PC du jour

Die PC-Hardware-Hersteller versprechen auch in diesem Herbst Rekorde an allen Fronten. Doch welche bezahlbare Komponenten-Kombination bringt wirklich deutlich mehr Leistung als der vielleicht schon etwas schnaufende Heim-PC?

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Selbstverständlich darf man erwarten, dass eine brandneue Highend-Konfiguration aus einem der 1000 Euro teuren Protz-Prozessoren von AMD oder Intel, einem Grafikkarten-Duo mit ATI- oder Nvidia-Chips auf einem neueren PCI-Express-Mainboard mit 4 GByte RAM und vier 250-GByte-Festplatten im RAID-Verbund mehr Dampf macht als ein Celeron-Methusalem. Dummerweise treiben schnelle Prozessoren und Grafikchips nicht nur die System-Performance hoch, sondern auch den Energiebedarf und damit die Lautstärke der Kühlung. Und der konsequente Griff in die jeweils höchsten Bauteil-Preisklassen kostet nicht nur einen Haufen Geld, sondern bringt in vielen Anwendungen nur unwesentliche Vorteile - für Textverarbeitung, Steuererklärung, Websurfen und E-Mail ist schließlich auch noch ein Pentium-III- oder Athlon-Rechner der 1-GHz-Kategorie schnell genug. Wenn es wirklich nur um solche simplen Dinge geht, ist übrigens ein Gebraucht-Rechner eine finanziell und ökologisch sinnvolle Alternative [1].

Wenn es etwas mehr Leistung sein darf, beginnt die Preisskala mit grauen Kisten, die sich aus leicht angestaubten Komponenten schon für deutlich unter 500 Euro zusammenschrauben lassen. Solche Vernunftlösungen taugen für alle Büroaufgaben und etwa auch gelegentliche Fotobearbeitung, bringen aber nur wenig Spaß - für schnelle 3D-Grafik oder anspruchsvolle Multimedia-Aufgaben ist mehr Wumms nötig. Auf den folgenden Seiten beschreiben wir den Stand der Komponenten-Technik, sinnvolle Kombinationen und Wege zu einer richtigen Kaufentscheidung. Anschließend (ab S. 118, c't 24/05) erläutern wir drei nach unserer Meinung empfehlenswerte PC-Konfigurationen, die zeitgemäße Rechen-Power zu erträglichen Kosten und bei akzeptablem Betriebsgeräusch liefern. Außerdem lassen sie sich flexibel an Ihre Wünsche anpassen. Ab Seite 126, c't 24/05, schließlich müssen sich unsere Eigenbauten dem Vergleich mit einigen aktuellen Komplettsystemen stellen.

Selbst wer sich kaum für PC-Hardware-Details interessiert, dürfte auf Begriffe wie Doppelkern-Prozessoren, 64-Bit-Software, PCI Express, DDR2-Speicher, Serial ATA II und HD Audio gestoßen sein. Diese Stichworte beschreiben die wichtigsten Neuerungen der letzten Jahre. Das früher so wichtige Taktfrequenz-Wachstum ist indes deutlich abgeflaut: Ab sofort soll die so genannte Multi-Core-Technik die Rechenleistung steigern, ohne dass der Leistungsbedarf so stark explodiert wie beim Taktfrequenz-Wettrüsten.

Bisher sind wir allerdings erst in einem frühen Stadium der Doppelkern-Ära angekommen: Die aktuellen Dual-Core-Prozessoren sind noch ziemlich stromdurstig und teuer, obwohl sie mit geringerer Taktfrequenz arbeiten als ihre einkernigen Vorgänger. Außerdem kämpfen Betriebssysteme, manche Treiber und Anwendungen noch mit Bugs. Dabei liegt in der Software der Schlüssel zum Multi-Core-Zeitalter, weil sich die vielen Kerne nur mit angepasstem Programmcode oder in bestimmten Einsatzszenarien ausnutzen lassen.

Ganz ähnlich ist der Stand der 64-Bit-Dinge: Zwar stehen haufenweise Prozessoren, zahlreiche kompatible Linux-Distributionen (sowie andere PC-Betriebssysteme) und die Windows XP Professional x64 Edition bereit, doch es fehlt an Anwendungen und (vor allem Windows-)Treibern. Nicht einmal Microsoft liefert für alle eigenen Geräte 64-Bit-Treiber, zum Beispiel drahtlose Tastaturen und Mäuse; Fehlanzeige auch bei vielen Druckern oder TV-Karten.

Im Vergleich dazu lassen sich Doppelkern-Prozessoren leichter sinnvoll nutzen, vor allem wenn gleichzeitig mehrere leistungshungrige Programme laufen. Doch klassische Ein-Prozessor-Anwendungen, darunter viele Action-Spiele, laufen auf einer höher getakteten Einkern-CPU schneller als auf zwei Kernen mit niedrigerer Schlagzahl.

