Sendung mit der Maus

Wer sich genüsslich in seinen Sessel zurücklehnt, um in entspannter Haltung zu tippen, bleibt allzu oft am kurzen Tastaturkabel hängen. Spieler verfluchen ihr Mauskabel, wenn es sich mitten im heißen Gefecht verhakt. Funktastaturen und -mäuse versprechen schnurlose Bewegungsfreiheit, doch Vorsicht: Vielleicht liest der Nachbar mit.

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Inhaltsverzeichnis

Ob am Designer-Schreibtisch oder auf der Wohnzimmercouch, Kabel an Tastatur und Maus sind im günstigsten Fall hässlich und im schlimmsten Fall zu kurz. Doch zum Glück bieten immer mehr Hersteller neben den verkabelten Eingabegeräten auch Funktastaturen und -mäuse an. Anders als bei der älteren Infrarot-Technik ist kein direkter Sichtkontakt zum Empfänger notwendig, und so kann sich der Anwender je nach Gerät knapp zwei bis über vier Meter von seinem Rechner entfernen. Selbst durch Schranktüren oder Wände finden die Funkwellen ihr Ziel.

Während die Funkmäuse fast alle einzeln erhältlich sind, bieten die Hersteller ihre Tastaturen bis auf eine Ausnahme nur im Komplettpaket mit Maus an. Neun Funkmäuse und fünf Komplett-Desktops fanden sich auf dem Prüfstand ein. Logitech war dabei mit jeweils drei Modellen vertreten, darunter die neue Mouseman Optical, die mit einem Preis von 149 Mark in neue Höhen vorstößt. Ein weiteres optisches Modell hat Anubis mit seiner Typhoon Unplugged Mouse im Angebot. Doch es gibt auch günstige Alternativen, wie A4Tech mit seinen zwei Mäusen beweist. Im preislichen Mittelfeld liegen die Modelle von Microsoft und Genius. Etwas billiger als bei den Komplett-Desktops von Logitech kommt der Anwender bei Genius und Mitsumi weg. Wer eine einzelne Tastatur ohne Maus sucht, muss zwangsläufig zum KB-16M von Genius greifen, das sich von dem hier getesteten Komplett-Desktop nur durch den abgespeckten Empfänger unterscheidet. Die neuen Modelle von Dexxa und Cherry wurden leider nicht rechtzeitig zum Test fertig.

Wir haben bei den Geräten besonders auf die Handhabung und die Störsicherheit geachtet. Der Benutzer sollte den gesteigerten Komfort der Funkverbindung nicht durch träges Verhalten oder lästige Stromsparmodi einbüßen. Außerdem war die Frage wichtig, ob sich mehrere Mäuse und Tastaturen gegenseitig stören und ob die verwendeten Erkennungs-IDs einen wirksamen Schutz bieten.

Der serielle Mausanschluss hat inzwischen fast ausgedient, lediglich Microsoft liefert hierfür noch einen Adapter mit. Alle anderen Modelle suchen über PS/2 oder USB Kontakt zum Rechner. Dabei zeigten sich die Empfänger bei der maximalen Stromaufnahme recht genügsam. Keines der Modelle kam hier in die Nähe kritischer Werte. Anschlussprobleme mit Mainboards, die am PS/2-Anschluss nicht genügend Strom liefern, sollten deshalb nicht auftauchen [1].

Wer eine USB-Buchse übrig hat, sollte diese bei den Mäusen dem PS/2-Anschluss vorziehen. USB überträgt die Daten der Maus 125-mal in der Sekunde, während der PS/2-Port normalerweise nur 40 Abfragen pro Sekunde schafft. Besonders Action-Spieler profitieren vom schnelleren USB-Anschluss, da sich der Mauszeiger flüssiger über den Bildschirm bewegt. Zwar gibt es Programme, die die Abfragefrequenz der PS/2-Maus erhöhen [2], jedoch arbeiten sie mit den getesteten Funkmäusen nicht zusammen.

Bei den Tastaturen taucht der alte DIN-Stecker nur noch bei einem Modell auf. Alle anderen bieten PS/2- oder USB-Anschluss oder beides. USB ist vorrangig für Notebook-Besitzer interessant. Desktop-PCs haben ohnehin eine PS/2-Buchse, sodass eine USB-Tastatur nur einen der raren Anschlüsse verschwendet. Hinzu kommen eventuelle Installationsprobleme: Trotz Legacy Support im BIOS fragt Windows 98 beim Start nach, ob es den Treiber für die USB-Tastatur installieren soll. Wer jetzt keine PS/2-Maus oder -Tastatur zur Hand hat, um dies zu bestätigen, schaut in die Röhre.

