Energiekonzern RWE: Apple-Tablet statt Papier im Tagebau

Die Partnerschaft zwischen Apple und IBM führt zu einem neuen Großauftrag: RWE will mit dem iPad mini und einer App die bisherigen Papier-Formulare bei der Maschinenwartung im Tagebau ablösen.

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iPad mini

(Bild: dpa, Jörg Carstensen)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker
  • mit Material der dpa
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Der Energiekonzern RWE stellt die Wartung seiner Maschinen in Tagebau-Betrieben mit Hilfe von Apple und IBM neu auf. Die Mitarbeiter bekommen iPad minis mit einer App des Unternehmens. Dies soll die heutige Arbeitsweise mit Papier-Formularen ablösen. "Nicht nur die Aufträge sind jetzt auf dem Tablet, sondern wir haben auch den Arbeitsprozess verändert", erklärte der IT-Chef von RWE Generation, Andreas Lamken.

Bisher gab es eine Checkliste auf Papier, die Mitarbeiter vor Ort bei der Arbeit an den Maschinen ausfüllten und danach im Büro am PC ins System übertrugen. Künftig sollen sie sich neben der digitalen Verarbeitung der Daten per iOS-App zudem die Aufträge selbst aussuchen und priorisieren.

Für das kleinere iPad-Modell habe sich RWE entschieden, weil es genau in die Brusttasche der Arbeitsuniform passe. Mit zuvor eingesetzten speziellen robusten Computern seien Mitarbeiter unzufrieden gewesen wegen des hohen Gewichts und einer unbequemen Bedienung.

In der iPad-App sei darauf geachtet worden, die Bedienung nicht zu überladen: "Wir haben wirklich den Meister vor Ort ins Apple-Labor in Cupertino geschickt für die Entwicklung der App-Oberfläche." Mit der Ausweitung auf den Kraftwerks-Bereich sollen am Ende rund 1000 Mitarbeiter von RWE Generation mit den iPads ausgerüstet werden.

Auch Fotos sollen mit den iPads aufgenommen werden. "Diese 'WhatsApp-Kultur' – mal schnell ein Foto zu machen und zu verschicken – haben wir in der App integriert", sagte Lamken. Wenn zum Beispiel etwas an einer Maschine verbaut sei, was nicht der Dokumentation entspreche, könne man dies auf einem Foto einkreisen und damit für die Unterlagen erfassen. "Wir wollen auch Geräusche aufzeichnen: Wenn zum Beispiel ein Getriebe knirscht, könnte man bei den Kollegen aus anderen Tagebau-Betrieben fragen, ob ihnen das bekannt vorkommt."

Mit Hilfe von Datenauswertung sollen auch Prognosen für Verschleiß und Wartungs-Intervalle gemacht werden. Bei der Vernetzung der Maschinen im sogenannten Internet der Dinge zeigt sich Lamken hingegen noch skeptisch. Es gebe zwar gute Ansätze, zum Beispiel große Kugellager, die mit Sensoren ausgestattet werden sollen. "Aber bisher ist man hier eher noch im Forschungs- und Entwicklungsstadium. Die breite Vermarktung sehe ich noch nicht – aber wir wollen vorbereitet sein." Das Verhältnis von Kosten und Nutzen sei noch offen. "Wenn ich überall Sensoren installiere, dann kostet es auch etwas. Diese Kosten müssen erst einmal ausgeglichen werden."

Apple und IBM haben 2014 eine gemeinsame Initiative gestartet, bei der für verschiedene Branchen spezialisierte Anwendungen für iPhones und iPads entwickelt werden. Bis Ende vergangenen Jahres wurden rund 100 solcher Anwendungen eingeführt. Die Partnerschaft ist auch ein Vorstoß von Apple, um die Position im Geschäft mit Unternehmen gegenüber Konkurrenten wie Microsoft zu verbessern und auch den rückläufigen Absatz der iPad-Sparte anzukurbeln. Mit dem Unternehmenskundengeschäft setzt Apple inzwischen 25 Milliarden Dollar pro Jahr um, damit zählt das Unternehmen zu den größten IT-Anbietern für den Enterprise-Markt. (lbe)