Intels Xeon-Prozessor E3-1200 v5 funktioniert nicht auf Desktop-Mainboards

Der für Server und Workstations mit den C230-Chipsätzen ausgelegte Skylake-Xeon lässt sich anders als sein Haswell-Vorgänger wohl nicht mehr auf Mainboards mit 100er-Chipsätzen einsetzen.

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Xeon E3-1230 v5

Xeon E3-1230 v5 auf Asrock Z170 Extreme4: Bootet nicht.

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Der eigentlich für kleine Server und Workstations gedachte Xeon E3-1200 galt manchen PC-Bastlern als Geheimtipp, weil er eng mit den Core-i5-/i7-Prozessoren der jeweiligen Generation verwandt ist. Im Grunde handelt es sich um die gleichen Siliziumchips. Wer die integrierte Grafik der Core-i-Prozessoren nicht nutzen will, weil er ohnehin eine leistungsstarke Grafikkarte einsetzt, konnte mit einem Xeon etwas mehr Performance fürs Geld bekommen. So bietet beispielsweise der Xeon E3-1231 v3 für 250 Euro mit Hyper-Threading und 8 statt 6 MByte L3-Cache einige Attribute des 50 Euro teureren Core i7-4790.

Dieser "Zweckentfremdung" der Xeons scheint Intel bei der neuen Skylake-Generation für LGA1151-Mainboards einen Riegel vorgeschoben zu haben. Anders als bei den LGA1150-Boards tauchen Xeons in den CPU-Kompatibilitätslisten von Mainboards mit den Chipsätzen Z170 und H170 zumindest bisher nicht auf. Im Kurztest im c't-Labor wollte ein Asrock Z170 Extreme4 mit dem Vorserienmuster eines Xeon E3-1230 v5 nicht starten, auch nicht mit dem jüngsten BIOS-Update. Auch auf einem anderen Z170-Board klappte es nicht.

Ob Intel die Kombination der neuen Xeons mit Client-Chipsätzen absichtlich blockiert und aus welchen Gründen, darüber kann man derzeit nur spekulieren. Es gab von Intel nie eine Aussage zur Kombination von Xeons mit anderen Chipsätzen als der C200-Familie, weil das schlicht nicht vorgesehen war und ist.

Allerdings liegen einige wichtige Funktionen des Xeon E3-1200 in Kombination mit einem Client-Chipsatz brach, insbesondere der ECC-Fehlerschutz fürs RAM. Es sind einige wenige Workstations auf den Markt gekommen, bei denen ein Xeon mit einem Serie-80- oder Serie-90-Chipsatz kombiniert wurde, bei dem also ECC-RAM nicht funktionierte – möglicherweise will Intel das für die Zukunft verhindern.

Die im Einzelhandel an PC-Bastler verkauften Xeons dürften jedenfalls für Intel keine wesentliche wirtschaftliche Bedeutung haben. Möglicherweise erscheinen später auch noch BIOS-Updates, mit denen sich Xeons auf Z170- oder H170-Boards betreiben lassen.

Mit der vertrackten und bis ins Feinste verästelten Produktdifferenzierung handelt sich Intel seit Jahren Kritik ein, hält aber stur daran fest. So lässt sich in der Haswell-Generation etwa ECC-RAM sehr wohl auch mit einem billigen Celeron G1840 auf einem C226-Mainboard verwenden, nicht aber mit einem teureren Core i5 – denn Intel möchte als Quad-Cores für Server eben Xeons verkaufen. Umgekehrt kann man die ECC-Funktion eines Xeons nur auf einem C22x-Board, nicht aber auf einem Z97-Board nutzen, obwohl der Speicher-Controller im Prozessor und nicht im Chipsatz steckt, weil Intel für Server und Workstations eben die C22x-Chipsätze verkaufen will.

Und so geht es munter weiter: VT-d ist eigentlich nur für Xeon mit C2xx und Core i5/i7 mit Q-Chipsatz vorgesehen. AES-NI und AVX klappten bisher nicht bei Celerons und Pentiums. Bei Celerons und Pentiums für LGA1150 ist die 4K-Ausgabe blockiert, nicht aber bei den billigeren Braswell-Celerons und -Pentiums. (ciw)