Porsche-Chef: Ladeinfrastruktur würde Elektroautos besser helfen als Kaufprämie

Die Autobranche bereitet sich vor auf den Wandel hin zur Elektromobilität. Auch der Stuttgarter Sport- und Geländewagen-Hersteller Porsche will vorn dabei sein – mit mächtig PS unter der Haube, versteht sich.

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Porsche-Chef: Ladeinfrastruktur würde Elektroautos besser helfen als Kaufprämie

Konzeptstudie Mission E

(Bild: Porsche)

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  • dpa
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Porsche-Chef Oliver Blume kann Überlegungen für eine Elektroauto-Kaufprämie von 5000 Euro wenig abgewinnen. Nachhaltiger investiert wäre, wenn die Lade-Infrastruktur ausgebaut würde, sagte der Chef des Sport- und Geländewagenbauers in Stuttgart. Die VW-Tochter will bis Ende dieses Jahrzehnts einen Elektro-Sportwagen mit einer Reichweite von mindestens 500 Kilometern und 600 PS auf den Markt bringen. Hierbei setzt Porsche auf Schnell-Ladestationen, die eine 80-prozentige Aufladung der Autobatterie in 15 Minuten ermöglichen. Solche Ladesäulen gibt es bisher noch nicht im deutschen Straßennetz.

Ladestationen seien "ein wesentlicher Erfolgsgarant, damit Elektromobilität nicht nur in Deutschland, sondern weltweit angenommen wird", sagte Blume. Kaufprämien wären hingegen schnell ausgegeben und somit weniger sinnvoll. Generell sieht der Porsche-Chef in der Elektromobilität "ganz klar die Zukunft". Aber: "Es wird nicht von heute auf morgen sein, wir werden da noch viele Jahre immer den Mix haben zwischen Verbrenner und Elektromobilen."

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Die Bundesregierung erwägt Kaufanreize, um ihr Ziel von einer Million Elektroautos in Deutschland im Jahr 2020 doch noch zu erreichen. Gesprächsauftakt mit der Autoindustrie war vergangene Woche. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) peilt eine Prämie von 5000 Euro an, Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wehrt sich bislang dagegen. Forscher der TU Dresden stärken Gabriel den Rücken, da sie in einer Umfrage herausgefunden haben wollen, dass eine Prämie die Zielgruppe vergrößern würde. Allerdings wird auch in Dresden das bestehende Ladenetz als hemmendes Defizit gesehen.

Bei der Finanzierung des Ladenetzes sieht Blume die Politik in der Pflicht. "Man kann nicht fordern, eine Million Elektrofahrzeuge im Land zu haben, ohne einen Beitrag für die Ladeinfrastruktur zu leisten", sagte Blume. "Wir erwarten ein ganz klares Zeichen, wohin die Reise geht."

Mission E: Konzeptstudie von Porsche (8 Bilder)

Porsche lehnt das Design der "Mission E" am 911er an
(Bild: Porsche)

Auch Raststätten-Betreiber sollten den Ladenetz-Ausbau mitfinanzieren, schließlich würden die von den Stromaufladungen insofern profitieren, als die Fahrer länger auf den Tankstellen wären und dann mehr Geld ausgäben. Zudem sei klar, dass auch die Autohersteller ihren Beitrag leisten müssten, sagte Blume.

Der Elektro-Porsche soll dem Vernehmen nach mindestens 100.000 Euro kosten – damit wäre der Anteil der Prämie an den Anschaffungskosten deutlich niedriger als bei Elektroautos von BMW oder VW. Der Einstiegspreis für deren aktuelle reine Stromer liegt bei etwa 35.000 Euro – die Reichweite beträgt in der Praxis rund 150 Kilometer. Eine Reichweite von 500 Kilometern sei machbar, betonte Blume. "Da werden Sie in den nächsten Jahren erhebliche Sprünge in der Batterietechnik erleben."

Die Akkufertigung sollte in Deutschland geschehen, etwa in einer Art Verbund zusammen mit Zulieferern. "Deutschland ist immer gut damit gefahren, Industrie im eigenen Land zu halten", sagte Blume. Heutzutage werden Akkuzellen vor allem in Asien hergestellt.

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(anw)