Pioneer Awards: EFF ehrt Caspar Bowden posthum

Den Kampf gegen den Krebs hat Caspar Bowden verloren. Der Kampf für Privates und Datenschutz geht weiter. Die Electronic Frontier Foundation ehrt Bowden mit ihrem Pioneer Award.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Autogramm Caspar Bowdens

Caspar Bowdens Autogramm.

Lesezeit: 3 Min.

Die Electronic Frontier Foundation (EFF) hat die diesjährigen Preisträger ihrer jährlichen Pioneer Awards bekannt gegeben. Die Preisverleihung steigt am 24. September in San Francisco. Einer der vier Preisträger, der Datenschutzaktivist Caspar Bowden, wird nicht mehr teilnehmen können. Im Juli ist Bowden an den Folgen von Hautkrebs verstorben.

Caspar Bowden, 1961-2015

(Bild: Rama CC-BY-SA 2.0)

Die US-Bürgerrechtsorganisation EFF beschreibt ihn als Visionär, der sich für Lösungen für die Überwachungsproblematik stark gemacht hat, lange bevor andere das Problem erkannt hatten. Bowden wurde dafür berühmt, das US-Überwachungsprogramm PRISM vorausgesagt zu haben, ohne den Namen zu kennen. Durch Edward Snowdens Enthüllungen wurden seine Warnungen bestätigt.

In Großbritannien hatte er die Sozialdemokraten schon in den 1990er-Jahren von den Vorteilen der Verschlüsselung überzeugt. Doch als die Partei mit Tony Blair an die Macht kam, änderte sich auch diese politische Einstellung von New Labour radikal. In der Folge gründete Bowden gemeinsam mit anderen die Foundation for Information Policy Research (FIPR), die sich gegen den britischen Überwachungsstaat einsetzt.

Weithin bekannt wurde der 1961 in London Geborene durch seine Karriere bei Microsoft: Ab 2002 beriet er den Konzern in Sachen Privacy für die EMEA-Region. Dabei kritisierte er unter anderem das US-Gesetz Foreign Intelligence Surveillance Act, dass Ausländer zu Überwachungsfreiwild erklärte. Er warnte davor, anderen Regierungen Microsofts Cloud-Dienste zu verkaufen; das mache sie zum offenen Buch für die NSA.

2011 wurde Bowden gegangen. Das Misstrauen war gegenseitig geworden. In der Folge beriet er das EU-Parlament und die britische Open Rights Group. Er war auch Mitglied des Verwaltungsrates des Anonymitätsdienstes Tor. Die letzten Jahre seines Lebens dürfte der Brite bewusst auf Mobiltelefone verzichtet haben. Laut Jacob Appelbaum hat Bowden von seinem Totenbett dazu aufgerufen, für den Schutz der Privatsphäre unabhängig von der Nationalität zu kämpfen.

Jacob Appelbaum überbringt eine letzte Nachricht Caspar Bowdens.

Das kanadische Citizen Lab erhält dieses Jahr ebenfalls einen Pioneer Award. Es ist Teil der Universität von Toronto und forscht im Bereich IKT, Menschenrechte und globale Sicherheit. Mit dem Aufspüren staatlicher Malware hat sich das Citizen Lab einen Namen gemacht. Das 2001 gegründete Institut veröffentlicht auch Berichte über Zensur und Überwachung in sozialen Medien, sowie über nationalstaatliche Internetfilter.

Die symbolische Trophäe der Pioneer Awards.

(Bild: Quinn Norton oder Amber Wolf)

Die Association for Progressive CommunicationsAssociation for Progressive Communications (APC) und deren Managerin Anriette Esterhuysen werden für ihren Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Entwicklung, vorwiegend auf der Südhalbkugel ausgezeichnet. APC hofft, dem Ziel durch die Verbreitung leistbarer und verlässlicher Zugänge zu einem freien und offenen Internet näher zu kommen.

Und auch Kathy Sierra wird einen Pioneer Award entgegennehmen dürfen. Sie wirkt als Programmierlehrende und hat die Online-Community Javaranch ins Leben gerufen. "Sierra hat 20 Jahre dafür gewidmet, andere dazu zu drängen, menschlichere Software und Onlinedienste zu gestalten", schreibt die EFF, "Damit hat sie die digitale Welt einem größeren Publikum eröffnet."

Hinweis: Zu den Sponsoren der 2015 Pioneer Awards zählen Adobe, Automattic, Facebook, No Starch Press und O’Reilly Media. In Kooperation mit O’Reilly verlegt Heise Medien die Zeitschrift c't Make:. (ds)