EU-Kommission erhöht den Druck auf Google

Die EU-Kommission wirft dem Suchmaschinenbetreiber nun offiziell die Benachteiligung der Konkurrenz vor. Dabei geht es auch um das Betriebssystem Android.

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EU-Kommission erhöht den Druck auf Google

Gebäude der EU-Kommission in Brüssel

(Bild: EU-Kommission)

Lesezeit: 2 Min.

Im Streit über die Marktmacht von Google droht die EU-Kommission dem Suchmaschinenbetreiber mit einer Milliardenstrafe. Die EU-Behörde wirft Google nun offiziell die Benachteiligung der Konkurrenz vor und verschickte am Mittwoch die Beschwerdepunkte an den US-Konzern. Damit verschärfte sie das seit 2010 laufende Verfahren. In letzter Konsequenz drohen Google ein EU-Bußgeld von aktuell bis zu 6,6 Milliarden Euro sowie Auflagen für sein Geschäftsmodell in Europa.

Nach Ansicht der EU-Kommission bevorzugt Google in seiner Suchmaschine in der Trefferliste die eigenen Dienste gegenüber Konkurrenzangeboten, etwa beim Preisvergleich im Online-Handel. Die Kommission befürchtet, dass die Nutzer bei ihrer Suche nicht unbedingt die für sie relevantesten Ergebnisse zu sehen bekommen. Dies schade den Verbrauchern und konkurrierenden Preisvergleichsdiensten und bremse Innovationen.

Zudem weitet die EU-Kommission das Verfahren aus und nimmt auch die Dominanz von Googles Betriebssystem Android unter die Lupe, das auf Smartphones und anderen mobilen Geräten läuft. Dabei geht es um die Frage, ob Google wettbewerbswidrige Vereinbarungen getroffen oder seine Dominanz ausgenutzt hat.

EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager sagte, sie habe die Befürchtung, dass Google sich "einen unfairen Vorteil verschafft" habe. Der Suchmaschinenbetreiber hat in Europa einen Marktanteil von 90 Prozent. Bei Android wolle sie "sicherstellen, dass die Märkte in diesem Bereich sich entwickeln können, ohne dabei von einem Unternehmen durch wettbewerbswidrige Handlungen behindert zu werden."

Google hat nun zehn Wochen, um zu antworten. Eine Frist für eine Entscheidung der EU-Kommission gibt es nicht, Experten rechnen aber mit mindestens einem Jahr.

Google hatte sich mehrfach zu Zugeständnissen bereiterklärt, die Vestagers Vorgänger Joaquín Almunia ausreichend fand. In der Kommission gab es jedoch Widerstände gegen eine Einstellung des Verfahrens. Den Konkurrenten und Unternehmen aus der Medienbranche gingen Googles Zugeständnisse nicht weit genug. Sie wollen unter anderem einen prominenteren Platz bei der Anzeige von Suchergebnissen.

Update 15.4., 13.07 Uhr: Google das Vorgehen bei seiner Shopping-Suchmaschine verteidigt. "Die Ergebnisse von Google Shopping haben dem Wettbewerb nicht geschadet", erklärte der Konzern in einem Blogeintrag. Es gebe eine Menge populärer Preissuchmaschinen.

Laut von Google in einer Grafik veröffentlichten Nutzerzahlen für Deutschland liegt die eigene Shopping-Suche in etwa auf gleichem Niveau mit zahlreichen anderen Diensten und deutlich unter Idealo.de des Medienkonzerns Axel Springer. (mit Material der dpa) / (anw)