Schutz der Privatsphäre: Apple-Chef spricht sich gegen "Angstmacherei im Anti-Terror-Kampf" aus

In einem Interview mit einer britischen Zeitung hat Tim Cook sich klar gegen ein Verbot von Verschlüsselung im Netz ausgesprochen. Damit würden nur "die Guten" bekämpft, nicht Terroristen, die sowieso verschlüsselten. Privatsphäre sei ein Menschenrecht.

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Cook besucht Seele-Werk

Apple-Chef Cook bei einem Besuch eines deutschen Apple-Lieferanten.

(Bild: dpa, Tobias Hase)

Lesezeit: 3 Min.

Apple-Chef Tim Cook hat sich sehr deutlich für den Schutz der Privatsphäre und gegen weitreichende Internet-Überwachung ausgesprochen. "Keiner von uns sollte akzeptieren, dass die Regierung oder ein Unternehmen Zugang zu allen unseren privaten Informationen hätten", sagte der 54-Jährige dem britischen Daily Telegraph in einem Interview. Privatsphäre sei ein grundlegendes Menschenrecht. "Wir sollten es nicht aufgeben", etwa wegen Angstmacherei im Anti-Terror-Kampf.

Apple war in den USA für die Datenverschlüsselung in Diensten wie der SMS-Alternative iMessage kritisiert worden: Der iPhone-Konzern erklärt, dass er keine Inhalte an Behörde weitergeben könne, da auch er selbst nicht an sie herankomme. Eingriffe in die Privatsphäre von Internetnutzern seien nutzlos im Kampf gegen den Terror, argumentierte Cook. Längst beherrschten Terroristen selbst Methoden zur Verschlüsselung.

"Wenn wir nicht verschlüsseln, treffen wir damit die guten Leute. Es sind die 99,999 Prozent der Menschen, die gut sind." Wenn Firmen wie Apple Informationen nicht schützen dürften, seien auch private Gesundheits- und Finanzdaten gefährdet. In Sachen Terrorismus gab sich Cook dennoch hart: Dieser sei "furchtbar und müsse gestoppt werden". Jeder Mensch müsse sein Möglichstes tun, um "diesen Irrsinn" zu stoppen. "Diese Leute sollten nicht existieren. Sie sollten eliminiert werden."

Die Enthüllungen des Informanten Edward Snowden über die ausufernde Internet-Überwachung durch den Geheimdienst NSA hatten das Verhältnis zwischen dem Silicon Valley und der US-Regierung nachhaltig gestört. Auch andere Firmen wie Google bauten die Verschlüsselung stark aus. Apple-Chef Cook versucht seit Monaten, sich von der Online-Konkurrenz zu distanzieren, bei der die Verarbeitung von Nutzerinformationen zum Geschäftsmodell gehört, weil sie sich mit Online-Werbung finanzieren. Apple mache sein Geld mit dem Geräteverkauf.

Auch in einem weiteren Interview mit der Bild am Sonntag wiederholte Cook seine Botschaft: "Wir lesen Ihre E-Mails nicht, wir lesen Ihre Textnachrichten nicht – und wir finden es inakzeptabel, wenn jemand das tut." Er fühle sich den Deutschen sehr nah, weil sie seine Ansichten zum Schutz der Privatsphäre teilten.

Die Interviews brachten auch einige interessante Informationen hervor: So soll die kommende Computer-Uhr von Apple auch Autoschlüssel ersetzen können. Und Cook steht nach eigenen Angaben jeden Morgen um 3.45 auf und beantwortet erst E-Mails, die sich über Nacht angesammelt hätten. Gegen 5.00 Uhr gehe er danach für eine Stunde ins Fitness-Studio. Allerdings geht er dafür auch schon zwischen 21 Uhr 30 und 22 Uhr ins Bett. (mit Material von dpa) / (bsc)