Silk Road: Ermittler sollen sich bei Drogengeld bedient haben

Zwei Ermittler im Fall Silk Road stecken wohl selber knietief im Sumpf des Verbrechens: Beide sollen illegal Bitcoins eingesackt haben, einer habe zudem den Drogenmarktplatzbetreiber erpressen und ihm Informationen über die Ermittlungen verkaufen wollen.

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Silk Road: Ermittler sollen sich bei Drogengeld bedient haben
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Die Saga um den ehemaligen Internet-Schwarzmarkt Silk Road wird um ein bizarres Kapitel erweitert: Zwei Ex-Agenten stehen im Verdacht, sich bei den Ermittlungen die Taschen mit der Kryptowährung Bitcoin gefüllt zu haben. Den damaligen Mitarbeitern der Drogenpolizei DEA und des Geheimdienstes Secret Service werde Geldwäsche und Betrug vorgeworfen, wie aus den Gerichtsakten hervorgeht. Der DEA-Agent werde zudem wegen Diebstahls von Regierungseigentum und Interessenkonflikten bei seinem Einsatz beschuldigt.

Der 46-Jährige, der etwa 15 Jahre als Sonderermittler der DEA angestellt gewesen sei, habe sich an Bitcoins persönlich bereichert, anstatt sie an die Regierung zu übergeben. Die digitale Währung war bei Geschäften auf Silk Road das Hauptzahlungsmittel. Der Mann sei am Freitag in Baltimore verhaftet worden, berichtet die New York Times.

Darüber wollte der DEA-Mitarbeiter wohl auch noch unter verschiedenen Pseudonymen illegale Geschäfte mit dem Betreiber der Silk Road anbahnen. Unter einem Decknamen habe er erfolglos versucht, diesen mit enttarnenden Informationen zu erpressen; unter einem anderem Namen wiederum bot er gegen Geld Informationen über die laufenden Ermittlungen gegen die Silk Road an und lieferte wohl auch.

Ebenfalls soll der Ermittler an der Bitcoin-Börse CoinMKT beteiligt gewesen sein und habe dort unter anderem für dafür gesorgt, dass ein Nutzerkonto eingefroren wird – wobei er das Bitcoinguthaben im Wert von fast 300.000 US-Dollar offenbar selbst einstrich. Ebenfalls soll er seine Befugnisse missbraucht haben. um auf die Paypal-Tochter Venmo sowie die Bitcoinbörse Bitstamp Druck auszuüben und so seine Geldwäscheversuche zu tarnen. Beide Anbieter hatten ihm wohl Konten wegen verdächtiger Transfers gesperrt. Laut der New York Times sollen aus seinen Machenschaften rund 776.000 US-Dollar auf seinen privaten Konten gelandet sein.

Der andere Verdächtigte, ein 32-Jähriger, der sechs Jahre für den Secret Service ermittelt haben soll, habe sich in San Francisco gestellt. Er soll Bitcoins im Wert von rund 800.000 US-Dollar für sich abgezweigt haben. Beide Agenten hätten laut New York Times gekündigt, nachdem sie von den Ermittlungen gegen sich erfuhren.

Geldwäsche und Betrug zählen auch zu den Verbrechen, wegen derer der mutmaßliche Betreiber von Silk Road, Ross U., Anfang Februar vor einem New Yorker Gericht verurteilt wurde. U. soll Kopf einer Verschwörung zum Drogenhandel im Internet gewesen sein, ihm droht eine lebenslange Haftstrafe. Sein Verteidiger Joshua Dratel erklärte angesichts der neuen Enthüllung, dass man bereits seit vier Monaten auf Beweisen für das Treiben der beiden Agenten gesessen habe. Bei der Verhandlung gegen U. seien diese vor Gericht aber nicht zugelassen worden.

Die Silk Road war im Oktober 2013 ausgehoben worden – zumindest die Ursprungsversion. Danach gingen wiederholt Nachahmerseiten ans Netz, die meist nur über Anonymisierungsdienste wie Tor oder I2P zu erreichen sind. (Mit Material der dpa) / (axk)