Pro & Contra: Nimmt Apple die Profis wieder ernst?

Der Mac hat 10-Bit-Farbtiefe gelernt, das neue iPad Pro eignet sich samt Stift auch für Illustratoren. Kümmert sich Apple wieder mehr um die Pro-User?

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Artikel aus Mac & i Heft 6/2015, Seite 7

Thomas Kaltschmidt meint, Apple überrascht endlich wieder mit Innovationen jenseits von iPhone & Co.

Bei jeder sich bietenden Gelegenheit habe nicht nur ich kritisiert, Apple bemühe sich zu wenig um die Pro-Klientel. Der Erfolg des iPhone schien alle Ressourcen für andere wichtige Themen aufgefressen zu haben. Doch das hat sich geändert. Die neuen hochauflösenden 5K-iMacs mit erweitertem DCI-P3-Farbraum sind genau genommen eine kleine Revolution nicht nur für Profi-Cutter. Sie ermöglichen zu überschaubaren Kosten die exakte Farbkontrolle von 4K-Filmmaterial für die große, inzwischen digitale Leinwand. Profis haben die dazugehörige Schnittsoftware Final Cut Pro X anfangs belächelt, nach regelmäßigen Updates mit vielen Verbesserungen – dabei hörte Apple durchaus auf die Wünsche der Profis – hat sich die Stimmung gedreht. Auch die angestammte Kundschaft aus der Druckindustrie profitiert von DCI-P3, da der neue Farbraum mehr vom Adobe-RGB-Farbraum abdeckt, der hier von Bedeutung ist.

Die von Apple ohne Aufhebens eingeführte 10-Bit-Unterstützung für mehr Farbnuancen ohne Streifenbildung kommt zwar in der Tat reichlich spät. Vermutlich erforderte die Neuerung jedoch den umfassenden Umbau der Grafikschnittstellen in El Capitan (OpenGL auf Metal). Und der macht nun quasi nebenbei auch die Mac Pros von Ende 2013 10-Bit-fähig – einen passenden Monitor vorausgesetzt. Adobe hat bereits angekündigt, Photoshop in einem kommenden Update entsprechend zu erweitern.

Nicht zuletzt durch das neue iPad Pro – den neigungs- und drucksensitiven Stift loben Grafiker sehr – sowie der Zusammenarbeit mit IBM bei Profi-Apps signalisiert Apple, dass es um mehr geht als um Freizeit, Entspannung und Berieselung. Das freut mich sehr. (thk)

Nach Meinung von Johannes Schuster ist Apple zu sehr mit iPhone und iPad beschäftigt.

Angesichts der Riesenumsätze mit iPhones und iPads darf man als Mac-Anwender ja schon froh sein, dass Apple von Zeit zu Zeit seine Rechner aktualisiert und die ein oder andere Innovation bringt. Doch für professionelle Anwender, die ihr Geld mit Hard- oder Software von Apple verdienen, reicht das nicht: Der Mac Pro hat über zwei Jahre kein Upgrade erfahren. Aufrüsten lässt er sich kaum – es gibt nicht einmal SSDs von Apple zu kaufen, die man binnen einer Minute selbst wechseln könnte.

Vom MacBook Pro fehlt eine Variante mit mattem Display; für externe Zusatzakkus verweigert Apple die Lizenzierung des MagSafe-Connectors. Die einstmals führende Schnittsoftware Final Cut Pro stutzten die Entwickler vor einigen Jahren zu einem Werkzeug für ambitionierte Hobbyfilmer zurecht. Seinen Raw-Konverter Aperture hat das Unternehmen einfach eingestellt.

Die jährlichen Updates von OS X bringen Faceliftings und Features wie Wetterdaten in Spotlight oder Checklisten für die Notizen-App. Gleichzeitig gefährden sie installierte Produktionsumgebungen, weil Treiber und Plug-ins nicht mehr funktionieren und Programme wie QuarkXpress oder Cubase nicht mehr laufen. Und wenn ein Rechner ausfällt und ersetzt werden muss, arbeitet er noch nicht einmal mit älteren Versionen des Betriebssystems.

Seit 10.7 plagen OS-X-Server Kinderkrankheiten wie ein schlecht implementiertes SMB und ein wackeliger Remote Desktop. Erst wenn Millionen Nutzer aufs Surface umgestiegen sind, weil sie damit Desktop-Programme verwenden können, wird man in Cupertino erkennen, dass man Profis nicht beliebig lang vertrösten kann. (jes)

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