Jetzt reicht’s!

„Nur noch fünf Minuten, gleich habe ich das Level zu Ende.“ Wenn Kinder und Jugendliche eine PC-Sitzung beenden sollen, ist oft Stress vorprogrammiert. Software-Zeitwächter helfen, die erzieherische Linie einzuhalten. Sie geben den PC nur für vorgegebene Zeiträume frei und diskutieren nicht.

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Viele Kinder und Jugendliche verbringen schon mehr Zeit vor dem Computer als mit den klassischen Medien Fernsehen, Radio und Zeitung. Der PC fungiert als Recherchehilfe für die Hausaufgaben, als soziale Netzwerkzentrale – etwa für Chats bei SchülerVZ und Co. – und als Spielmaschine. So weit so gut – anders als ihre Eltern wachsen Kinder mit PCs als völlig selbstverständlichem Medium auf und nutzen es auch entsprechend.

Allerdings müssen die Eltern dafür sorgen, dass der PC-Konsum sich nicht nachteilig auf den Nachwuchs auswirkt. So kann es passieren, dass Kinder, etwa durch eine falsch eingetippte URL, auf einer nicht kindgerechten Website landen. Internet-Filter versuchen, Porno-Sites, gewaltverherrlichende Inhalte und Ähnliches vor Kinderaugen zu verbergen. Der Artikel ab Seite 134 in c't 3/09 behandelt Internet-Filter in Form von Software, der Beitrag ab Seite 138 in c't 3/09 in Router integrierte Lösungen.

Auf einem PC mit Internet-Zugang sollte unbedingt auch ein Virenwächter laufen. Antivirenprogramme haben wir im letzten Heft getestet [2]. Für den Einsatz auf einem eher schwachbrüstigen Rechner empfehlen sich das für Privatanwender kostenlose Avira AntiVir und Norton AntiVirus.

Aus der PC-Nutzung kann auch ein Problem erwachsen, wenn sie andere, wichtigere Tätigkeiten verdrängt, die Erledigung der Hausaufgaben etwa oder einfach das „mal rausgehen und sich bewegen“. Man muss nicht gleich das Horrorszenario einer Spielsucht an die Wand malen. Aber PCs üben nun einmal auf viele Kinder einen so starken Reiz aus, dass diese, wenn sie erst einmal davor sitzen, schwer den Absprung schaffen.

Das Erziehungspersonal ist also gefordert, den Zugang zum PC zu reglementieren. Dabei muss es sich natürlich erst einmal darüber Gedanken machen, wie viel Zeit denn eigentlich für das einzelne Kind angemessen ist. Das lässt sich schlecht pauschalisieren; der Kasten rechts fasst Empfehlungen von Medienpädagogen zusammen. Hat man sich erst einmal auf eine Linie festgelegt, gilt es, diese auch durchzusetzen. Mit kleinen Kindern – die von den Eltern ohnehin am PC begleitet werden sollten – geht das meist problemlos ohne irgendwelche technischen Maßnahmen.

Ältere Kinder und Jugendliche, die gerne unbemuttert vor dem Rechner sitzen, per Zuruf davon wegzubewegen, gestaltet sich häufig schwieriger: Dass das Kind am Ende der Zeit „eben noch schnell“ etwas chatten oder das Level zu Ende spielen will, ist wohl eher der Normal- als der Ausnahmefall. Das führt nicht selten zu Diskussionen oder gar einem ausgewachsenen Streit.

Software-Zeitkontrolleure können helfen, solchen Ärger zu vermeiden. Denn auch wenn sie letztlich nichts anderes machen als die Eltern – ermahnen, und nach einer kurzen Vorwarnzeit den PC verriegeln –, nehmen Kinder und Jugendliche die Eingriffe der Wächter-Anwendungen eher hin. Insbesondere wenn beide Elternteile berufstätig sind und das Kind unbeaufsichtigt den PC nutzt, stellen die Software-Zeitüberwacher die einzige Möglichkeit dar, Exzessen vorzubauen. Ganz nebenbei können die Zeitwächter für den Nachwuchs nicht geeignete Programme komplett sperren, etwa Papas Ego-Shooter.

Um möglichst viele Nutzungsfälle berücksichtigen zu können, sollte sich ein Zeitwächter flexibel konfigurieren lassen. Zeitkontingente pro Tag, Woche oder Monat sind sinnvoll, aber auch die einzelne Sitzung sollte begrenzt werden können. Nicht ausgeschöpfte Kontingente sollten sich in den Folgezeitraum mitnehmen lassen. Zeitkorridore vorgeben zu können, in denen das Kind den PC nutzen darf, hilft, Nebenbedingungen abzubilden, etwa dass der Computer erst nach der Erledigung der Hausaufgaben benutzt werden darf. Idealerweise differenziert der Zeitkontrolleur unter den Anwendungen, etwa um Lernprogramme aus der Zeiterfassung herauszunehmen.

Benötigt das Kind den Rechner einmal länger, als der Wächter grundsätzlich zulässt – zum Beispiel für Hausaufgaben –, sollten die Eltern flexibel Nachschlag gewähren können, idealerweise per Fernadministration und ohne gleich in die generellen Vorgaben eingreifen zu müssen. Die Wächterprogramme sollten die Kinder rechtzeitig auf das Ende ihrer PC-Zeit hinweisen, damit diese ihre Arbeit oder ihr Spiel beenden können und keine Daten verloren gehen.

Eine vollständige Rundumsicherung gegen jeden Missbrauchsfall kann man von den hier vorgestellten Programmen nicht erwarten. So können sie etwa nicht verhindern, dass Kinder ein Betriebssystem von einer CD, DVD oder einem USB-Stick starten. Das lässt sich zwar durch Einstellungen im BIOS verhindern. Wenn das Kind aber so weit ist, dass die Eltern sich mit solchen Hürden auseinandersetzen müssen, sollten sie sinnvollerweise auf dessen Verantwortung setzen können. Dennoch müssen sich die Eltern zumindest ein Stück weit auf die Software verlassen können. Die Software darf sich nicht mal schnell über den Taskmanager eliminieren lassen, was auch jüngere Semester schon hinkriegen.

Kinder und Jugendliche sollten möglichst nur einen eingeschränkten Vista- oder XP-Account nutzen. Auf diese Weise können sie nur eingeschränkt Software installieren, auch Viren oder anderer Unbill aus dem Internet setzt sich dank dieser Hürde nicht so einfach im System fest wie bei einem Administrator-Account. Allerdings setzen immer noch einzelne Spieletitel Administratorrechte voraus, was den Sicherungsbestrebungen zuwiderläuft. Für solche Programme empfiehlt es sich, einen eigenen, exklusiven Account ohne Internet-Zugang einzurichten oder ein Tool wie den Privilege Manager zu benutzen, den wir in [3] vorgestellt haben.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 03/2009.

[1] Urs Mansmann, Sperrstunde, Computernutzung für Kinder einschränken, c't 5/05, S. 170

[2] Jürgen Schmidt, Schutzbehauptung, Antiviren-Programme auf dem Prüfstand, c't 2/09, S. 74

[3] Karsten Violka, Machtverzicht, Hilfsmittel zum Arbeiten ohne Administratorrechte, c't 5/07, S. 138

Soft-Link

"Kindersicherung fürs Web"
Artikel zum Thema "Kindersicherung fürs Web" finden Sie in der c't 03/2009:
Computernutzung zeitlich begrenzen S. 130
Filterprogramme für den Kinder-PC S. 134
Router mit Webfilter und Zeitsperre S. 138

(jo)