Auf Augenhöhe: Mit Google Street View durchs Miniatur Wunderland

Eine Modellbahn schaut man stets aus der Perspektive eines mehr als hundert Meter hohen Riesens an, das liegt schlicht am Maßstab. Google hat zur Korrektur der Ansicht jetzt ein Mini-Street-View-Fahrzeug auf Fotosafari geschickt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 111 Kommentare lesen
Auf Augenhöhe: Mit Google Street View durchs Miniatur Wunderland

"Brand im Finanzamt" – eine dramatische Modellszene aus dem Miniatur Wunderland in Hamburg.

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter König

Es ist noch gar nicht so lange her, da sorgte Googles Panoramabilder-Webatlas Street View für handfeste Kontroversen in Deutschland rund um das Recht am eigenen Bild, die Panoramafreiheit und die Privatsphäre. Sicher ist es auch dieser Debatte geschuldet, dass seit der Street-View-Einführung in Deutschland im November 2010 hierzulande keine Straßenansichten weiterer Städte online gegangen sind. Google brachte sich stattdessen eher mit Spezialaktionen rund um seine Panoramatechnik ins Gespräch, etwa durch Aufnahmen aus brasilianischen Fußballstadien zur WM, aus dem CERN und den Schweizer Bergen, von Korallenriffen oder aus der Sperrzone rund um Fukushima. Neuerdings kann man auch das Miniatur Wunderland, eine liebevoll gestaltete große Modellwelt im Maßstab 1:87 (Modellbahnspurweite H0), im Rahmen von Google Maps beziehungsweise Google Street View übers Internet besuchen.

Google Street View im Miniatur Wunderland Hamburg (33 Bilder)

Street View im Maßstab 1:87

Um Street-View-Aufnahmen im Miniatur Wunderland zu schießen, muss man nur das originale Fahrzeug im Maßstab 1:87 verkleinern und dann auf die Piste schicken – oder? Wenn das so einfach wäre, könnten die Street-View-Aufnahmen in der Modellwelt so ausgesehen haben und diesen Eindruck möchte Google in seinem Werbefilm (siehe weiter unten) auch gerne erwecken. In Wahrheit ... (Bild: Google)

Für den Einstieg gibt es eine dekorative Übersichtskarte, auf der neun Gegenden von Bayern bis zur USA als Ortsmarken klickbar sind. Jede dieser Gegenden bietet nochmal mindestens vier Einsprungpunkte in die Miniaturwelt. Geschätzt die Hälfte davon bestehen lediglich aus je einem Rundum-Panorama, in dem sich der Blick beliebig in jede Himmelsrichtung sowie nach oben und unten schwenken lässt. Von den übrigen Ausgangsorten aus kann man sich hingegen durch Klicks auf die eingeblendeten Pfeile mal eine Straße, mal eine Landebahn und vor allem viele Bahnlinien entlanghangeln.

Bei Szenen wie dem DJ-Bobo-Konzert (Ortsmarke "Schweiz") vollführt die Ansicht nach einem Klick auf den Pfeil große Sprünge – man wechselt dann etwa direkt vom Konzertgelände auf den angrenzenden Campingplatz. Während man beim echten Street View draußen vor der Tür durch Klicks in die Tiefe des Raums schon mal ans Ende einer Straße springen kann, klappt das in der Miniaturwelt leider nicht – wer wissen will, wohin die Bahnstrecke führt, muss sich auf eine Weile Klickarbeit einstellen.

Als Alternative zum Browser auf dem Desktop-Rechner lassen sich die Bilder aus dem Miniatur Wunderland auch über die Street-View-App für iOS und Android betrachten – und darüber wiederum auch in Googles VR-Papp-Brille Cardboard. Da die Fotos allerdings nur mit einer Kamera aufgenommen wurden, bekommt man für beide Augen dasselbe Bild angezeigt, sodass sich kein 3D-Effekt einstellt. Das Gefühl, als Person in H0-Größe durch die Anlage zu spazieren, verstärkt die Pappbrille allerdings durchaus.

Das Miniatur Wunderland ist eine feste Institution in der Hamburger Speicherstadt und nimmt für sich in Anspruch, die größte Modelleisenbahnanlage der Welt zu sein – mit 13 Kilometer verlegten Gleisen. Im vergangenen Jahr kamen über 1,25 Millionen Besucherinnen und Besucher in die Ausstellung.

  • Einen Bericht über die Technik im Miniatur Wunderland lesen Sie in der c't-Ausgabe 2/14 ab Seite 70.

(pek)