Alle getesteten Mäuse und Tastaturen verhielten sich wie gewöhnliche PS/2- beziehungsweise USB-Geräte. Alle Betriebssysteme sollten also ohne besondere Treiber damit zurechtkommen. Für Windows legen die Hersteller umfangreiche Software und Treiber für programmierbare Tasten, Menüs und Browser-Funktionen bei. Diese sind jedoch eher als nette Spielerei anzusehen. Wesentlich nützlicher ist hingegen die Stromanzeige für die Batterien der Funkgeräte. A4Tech, Genius und Logitech warnen den Benutzer, wenn die Batteriespannung zu sehr abfällt, bei der Typhoon-Maus fängt das Mausrad rot zu blinken an. Nur Microsoft und Mitsumi verzichteten auf eine Anzeige.

Bei Mac OS wird die Auswahl an Zusatzsoftware schon geringer. Lediglich Logitech liefert Treiber für seine Mäuse. Bei allen anderen Geräten muss man auf zusätzliche Funktionen wie die Batterieanzeige verzichten. Bis auf das Mitsumi RF Office Kit, das unter Mac OS 9 den Dienst versagte, liefen alle USB-Geräte sowohl unter Mac OS 9 als auch unter Mac OS X.

Aktuelle Funkmäuse und -tastaturen senden im 27-MHz-Band und verfügen bis auf die Modelle von Logitech über zwei Funkkanäle. Die Reichweite ist nicht nur von der Sende- und Empfangsleistung, sondern auch von der Aufstellung und der Umgebung der Geräte abhängig. Durch normale Wände lassen sich die Funkwellen nicht aufhalten. So konnten wir mit einer Funktastatur auf einem PC im Nachbarraum ohne Probleme schreiben. Metall stört den Empfang jedoch empfindlich. Dazu gehören Bewehrungen in Wänden ebenso wie Computergehäuse und Tischbeine aus Stahl. Es ist keinesfalls egal, ob der Empfänger unten auf dem Boden oder in luftiger Höhe im Regal liegt: Die maximale Reichweite erlangen Funkmäuse nur, wenn sie mit dem Empfänger auf einer Höhe liegen. Der Empfänger gehört also auf den Schreibtisch oder im Wohnzimmer in die Höhe des Couchtisches. Wenn Maus und Tastatur nur einen halben Meter nach unten oder oben abweichen, kommt kein Sender - egal ob Maus oder Tastatur - über zwei Meter hinaus. Der von den Herstellern vorgegebene Mindestabstand von 20 cm spielt allerdings keine Rolle: Im Test funktionierten alle Geräte direkt neben den Empfängern ohne Probleme.

Solange eine Funkmaus allein auf weiter Flur auf Sendung geht, ist die Welt noch in Ordnung. Treten die Nager jedoch im Rudel auf, droht Kabelsalat im Äther. Damit ein Empfänger weiß, welche Maus zu ihm gehört, haben die meisten Mäuse eine Erkennungsnummer, die sie von ihren baugleichen Brüdern unterscheidet. Logitech zeigte sich hierbei spendabel und verteilte gleich 4095 unterschiedliche IDs. Ein Zufallsgenerator wählt beim Einlegen der Batterien automatisch eine davon aus. Nun muss der Mausbesitzer nur noch eine Taste am Empfänger und eine Taste an der Maus drücken, um die beiden Geräte miteinander zu ‘verheiraten’. Anubis und Mitsumi arbeiten mit dem gleichen Prinzip, nur dass bei diesen Modellen eine von 255 IDs fest in die Mäuse einprogrammiert ist. Wer mehrere Rechner mit Funkmäusen ausstatten will, sollte sich für den Fall, dass er zwei Mäuse mit der gleichen ID erwischt, ein Umtauschrecht zusichern lassen. A4Tech überprüft die IDs nicht per Hardware, sondern im Maustreiber. Das ist zwar praktisch, wer die Mäuse jedoch unter DOS oder Linux betreiben will, hat keinen ID-Schutz. Noch spartanischer waren Genius und Microsoft, die ihren Geräten keinerlei IDs mitgaben. Bei diesen Modellen stehen lediglich zwei unterschiedliche Funkkanäle zur Wahl, drei Mäuse kommen sich also unwiderruflich ins Gehege.

