BT übernimmt britische Telekom-Tochter

Der ehemalige Staats-Carrier British Telecom will seine Position auf dem britischen Mobilfunkmarkt ausbauen und übernimmt wie erwartet den Branchenprimus Everything Everywhere. Auch sonst ist der Markt in Bewegung.

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BT übernimmt britische Telekom-Tochter

EE Store im englischen Ipswich. Auch der Nachbar O2 steht zum Verkauf.

(Bild: EE)

Lesezeit: 3 Min.

Der britische Festnetzbetreiber BT übernimmt den Mobilfunkanbieter Everything Everywhere, der bisher zu gleichen Teilen der Deutschen Telekom und Orange (früher France Télécom) gehörte. Für umgerechnet gut 16 Milliarden Euro schwingt sich BT damit wie erwartet zum Marktführer im britischen Mobilfunk auf. Im Zuge des Deals erhält die Telekom 12,5 Prozent der Anteile von BT und wird damit Großaktionär.

Während die Franzosen neben Aktien auch eine hohe Summe Bargeld für ihren Anteil bekommen, erhält die Telekom vor allem ein Aktienpaket. Für die Bonner ist der Ausstieg also ein Einstieg. "Wir schaffen die Grundlage dafür, dass unsere Unternehmen künftig zusammenarbeiten", freut sich der Vorstandschef der Deutschen Telekom, Tim Höttges. Die Unternehmen schafften die Grundlage für eine enge Zusammenarbeit in der Zukunft. Die Deutsche Telekom darf künftig auch ein Mitglied in den BT-Verwaltungsrat entsenden.

Die britische Medienexpertin Claire Enders vom Analyse-Institut Enders Analysis glaubt, dass mit dem Deal ein britisch-deutscher Telekom-Titan entsteht, der für lange Zeit die Märkte dominieren kann. "Die alten Staatsmonopolisten sind dabei, ihr früheres Monopol wieder zu herzustellen", sagte sie der dpa. "Für die Deutsche Telekom ist es das beste Investment, dass sie jemals außerhalb Deutschlands gemacht habe", ist Enders überzeugt.

Dass BT sich nach einem Abschied von Mobilfunkgeschäft wieder in den Markt einkauft, verdeutlicht den Trend zu integrierten Anbietern. Wie Vodafone oder Telefónica versuchen die großen Konzerne, ihren Kunden verschiedene Dienste von Telefon über Mobilfunk und Internet bis zu Pay-TV aus einer Hand anbieten zu können.

Wo das nicht gelingt, ist auch der Rückzug eine Option. So kann etwa die spanische Telefónica in Großbritannien nicht auf ein eigenes Festnetzgeschäft bauen, weshalb der Verkauf der britischen Mobilfunktochter O2 kurz bevor steht. Als Interessent steht der chinesische Mischkonzern Hutchison-Whampoa bereit, der seine Mobilfunkmarke "3" in Europa weiter ausbauen will. Eine Fusion der britischen 3 (knapp 10 Millionen Kunden) mit O2 (24 Millionen) würde einen Anbieter schaffen, der noch größer als EE mit 24,5 Millionen Kunden ist.

Die Telekom hatte vor 15 Jahren den britischen Mobilfunker One2One gekauft und in T-Mobile umbenannt. Doch konnten die Bonner erst nach der Fusion mit der britischen Orange auf der Insel Fuß fassen. Allerdings fehlte sowohl der Telekom als auch ihrem französischen Partner das Festnetzgeschäft für den Aufbau eines integrierten Anbieters. (vbr)