Heiz-Quad

Ein halbes Jahr nach AMD bringt auch Intel einen Server-Prozessor mit zwei Kernen auf den Markt.

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Sechs Monate hat Intel gebraucht, um die Ankündigung der erfolgreichen Dual-Core-Opterons zu kontern: Auch vom Xeon DP für kleinere Server und Workstations mit zwei CPU-Fassungen gibt es nun eine Doppelkern-Version. Eigentlich müsste Intel das Typenkürzel DP in DS ändern, denn von Dual-Processing geht die Reise zu den Zwei-Sockel-Maschinen mit vier oder mehr Kernen - da sind sich AMD und Intel ausnahmsweise einig.

Der neue Dual-Core-Xeon stellt eine Art Zwischen-Produkt dar, denn schon im ersten Quartal 2006 will Intel eine optimierte Zwei-Sockel-Serverplattform namens Bensley herausbringen, in der die 65-Nanometer-Doppelkerne namens Dempsey Dienst tun sollen. Auch eine Workstation-Variante namens Glidewell ist vorgesehen; beide sind für vier Fully-Buffered-DIMM-Speicherkanäle ausgelegt und reichen deren höhere Transferleistung über zwei FSB1066-Frontside-Busse an die Prozessoren weiter - schließlich gilt es, vier statt zwei Rechenkerne schnell mit Daten zu füttern.

Auch bei der im Frühjahr vorgestellten Truland-Plattform für die Multiprozessor-(MP-)Xeons (Chipsatz E8500, Cranford- und Potomac-Kerne mit bis zu 8 MByte L3-Cache) hat Intel zwei FSB-Interfaces vorgesehen. Genau für diese Plattform wurde auch der 90-Nanometer-Doppelkern „Paxville“ mit 2 MByte L2-Cache pro Core entwickelt. Als Paxville DP hatte Intel dann im August überraschend auch eine Version für Zwei-Sockel-Server angekündigt. Er soll mit dem Chipsatz E7520 (Lindenhurst) kooperieren, ist also zum Einsatz in einigen aktuellen Xeon-Servern geeignet. Den daraus resultierenden Nachteil, dass sich alle vier 90-Nanometer-Kerne einen einzigen FSB800-Kanal zum Chipsatz teilen müssen, nimmt Intel bewusst in Kauf. Offenbar wollte man aber nicht weiter tatenlos dabei zusehen, wie - außer Dell - ein Server-Hersteller nach dem anderen auf AMD-Doppelkerne umschwenkt. Dell hat schon vor dem offiziellen Dual-Core-Xeon-Startschuss seine neuen Server angekündigt, mittlerweile sind Fujitsu-Siemens, HP, IBM und kleinere Firmen wie Maxdata oder Transtec gefolgt. Passende Mainboards wollen Asus, Supermicro und Tyan liefern.

Der Dual-Core-Xeon ist in einer einzigen Ausführung mit 2,8 GHz zum 1000-Stück-OEM-Listenpreis von 1043 US-Dollar erhältlich - das sind knapp 20 Prozent mehr als der 3,8-GHz-Einkern mit 2 MByte L2-Cache und über 50 Prozent mehr, als der günstigste Dual-Core-Opteron kostet. Vom Smithfield-Doppelkern des Pentium D und Pentium Extreme Edition 840 unterscheidet sich der Paxville (DP) übrigens durch seinen doppelt so großen L2-Cache. Wie der Pentium Extreme Edition unterstützt der Paxville Hyper-Threading (HT), jede CPU meldet dem Betriebssystem vier logische Prozessoren.

Nicht alle Server und Mainboards mit E7520-, E7320- oder E7525-Chipsätzen sind mit den Doppelkernen kompatibel, denn es haben sich nicht nur einige Pin-Belegungen des Sockels 604 geändert, sondern der Leistungsbedarf der Prozessoren ist auch enorm hoch: Mit 135 Watt Thermal Design Power (TDP) und 150 Watt theoretischem Maximalbedarf stellt Intel neue x86-Rekorde auf.

Asus schickte ein Muster des nagelneuen PVD-L/SCSI in die c't-Redaktion. Bei den ersten Inbetriebnahme-Versuchen offenbarte sich sogleich der Energiehunger des Vier-Kerne-Systems: Nur ein einziges der vorhandenen EPS12V-Netzteile, ein 660-Watt-Gerät, erwies sich als kräftig genug. Mit nur einer Festplatte und zwei Speichermodulen schluckte das Testsystem netzseitig bereits über 450 Watt Leistung. Es kommen also nur Netzteile mit 600 bis 700 Watt in Betracht. Die von Asus mitgeschickten Kühler veranstalteten trotz der Lüfterregelung des Mainboards einen beträchtlichen Lärm.

Das BIOS des Asus-Mainboards befand sich noch in unreifem Zustand, es vergaß beispielsweise nach jedem Neustart die per BIOS-Setup eingestellte Boot-Reihenfolge. Als wir für einige Benchmarks probeweise die Hyper-Threading-Funktion abschalten wollten, erkannte Windows XP nur noch zwei der acht logischen Prozessoren - es verschwand also auch die Dual-Core-Funktion. Weil es auch noch weitere, typische Vorserien-Probleme gab und die Zeit zu deren Behebung nicht reichte, können wir leider nur wenige eigene Benchmarks präsentieren, der Rest stammt von www.spec.org.

Intel selbst verspricht, dass ein Dual-Core-Xeon-Pärchen bei 2,8 GHz in einigen Benchmarks über 50 Prozent Mehrleistung im Vergleich zum Xeon DP 3,6 GHz mit 2 MByte L2-Cache bringen kann. Der Vorteil schrumpft, wenn man als Vergleichsprozessor den 3,8-GHz-Xeon heranzieht. Für Upgrades bei Thread-intensiven „Workloads“ sind die Doppelkern-Prozessoren dennoch attraktiv - acht sind eben manchmal schneller als vier.

An die Leistung ähnlich teurer Dual-Core-Opterons kommen die Dual-Core-Xeons bisher nicht heran, vor allem nicht beim Gleitkomma-Durchsatz (Rate); erst die kommende Bensley-Plattform mit zwei Dempseys an Bord dürfte den Performance-Abstand verkürzen. Trotz ihrer hohen Leistungsaufnahme schmälern die Dual-Core-Xeons aber schon jetzt die Differenz zu den Opterons in der Disziplin Performance pro Watt - viele Anwendungen verarbeiten sie ausreichend viel schneller als ihre Einkern-Verwandtschaft.

(ciw)