Risikofaktoren

Wenn der PC zickt oder plötzlich stehen bleibt, ist Windows normalerweise der erste Verdächtige - immerhin präsentiert es meist die Fehlermeldung und eignet sich bestens als Universalschuldiger. Doch sieht die Realität oft anders aus.

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Sobald sich Windows seltsam verhält, eine Fehlermeldung aufpoppt oder gar ein Bluescreen nervt, ist es wieder so weit: Die Linux-Fraktion bietet ihre Debian-Installations-CDs an und die Mac-Minderheit grinst hämisch. Doch ist die Ursache oft gar nicht das falsche Betriebssystem. Zumindest Windows 2000 und XP sind an sich erst einmal erstaunlich stabile Systeme, die bei der richtigen Pflege auch wochenlang problemlos durchlaufen - bis dann halt mal wieder ein Update und damit ein Neustart fällig ist.

Letztlich gibt es drei häufige Ursachen für Ärger mit dem PC: erstens fehlerhafte oder gar absichtlich schädliche Anwendungen, zweitens Bedienfehler durch den Anwender und drittens Hardwareprobleme. Dieser Artikel zeigt die Risikofaktoren auf.

Die meisten Probleme treten im Alltag mit Programmen auf, die einfach nicht so arbeiten wie man sich das vorstellt. Beispiele sind Virenscanner, die so gründlich scannen, dass kaum noch Rechenzeit für andere Anwendungen übrig bleibt, Programme mit dermaßen kryptischen Optionsmenüs, dass man sich einfach nicht zurechtfindet und falsche Einstellungen vornimmt, oder Installationsprogramme, die dem Anwender zusätzliche unerwünschte Werbesoftware unterjubeln. Hiergegen hilft nur, sich bereits vor der Installation über die Funktionsweise des Kandidaten zu informieren. Wer sich dabei jedoch auf die Werbeversprechen der Hersteller verlässt, ist anschließend viel zu oft verlassen. Besser ist also, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Doch das geht natürlich nur, indem man das Programm auch installiert, und gerade das will man ja erst mal vermeiden. Abhilfe schafft eine Testumgebung, die Einrichtung beschreibt der Artikel in c't 26/2003 auf Seite 96.

Schädlingsprogramme wie Würmer, Viren, Trojanische Pferde oder Dialer nutzen einerseits die diversen Sicherheitslücken in Windows aus sowie andererseits die Schwächen jener Anwender, die gedankenlos auf alles doppelklicken, was beispielweise den Anblick unbekleideter Mitmenschen oder anderer Leckereien verspricht. Dass das überhaupt möglich ist, könnte man natürlich auch wieder Microsoft anlasten, die eine so komplexe Rechteverwaltung in Windows eingebaut haben, dass sie in der Praxis niemand benutzt.

Der Ärger, den Schädlinge verursachen, unterscheidet sich je nach Bauweise. Während die harmloseren Würmer sich mitunter einfach nur selbst verbreiten und damit „nur“ die Performance der Internetverbindung ruinieren, versuchen die übleren Kandidaten beispielweise, die persönlichen Dateien in alle Welt zu verschicken oder gar zu löschen. Das Ergebnis ist entweder peinlich oder aber ein mehr oder weniger großes Loch in der Brieftasche.

Abhilfe schafft einerseits ein passendes Schutzpaket mit Programmen, die vor den diversen Schädlingen schützen [1|#literatur] , und andererseits das Treffen von Vorsichtsmaßnahmen, damit es gar nicht erst zum Datenverlust kommen kann. Dazu gehört zunächst das Trennen von Daten und Betriebssystem und anschließend das korrekte Sichern beider. Wie das alles geht, beschreibt ebenfalls der Artikel auf Seite 96. Auch dazu gehört das möglichst zeitnahe Schließen neu entdeckter Sicherheitslücken. Diese Aufgabe hat Microsoft zu erfüllen, Ergebnisse sind die diversen Patches. Deren Installation muss der Anwender jedoch selbst übernehmen. Wie das leichter geht, beschreibt der Artikel auf Seite 106.

So manches seltsame Windows-Verhalten hat der Anwender vor dem PC selbst verursacht - dummerweise oft, ohne es zu wissen. So reicht ein falscher Klick bei TweakUI, und schon fehlen Menüpunkte im Startmenü oder gar Laufwerke im Explorer. Auch Missverständnisse bei gut gemeinten Tipps können Probleme verursachen. So führt beispielsweise Tipp 789 der c't-Tippdatenbank keineswegs zum Löschen der Auslagerungsdatei beim Herunterfahren von Windows, sondern stattdessen zum Löschen des Inhalts derselben, mit anderen Worten, die Auslagerungsdatei wird in weiten Bereichen mit Nullen überschrieben. Das aber dauert, und so verzögert sich eben auch das Herunterfahren.