Hat man sich entschieden, wie viele CPU-Kerne es denn sein dürfen, stellt sich die Frage nach dem Prozessor-Hersteller, also meistens AMD oder Intel. Nach unseren Messungen und Erfahrungen ist diese Entscheidung wesentlich weniger wichtig, als es die hitzigen Diskussionen unter den jeweiligen Fans erwarten lassen. Generell bekommt man beim kleineren Konkurrenten AMD mehr Rechenleistung fürs Geld, vor allem die Freunde von PC-Action-Spielen mit aufwendiger 3D-Grafik schwören auf die AMD64-Prozessoren. In speziellen Anwendungen, darunter einigen Video-Transcodern, liegen wiederum Intels Pentium-4-Prozessoren dank Hyper-Threading und schnellerer SSE3-Einheit vorne. Unter voller Belastung schlucken Intels Desktop-PC-Prozessoren allerdings deutlich mehr Strom und verlangen deshalb nach kräftigerer Kühlung. Wer nicht mit einem leisen Prozessorkühler gegensteuert, riskiert also einen lauteren PC.

Die aktuellen Prozessor-Generationen heißen AMD Athlon 64, Athlon 64 X2, Intel Pentium 4 und Pentium D (siehe Tabelle), zusätzlich gibt es noch deren deutlich leistungsschwächere Spar-Ausführungen AMD Sempron und Intel Celeron D - bei Letzterem steht der Buchstabe D anders als beim Pentium D nicht für Dual-Core, sondern kennzeichnet den 90-Nanometer-Kern. AMD setzt zurzeit vor allem auf die Sockel-939-Prozessorfassung, für die demnächst auch Semprons erscheinen sollen; bisher gibt es diese nur im Sockel-754-Gehäuse. Damit laufen sie ausschließlich auf den preiswerteren Sockel-754-Mainboards, die nur einen PC3200-Speicherkanal aufweisen; die Sockel-939-Fassung ist für deren zwei ausgelegt.

Bei Intel ist seit fast eineinhalb Jahren die pinlose LGA775-Fassung angesagt, doch es gibt auch noch Celerons und Pentium-4-Typen für Sockel-478-Mainboards. Diese sind zurzeit besonders preiswert, doch man muss auf 64-Bit- und Doppelkern-Technik ebenso verzichten wie auf PCI Express, Serial ATA II, HD Audio und Stromsparfunktionen - kurzum: Wer auf ein flexibel konfigurierbares und in Grenzen auch später noch erweiterbares Intel-System setzt, fährt mit LGA775 besser.

Neben AMD und Intel bietet noch die taiwanische Firma VIA x86-Prozessoren namens C3 an; diese kommen zwar mit sehr wenig Strom aus, erreichen aber auch nur extrem geringe Rechenleistungen. Damit eignen sie sich nicht für aktuelle Allround-PCs.

Mancher träumt auch vom Einsatz stromsparender Mobil-Prozessoren im Desktop-PC, doch das gelingt nur unter Schwierigkeiten [2] oder auf ziemlich teuren Mainboards [3] und liefert längst nicht die Spar-Ergebnisse, die man von Notebooks kennt.

Zu guter Letzt wären noch die veralteten CPU-Modelle von AMD für Sockel-A-Mainboards zu nennen, die vor allem in Billigst-Rechnern immer noch angeboten werden. Ebenso wie bei Intels Sockel-478-Prozessoren muss man bei Athlon XP und Sockel-A-Sempron auf 64-Bit-Technik, mehrere Kerne und aktuelle Befehlssatz-Erweiterungen verzichten. Das Angebot reicht hier noch bis zum vergleichsweise teuren Athlon XP 3200+, wobei häufiger die günstigen Athlon-XP-Versionen bis zum XP 3000+ mit FSB333-Interface zu finden sind. Bei Preisknallern kommen die Semprons zum Einsatz, deren schnellster der Sempron 2800+ ist - er arbeitet trotz gleicher QuantiSpeed-Zahl allerdings wesentlich langsamer als ein Athlon XP 2800+. Weil die älteren Prozessoren von AMD und Intel unseren Kriterien an moderne und flotte PCs nicht mehr genügen, führen wir sie in der Tabelle auch nicht mehr auf.

"Der optimale PC"
Weitere Artikel zum Thema "Der optimale PC" finden Sie in der c't 24/2005:
Die aktuelle Technik der Desktop-PCs S. 106
Konfigurationsvorschläge für leise, leistungsfähige Allround-PCs S. 118
Selbstbaurechner kontra PC von der Stange S. 126

[1] Benjamin Benz, Zweitverwertung, Gebraucht-PCs der 100-Euro-Klasse im Test

[2] Christof Windeck, Diät-Prozessoren, Mobil-Prozessoren im Desktop-Einsatz, c't 6/04, S. 164

[3] Benjamin Benz, Sesshaft, PCI-Express-Board für den Pentium M, c't 10/05, S. 76 (ciw)