LiMux: Münchner CSU will auf Laptops von Linux zurück zu Windows

Die CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat verlangt, die Notebooks der Abgeordneten "für den alltäglichen Gebrauch tauglich zu machen" und von Linux auf Windows umzustellen. Ein Amt plagen derweil anhaltende IT-Probleme.

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Linux-Betriebssystem für Kommunen
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Das Open-Source-System LiMux, das auf dem Großteil der Arbeitsplatzrechner der Münchner Verwaltung läuft, kommt nicht zur Ruhe. Die CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat reibt sich nun daran, dass die Linux-Variante seit 2014 auch auf neuen Laptops für die Volksvertreter vorinstalliert ist.

LiMux - Linux in der Stadtverwaltung München

Die Christsozialen haben daher den Ende Juli den Antrag gestellt, die Geräte "nachzurüsten", für die Notebooks "Windows-Lizenzen samt Officepaketen" anzuschaffen und den Anwendern die "nötigen Benutzerrechte" an die Hand zu geben.

Leider könnten die LiMux-Laptops "aufgrund umständlicher Benutzbarkeit, Inkompatibilitäten und der fehlenden Benutzerrechte von den Stadträten nur sehr eingeschränkt" verwendet werden, begründet die stärkste Fraktion in dem Abgeordnetengremium ihren Vorstoß. So sei es etwa nicht möglich, insbesondere Textbearbeitungsprogramme, Skype oder Office selbst nachzuinstallieren. Dies verhindere einen normalen Gebrauch der mobilen Rechner. Viele Stadträte verwendeten aufgrund der beschriebenen Probleme weiterhin ihre privaten Notebooks. ein großer Teil der angeschafften Geräte altere "ungenutzt vor sich hin".

Zu den namentlich aufgeführten Unterzeichnern des Antrags gehört der IT-Experte der CSU-Fraktion, Otto Seidl. Dieser hatte sich voriges Jahr noch prinzipiell als LiMux-Verfechter bezeichnet, zumal Microsoft auch "nicht der Himmel der IT-Welt" sei. Für eine aktuelle Stellungnahme war Seidl am Donnerstagnachmittag nicht erreichbar.

Stefan Hauf, Leiter des Presse- und Informationsamts der Landeshauptstadt, erklärte gegenüber heise online, dass der Antrag derzeit im Rathaus bearbeitet werde. Die darin beklagten fehlenden Admin-Rechte hätten aber nichts mit dem Betriebssystem zu tun, "sondern mit den Sicherheitsvorgaben für das städtische IT-Netz". Auch unter Windows könnten die Stadträte nicht einfach eigenhändig Apps aufspielen. Auf den Laptops ist zudem im Rahmen von LiMux in der Regel bereits eine Version von LibreOffice vorhanden, die speziell an die Bedürfnisse der Münchner Verwaltung angepasst sein soll.

LiMux hat unter der schwarz-roten Koalition in München seit über einem Jahr keinen leichten Stand mehr. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) monierte bald nach seinem Einstand im vorigen Sommer, dass freie Software "gelegentlich den Microsoft-Anwendungen hinterherhinke". Sein Vize, der CSU-Mann Josef Schmid, machte einen hohen Leidensdruck bei den mit Open-Source-Software arbeitenden Verwaltungsangestellten und deutliche Schwächen bei dem Vorzeigeprojekt aus.

Die Stadt hat inzwischen ihre Mitarbeiter zu ihrer Zufriedenheit mit der IT-Infrastruktur befragen lassen. Die Auswertung der internen Sondierung sei aber noch nicht abgeschlossen, teilte Hauf mit. Die Ergebnisse werden unter anderem den externen Gutachtern zur Verfügung gestellt, die nach dem Willen Reiters die gesamte IT der bayerischen Hauptstadt "ergebnisoffen" auf den Prüfstand stellen sollen.

Für diese Studie läuft noch das Vergabeverfahren. Mit der Analyse soll dem Sprecher zufolge "möglichst bis Ende des Jahres gestartet werden". Mit Resultaten sei in der zweiten Jahreshälfte 2016 zu rechnen.

Das Münchner Kreisverwaltungsreferat informiert unterdessen im Web potenzielle Besucher der Bürgerbüros sowie der Kfz-Zulassungs- und Führerscheinstelle, dass es dort "wegen des immer größer werdenden Kundenaufkommens, anhaltender IT-Probleme und Personalengpässen" inzwischen regelmäßig zu "stundenlangen Wartezeiten und erheblichen Einschränkungen" komme. Man arbeite mit dem IT-Dienstleister daran, die Schwierigkeiten so schnell wie möglich zu meistern.

Auch hier liegt die Ursache der informationstechnischen Widrigkeiten aber offenbar nicht an LiMux. Diese gingen zurück "auf die Umstellung auf ein neues Fachverfahren für Meldebehörden und damit einhergehende Performance- und Serverprobleme", konstatierte Hauf. Der Stadtrat hat dem Referat mittlerweile zusätzliche Stellen bewilligt, die jedoch erst besetzt werden müssen. (jk)