Doch auch mit einer Funk-ID ist die Störsicherheit alles andere als perfekt. Die Empfänger nehmen erst einmal alle Informationspakete, die ihnen zugefunkt werden, entgegen und sortieren erst dann diejenigen aus, die vom falschen Absender kommen. Wenn jedoch zu viele falsche Absender dazwischenfunken, bleiben die Signale von der richtigen Maus auf der Strecke. Der Mauszeiger bleibt dann einfach stehen und der Rechner lässt sich nicht mehr vernünftig bedienen. Die IDs verhindern lediglich, dass fremde Mausklicks oder Tastendrücke auf einem anderen Computer ausgeführt werden. Erst wenn die Störenfriede sich um die in der Tabelle angegebene Strecke weiter vom Empfänger entfernen als der richtige Sender, geht der Betrieb reibungslos weiter. Das können je nach Modell und Ausrichtung des Empfängers bis zu 3,50 Meter sein. Die Erkennungs-IDs stellen also keine richtige Lösung des Problems dar, sondern sind reines Flickwerk. Damit sich Funkmäuse und -tastaturen zuverlässig vertragen, müssten die Hersteller eine völlig andere Funktechnik, wie etwa Bluetooth, verwenden.

Nicht nur Mäuse und Tastaturen funken auf 27 MHz, auch Hobbyfunker nutzen mitunter diese Frequenz. So konnten wir mit einem CB-Funkgerät die kabellosen Eingabegeräte großflächig lahmlegen. Logitech gibt auf ihrer Webseite außerdem Funkfernsteuerungen für Spielzeugautos als mögliche Störquelle an. So sollte man erst bei seinen Nachbarn nachfragen, ob dort Hobby-Funker oder Kinder mit ferngesteuerten Autos spielen, bevor man sich für ein kabelloses Desktop entscheidet. Funkwellen kennen keine Wohnungsgrenzen und lassen sich nur mit Stahl- oder Bewehrungsmatten wirkungsvoll blocken. Durch DECT-Telefone oder Handys ließen sich die Geräte im Test dagegen nicht aus der Ruhe bringen.

Da die kabellosen Eingabegeräte ihren Strom nicht vom Rechner abzapfen können, müssen sie ihr eigenes Batteriedepot mitschleppen. Gegenüber der älteren Infrarot-Technik brauchen die Funkgeräte jedoch weniger Strom. Bis auf die Mouseman Optical von Logitech kommen alle Mäuse mit zwei Micro-AAA-Zellen aus. Der gemessene Stromverbrauch lag bei den Kugel-Mäusen zwischen 6 und 10 mA. Mit Alkaline-Batterien, die eine Kapazität von einer Ampere-Stunde bieten, reicht so die Energie für knapp 100 bis 160 Stunden ununterbrochene Arbeit. Die optischen Vertreter verhalten sich dagegen lange nicht so genügsam. Im Betrieb saugen sie bis zu 30 mA, das Drei- bis Fünffache einer Kugelmaus. Anubis hat dieses Problem mit einer eigenen Ladestation nebst einem Satz Akkus gelöst, Logitech spendierte seiner Mouseman Optical gleich zwei Mignon-AA-Zellen, die in der Alkaline-Version eine Kapazität von etwa 2,5 Ah bieten. Der Batterieverbrauch bleibt insgesamt aber im Rahmen: die stromhungrigste der hier getesteten Mäuse dürfte etwa zwei Monate mit einem Satz Batterien auskommen. Der Einsatz von Akkus lohnt sich in aller Regel nicht.

Um Strom zu sparen, lassen viele Funkmäuse schon nach zwei bis drei Sekunden den Hammer fallen und begeben sich in den Stand-by-Modus, andere warten noch bis zu 90 Sekunden. Dabei wachen die meisten Modelle ohne die kleinste Verzögerung wieder auf, nur die Modelle von Anubis, Genius und Mitsumi entpuppten als Morgenmuffel: Die Typhoon Unplugged Mouse ließ sich weder durch heftiges Schütteln noch durch laute Musik aus dem Schlaf reißen, erst ein Klick auf eine der Maustasten schreckte den optischen Nager aus seinem Tiefschlaf. Nicht ganz so träge gaben sich die Mäuse von Genius und Mitsumi: Bei ihnen ist nach ein paar Sekunden ein leichtes Rütteln nötig, was langsam, aber stetig an der Sehnenscheide nagt.

