VW: "Überschaubare Mitarbeiter-Zahl" an Manipulationen beteiligt

VW kommt nach eigenen Angaben gut dabei voran, die Hintergründe aufzuklären, wie es zur Manipulation der Stickoxid-Werte kam. Im Januar 2016 sollen die ersten Autos rückgerufen werden.

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VW: "Überschaubare Mitarbeiter-Zahl" an Manipulationen beteiligt

(Bild: dpa)

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Die Volkswagen-Spitze hat auf der Suche nach Verantwortlichen für den weltweiten Diesel-Skandal weiterhin nur einen relativ kleinen Kreis von Verdächtigen im Visier. "Wir halten es für wahrscheinlich, dass nur eine überschaubare Zahl an Mitarbeitern aktiv zu den Manipulationen beigetragen hat", berichtete Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch am Donnerstag zur Vorlage eines Zwischenstands zu den Ermittlungen in Wolfsburg.

Der Abgas-Skandal bei VW

Inzwischen seien über 1500 elektronische Datenträger von Beschäftigten eingesammelt worden, um Spuren und Hinweise auf den Ursprung der Affäre zu finden. Dabei kamen 100 Terabyte Daten zusammen, heißt es in einer VW-Mitteilung. Es seien zudem 87 ausführliche Interviews im Rahmen der Ermittlungen geführt worden. "Viele weitere werden noch folgen", kündigte Pötsch an.

Als Reaktion auf den Skandal werde VW unter anderem in der Entwicklungsarbeit strenger darauf achten, dass die Regeln eingehalten werden. So werde etwa bei der Software-Entwicklung für Motorsteuergeräte konsequent auf das Vier-Augen-Prinzip gesetzt, um Manipulationen zu erschweren.

2005 traf VW die strategische Entscheidung, in den USA groß in die Dieseloffensive zu gehen, erläutert der Konzern. Allerdings sei zunächst kein Weg gefunden worden, um die strengeren Stickoxid-Normen beim Motortyp EA 189 in den USA mit zulässigen Mitteln und im vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmen zu erfüllen. So sei die Software eingebaut worden, die den Ausstoß von Stickoxiden regulierte, je nachdem ob sich das Fahrzeug auf der Straße oder gerade in einem Prüfzyklus befand. Als später ein effektives technisches Verfahren zur NOx-Reduktion verfügbar gewesen sei, sei es nicht so genutzt worden, wie es möglich gewesen wäre. Die Software habe vielmehr dafür gesorgt, dass das Reduktionsmittel "AdBlue" in unterschiedlich hoher Dosierung eingespritzt wurde. Dadurch seien die NOx-Werte auf dem Prüfstand besonders niedrig, auf der Straße hingegen deutlich höher gewesen.

Es hätten "offensichtlich Prozessdefizite individuelles Fehlverhalten begünstigt", teilt VW weiter mit. Das gelte zum Beispiel für die Test- und Freigabeprozesse bei den Motorsteuergeräten, mit denen nicht verhindert werden konnte, die monierte Software einzusetzen. Nach der Prüfung der Prozesse durch die interne Revision stelle sich der Hintergrund dafür, wie das NOx-Emissionsverhalten durch die Software beeinflusst wurde, als Zusammenspiel dreier Faktoren dar: individuelles Fehlverhalten und persönliche Versäumnisse einzelner Mitarbeiter, Schwachstellen in einigen Prozessen und die Haltung in einigen Unternehmenteilen, Regelverstöße zu tolerieren.

Die volumenstärkste Variante 2,0 Liter TDI werde bereits im Januar 2016 beginnen, heißt es. Voraussichtlich im zweiten Quartal werde der 1,2 Liter TDI rückgerufen, wohl im dritten Quartal die 1,6 Liter-Modelle.

Insgesamt gibt sich VW zuversichtlich. Die technischen Lösungen für die Kunden in Europa seien erarbeitet, den Behörden vorgestellt und dort positiv bewertet worden. Umgesetzt werden sollen sie ab Januar 2016. Aus der Aufklärung der Emissionsthematik seien bereits erste Konsequenzen gezogen worden. Die neue Struktur werde planmäßig umgesetzt, auch arbeite VW an einer neuen Strategie. (anw)