Stratfor hatte ihm der FBI-Informant Sabu verraten.

Wegen des Hackens eines Servers einer konservativen Organisation, die Kriegsgegner attackierte, war Hammond bereits 2006 zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Die hat er auch abgesessen. Abgesehen davon wurde der 1985 Geborene mehrere weitere Male verhaftet, darunter wegen Marihuana-Besitzes, wegen einer Auseinandersetzung mit einem Schwulenhasser und wegen Verstoßes gegen ein Demonstrationsverbot, welches zum Schutz einer Neonazi-Versammlung erlassen worden war.

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(ds)