Wie bei allen Eingabegeräten ist auch bei Mäusen die Handhabung das wichtigste Kriterium. Was nützen viele Tasten, wenn sich diese nur mit akrobatischen Fingerübungen erreichen lassen? Bis auf die Typhoon-Maus, bei der die Daumentaste viel zu weit nach vorne gerutscht ist, und die zu kurz geratene Mitsumi-Maus liegen jedoch alle Nager angenehm in der Hand und sind ohne Verrenkungen zu bedienen.

Das Scrollrad gehört mittlerweile zum Standard, nur Mitsumi setzt hier einen umständlichen Schaltknüppel ein. A4Tech spendierte seinem RFW-25-Modell sogar ein zweites Rad, mit dem sich der horizontale Scrollbalken verschieben lässt. Hinsichtlich der Verarbeitungsqualität fielen lediglich die Wheel Mouse und die Mouseman Wheel von Logitech wegen ihrer schwergängigen, kratzenden Räder negativ auf. Die dritte Daumentaste, die einige Modelle bieten, dürfte nur für Spieler interessant sein, die hiermit Türen öffnen oder schnell in Deckung gehen wollen, ohne auf der Tastatur drei Tasten gleichzeitig drücken zu müssen. Für den täglichen Bürobetrieb ist sie entbehrlich.

Auch der Gleitwiderstand zum Untergrund spielt eine große Rolle, wenn die Mausarbeit leicht von der Hand gehen soll. Mäuse, die über den Untergrund kratzen oder sich nur schwer bewegen, mindern den Bedienkomfort ganz empfindlich. Dies merken besonders Spieler, die mit den Nagern Moorhühner und andere Monster jagen wollen. Aber auch Windows-Icons lassen sich bei der täglichen Büroarbeit leichter ansteuern, wenn die Maus nicht stumpf an der Unterlage klebt.

Auf einer schiefen Ebene ermittelten wir den Koeffizienten für die Haft- und Gleitreibung auf einem Mauspad mit angerauhter Kunststoff-Oberfläche. Die Reibung hängt zwar stark von der verwendeten Unterlage ab, die Verhältnisse unter den Mäusen sind jedoch auf unterschiedlichen Mauspads ähnlich, sodass ein Vergleich untereinander möglich ist. Die Unterschiede beim Reibungswiderstand waren bei unseren Messungen recht beachtlich. Während die Mäuse von A4Tech und Logitech butterweich über die Unterlage glitten, boten die Modelle von Genius und Microsoft erheblichen Widerstand.

[1] Jörg Wirtgen, Hungrige Nager, c't 7/01, S. 232

[2] Programm PS2RatePlus zur Einstellung der PS/2-Übertragungsrate bei verkabelten Mäusen

[3] Dusan Zivadinovic, Bluetooth löst Kabelsalat ab, c't 9/01, S. 102

Im Hinblick auf ihre Abhörsicherheit sind Funktastaturen geradezu katastrophal schlecht geschützt. Alles, was der Anwender tippt, ist in einem Umkreis von knapp fünf Metern unverschlüsselt zu empfangen, auch durch Wände! Es reicht lediglich ein zweiter Empfänger vom selben Hersteller, der per Tastendruck die auszuspionierende Tastatur erkennt, um an einem anderen PC alles mitzulesen: Passwörter, vertrauliche Briefe, alles, was an einer Funktastatur geschrieben wird, kann ein Spion mit einfachsten Mitteln protokollieren.

Dazu muss nicht einmal ein zweiter PC oder ein Notebook vorhanden sein. Schließt man den Funkempfänger an einen knapp 300 Mark teuren Keyghost an und versorgt diesen durch ein Batteriepack mit Strom, so reicht im günstigsten Fall eine Box von der Größe einer Zigarettenschachtel, um eine Funktastatur auszuspionieren. Der Angreifer lässt diese beiläufig in den Papierkorb fallen und fischt sie zwei Tage später wieder heraus. Voilà! Alles, was auf der Funktastatur getippt wurde, hat der Keyghost penibel mitprotokolliert. Aus diesem Grund sollten Funktastaturen in Firmen und Behörden tabu sein. Bluetooth könnte dieses Sicherheitsloch stopfen, da es in seiner Spezifikation auch die Verschlüsselung der übertragenen Daten ermöglicht. Bisher hat jedoch lediglich Belkin für Oktober 2001 eine Bluetooth-Tastatur für den amerikanischen Markt angekündigt [3]. (es)