Um solchen Missverständnissen vorzubeugen, probiert man neue Tipps und Tricks besser erst mal nur in einer speziellen Testumgebung aus. Wie man sich die einrichtet, beschreibt der Artikel auf Seite 96.

Nicht immer ist Windows selbst schuld, wenn es auf die Nase fällt. Mitunter bockt auch einfach nur die Hardware. Wenn es nicht gerade plötzlich seltsam riecht oder merkwürdige Geräusche aus dem Gehäuse dringen, kann die Identifikation als Hardwareproblem schwierig sein. Windows kann nämlich gelegentlich trotz der Probleme noch starten, aber nicht stabil weiterarbeiten. Es kommt in solchen Fällen mitunter zu vollkommen absurden Fehlern und Fehlermeldungen, die man dann gern dem Betriebssystem in die Schuhe schiebt.

Besonders tückisch sind Hardwareprobleme, wenn man den PC in der letzten Zeit gar nicht angerührt hat. So kann beispielsweise der Staub, der sich im Laufe der Zeit im Gehäuse ansammelt, irgendwann Ansaug- oder Ausblasöffnungen verstopfen oder die Drehgeschwindigkeit der Lüfter verringern, sodass sich die PC-Innereien überhitzen. Reduziert der Prozessor dann als Schutzmaßnahme sein Tempo, wird Windows plötzlich langsam. Vielleicht stürzt es bei Erreichen einer bestimmten Temperatur auch einfach nur ab.

Die Temperaturentwicklung und damit der Zeitpunkt des Auftretens des Problems hängt auch von dem ab, was man mit dem PC so veranstaltet: Rechenintensive Programme wie das Transkodieren von Filmen führen eher zum vorzeitigen Abbruch der PC-Sitzung als Musikhören, und bei simpler Textverarbeitung reicht die Restkühlung vielleicht gar noch für ein dauerhaft stabiles Arbeiten aus. Beim Anwender kann so der falsche Eindruck entstehen, dass bestimmte Anwendungen fehlerhaft seien.

Ähnliche Effekte können auch beim Übertakten von Hardware auftreten. Es gibt mittlerweile Mainboards, die standardmäßig ohne Zutun des Anwenders übertakten. Solche Funktionen, die sich bei aktuellen Boards manchmal per Windows-Tool, meist aber per BIOS-Setup steuern lassen, schaltet man zwecks Stabilisierung des Systems daher besser ab. Als Ursachen weiterer sporadischer Instabilitäten kommen auch schwächliche Netzteile sowie unterdimensionierte oder auch nur falsch montierte Kühler in Betracht. Andere potenzielle Stabilitätsstörer sind veraltete BIOS-Versionen des Mainboards, Fehler bei der Jumperung und Verkabelung der Laufwerke und die Einstellung unpassender Zeitparameter für die verwendeten Speicherriegel. Wie man solchen Problemen beikommt, steht in [2|#literatur] .

Kam es unter Windows 9x noch wegen allem Möglichen zum gefürchteten Bluescreen, schafft das unter XP eigentlich nur noch ein fehlerhafter Treiber. Dazu gehören auch Kernel-Treiber, wie sie beispielsweise Virenscanner installieren. Zur Systemstabilität trägt daher auch ein überlegter Umgang mit ihnen bei. Das gilt auch für das BIOS-Setup: So veranlasst beispielsweise ein versehentliches Umschalten von Optionen wie APIC oder Hyper-Threading Windows, die gesamte Hardware mit neuen Treibern zu versorgen. Geht dabei etwas schief, ist schlimmstenfalls das komplette Windows dahin.

Bei den Hardwaretreibern gilt die allgemeine Empfehlung, nach Möglichkeit die von Microsoft mit Windows ausgelieferten oder per Windows-Update nachgeschobenen Treiber zu verwenden. Nicht alle PC-Komponenten lassen sich aber damit in Betrieb nehmen; sind Treiber vom Hardwarehersteller nötig, sollte man auf die WHQL-Zertifizierung achten, also nur von Microsoft validierte und signierte Dateien einspielen. Sind solche Treiber nicht zu bekommen, ist es ratsam, die erhältlichen vor der Installation auszuprobieren - wie das geht, zeigt ebenfalls der nachfolgende Artikel. (axv)

[1] Patrick Brauch, Sicherheitspaket, Kostenlose Tools zur Windows-Absicherung auf der Heft-CD, c't 9/03, S. 114

[2] Christof Windeck, PC-System-Check, Funktionsprüfung, richtig konfigurieren, Fehlerbeseitigung, c't 26/02, S. 102

"Stabiles Windows"
Weitere Artikel zum Thema finden Sie in der c't 26/2003:
Windows richtig installieren und sichern S. 96
Die Selbstheilungskräfte von Windows S. 102
Windows-Update im Griff S. 106

(axv)