Wirtschaftsministerium will intelligente Stromzähler für alle

Bis 2032 sollen alle Zählpunkte bei Konsumenten mit "Smart Meter"-Technik ausgerüstet werden, hat das Bundeswirtschaftsministerium in Eckpunkten für "intelligente Netze" festgelegt. Verbraucherschützer sind gegen die "Zwangsbeglückung".

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Energiekosten-Messgerät

Bis 2032 sollen "Smart Meter" (links im Bild) flächendeckend eingesetzt werden.

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Das Bundeswirtschaftsministerium hat am Montag ein im Einklang mit dem Koalitionsvertrag stehendes Eckpunktepapier für ein geplantes "Verordnungspaket intelligente Netze" veröffentlicht. Demnach sollen bis 2032 "Smart Meter" flächendeckend in hiesige Haushalte einziehen. Das von Sigmar Gabriel (SPD) geführte Ressort begründet den Vorstoß damit, dass intelligente Stromzähler "Energieeffizienzpotenziale heben können", ohne dass sie ständig ans Internet angeschlossen sein müssten. Vielmehr sei ein Einbau elektronischer Zähler gegenüber den herkömmlichen elektromechanischen Geräten bereits zu "äußerst geringen Mehrkosten" möglich. Derzeit fielen zwischen 10 und 15 Euro pro Jahr dafür an. Zukünftig könnten Einbau und Betrieb bis zu 20 Euro jährlich kosten.

Wie der Stromverbrauch bei neuen Zählern veranschaulicht wird, soll der Kunde selbst entscheiden. Ein externes Zweitdisplay ist nicht verpflichtend vorgesehen. Ferner hofft das Ministerium auf sinkende Preise für Smart Meter und ein zugehöriges "stark verbreiterndes Angebot an Dienstleistungen" wie variable Stromtarife oder ausgefeilte Bilanzierungsverfahren. Zählstellenbetreiber und Energieversorger sollen zudem die Möglichkeit erhalten, komplette intelligente Messsysteme für vernetzte Haushalte installieren zu können, "wenn dies spartenübergreifend nicht zu Mehrkosten für den Verbraucher führt".

Ansonsten wird es laut dem skizzierten Rahmen dabei bleiben, dass Haushalte erst ab einem jährlichen Stromverbrauch von 6000 kWh intelligente Messsysteme einbauen und betreiben müssen. Ein durchschnittliches Vier-Personen-Heim wäre davon nicht unbedingt betroffen: Laut Energieagentur NRW liegt der Jahresverbrauch dort bei 4500 kWh. Erfolgt die Warmwasseraufbereitung elektrisch, erhöht sich der Wert aber auf etwa 6200 kWh. Verbrauchsunabhängige Installationsverpflichtungen bei Neubauten und größeren Renovierungen sollen entfallen. Stattdessen setzt das Ministerium hier auf eine "einfache Nachrüstbarkeit" reiner intelligenter Zähler mit Gateways für komplexere Systeme.

Eine Marktdurchdringung "um jeden Preis" für eine intelligente Messinfrastruktur soll es nicht geben, um Kosten und Nutzen in einem "vernünftigen Verhältnis" zu lassen. Zuvor hatten Berater gewarnt, dass private Verbraucher Einbau- und Installationskosten nicht ansatzweise durch Stromspareffekte ausgleichen könnten. Vorreiter sollen Konsumenten jenseits von 20.000 kWh/Jahr von 2017 an sein. Ab 2021 denkt das Ministerium an die Gruppe mit einem Bezug zwischen 6000 und 10.000 kWh jährlich. Ein Pflichteinbau ist ferner für Erneuerbare-Energien- und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit einer Kapazität von mehr als 7 kW vorgesehen. Die Kosten für die Messsysteme sollen bei unter 100 Euro pro Jahr gehalten werden.

Beim Umsetzen des Konzepts möchten die Wirtschaftspolitiker sehr hohe Standards für die IT-Sicherheit und den Datenschutz auf Basis von Vorgaben in Profilen und Richtlinien des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) setzen. Auch Leitlinien der Datenschutzbeauftragten von Bund und Ländern sollen berücksichtigt werden. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hält die Initiative insgesamt für "übertrieben". Smart Meter böten bislang keinen Zusatznutzen für die meisten Bürger, deren "Zwangsbeglückung" mache daher keinen Sinn. Zudem sei die Finanzierungsfrage nicht vollständig geklärt. (mre)