Zweites Leben für Autoakkus

Nissan und General Motors haben damit begonnen, alte Batterien aus Elektrofahrzeugen zu entnehmen, um daraus stationäre Energiespeicher zu machen.

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Von
  • Richard Martin

Nissan und General Motors haben damit begonnen, alte Batterien aus Elektrofahrzeugen zu entnehmen, um daraus stationäre Energiespeicher zu machen.

Der Nissan Leaf ist seit Dezember 2010 auf dem Markt – was bedeutet, dass die Batterien in den ersten Modellen des populärsten Elektroautos der Welt auf absehbare Zeit ausgetauscht werden müssen. Doch diese Akkublöcke müssen nicht gleich ins Recycling, geht es nach dem japanischen Autobauer. Er hat ein Programm aufgelegt, das den Altbatterien ein zweites Leben verspricht. Dazu sollen sie in stationäre Energiespeichersysteme eingebaut werden.

Nissan hat schon kurz nach dem Verkaufsstart des Leaf ein Joint Venture mit der Sumitomo Corporation begonnen. Der Autohersteller arbeitet außerdem mit Green Charge Networks zusammen, einer Firma, die die Autoakkus in Energiespeichersystemen für kommerzielle Kunden wiederverwerten will. Die Ankündigung Nissans kam einen Tag vor der Bekanntgabe eines ähnlichen Projekts von General Motors. Hier wird ein Verwaltungsgebäude auf dem Testgelände Milford Proving Ground mit einem Energiespeichersystem versorgt, das Batterien aus dem Chevrolet Volt nutzt.

Mit der Zeit verlieren Elektroautoakkus die Kapazität, den Motor ordnungsgemäß zu betreiben – schließlich werden sie Tag für Tag oft mehrere Male geladen und wieder entladen. Sie sind dann für den stationären Betrieb aber durchaus noch nutzbar. "Eine Batterie ist wie ein Getriebe oder ein Motor, man kann sie wiederaufbereiten und erneut verwenden", sagt Pablo Valencia, Senior Manager für den Bereich Battery Lifecycle Management bei GM. Das gelte auch für das Stromnetz.

Das Volt-Batteriesystem ist bislang noch nicht zur kommerziellen Verwendung auf dem Markt. In Milford wird es genutzt, um Strom aus erneuerbarer Energie zwischenzuspeichern. Eine Kommerzialisierung ist für die Zukunft vorgesehen. Nissan und Green Charge vermarkten ihr Speichersystem bereits an Unternehmen, die Spitzenlastzuschläge ausgleichen wollen. Beide Firmen, zusammen mit Toyota und anderen E-Auto-Herstellern, erhoffen sich einen blühenden Markt für Altakkus, die private Heime und Firmen mit Strom versorgen könnten.

Hinzu kommt noch ein weiterer Ansatz: Die Akkus sollen schon in den Elektrofahrzeugen als Stromspeicher dienen. Dabei geht es um das sogenannte Vehicle-to-Grid-Prinzip, auch V2G genannt. Dabei werden die Autoakkus genutzt, um im Stromnetz ausgleichend zu wirken, indem sie zu viel produzierte Energie aufnehmen und in Spitzenlastzeiten abgeben. Das kann aber nur klappen, wenn die Technik weit genug verbreitet ist. Zu den größten Befürwortern von V2G gehört das US-Verteidigungsministerium, wo man rund 20 Millionen Dollar investiert hat, um 500 mit der Technik ausgestattete Fahrzeuge auf Militärbasen in ganz Amerika zu installieren.

Solche Systeme müssen über bidirektionale Anschlüsse verfügen: Das Fahrzeug muss Strom zurück ins Netz einspeisen können und nicht nur aus ihm Strom beziehen. Fahrzeuge, die in den USA verkauft werden, können das noch nicht. In Japan verkaufen Nissan und Mitsubishi bereits V2G-Autos. So kann das Leaf-to-Home-System von Nissan ein japanisches Durchschnittshaus zwei Tage lang mit Energie versorgen, sollte der Strom ausfallen.

Kurzfristig werden aber wohl nur Altakkus aus Fahrzeugen, die in stationären Energiesystemen eingebaut sind, Strom zurück ins Netz speisen. Green Charge und andere Firmen wollen durch die Verwendung gebrauchter Batterien die Kosten für solche Anlagen senken – und die niedrigeren Preise hoffentlich an ihre Kunden weitergeben: "Die Verfügbarkeit solcher Systeme wird den Markt für Energiespeicher erweitern", sagt Brad Smith, Direktor der Batterieabteilung von Nissan USA.

Gleichzeitig könnten auch Elektrofahrzeuge wirtschaftlicher werden. Derzeit zahlen die Kunden noch einen Aufschlag gegenüber Autos mit Verbrennungsmotor. Zwar sinken die Batteriepreise stetig, doch sind sie immer noch für gut ein Drittel der Gesamtkosten verantwortlich. Ist es möglich, benutzte Akkus zu verkaufen, könnte dies Kosten senken – und Elektrofahrzeuge in neue Kundensegmente vorstoßen lassen. (bsc)