Warnung: Update auf Android 6.0 löscht Mails

Wer sein Smartphone oder Tablet auf Android 6.0 aktualisiert, verliert möglicherweise seine Mails – zumindest beim Nvidia Shield. Betroffen sind nicht alle Nutzer, sondern nur die einer speziellen Konfiguration.

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Warnung: Update auf Android 6.0 löscht Mails

Zwischen den ganzen Fortschritten von Android 6.0 verschweigt Nvidia einen Nachteil.

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Eigentlich funktionieren Android-Updates inzwischen problemlos: Die neue Firmware kommt per WLAN, die Installation verläuft zügig, alle Apps, Daten und Konfigurationen bleiben erhalten. Doch zumindest beim Tablet Nvidia Shield droht nach dem Update auf Android 6.0 Marshmallow der komplette Verlust des Mail-Archivs. Gefährdet sind allerdings nur Nutzer, die ihre Mails mit der von Nvidia mitgelieferten App "E-Mail" verwalten.

Die Ursache für das Problem: Nvidia liefert in Android 6.0 die App "E-Mail" nicht mehr mit. Die Mails und Konfigurationen selbst dürften nach dem Update sogar noch vorhanden sein – wir können das gerade nicht testen –, aber es fehlt schlicht eine App, um darauf zuzugreifen. Vor allem wer das ältere Mail-Protokoll POP3 nutzt, verliert so alle Mails, die ausschließlich auf dem Gerät gespeichert sind, was insbesondere die versendeten Mails sein dürften. IMAP-Nutzer verlieren im Allgemeinen nur Konfigurationsdetails wie ihre Signatur, doch die Mails liegen allesamt auf dem IMAP-Server – zumindest wenn die App so konfiguriert war, abgehende Mails dort zu speichern.

Eine Abhilfe ist uns derzeit nicht bekannt. Betroffene sollten ihr Gerät jedenfalls nicht rooten oder zurücksetzen, weil das die Mails unwiderruflich löschen würde. Vielleicht veröffentlicht Nvidia die App nachträglich noch einzeln, oder es findet sich eine andere Lösung. Leider hilft die APK-Datei von "E-Mail" nicht, die in einigen Download-Portalen zu finden ist, denn sie hat eine andere Kennung als die von Nvidia mitgelieferte Variante.

Welche anderen Geräte betroffen sind, ist noch unklar. Auf den Nexus-Geräten mit Android 6.0 fehlt "E-Mail" zwar ebenfalls. Doch war die schon mindestens seit der mit Android 5.1.1 ausgelieferten Version funktionsunfähig und verwies beim Start auf Googles zweite Mail-App "Gmail".

Diese Kastrierung von "E-Mail" hat Google vorgenommen, nachdem "Gmail" 2014 in Version 5.0 den Umgang mit POP-, IMAP- und Exchange-Konten gelernt hatte. In der Custom-ROM-Szene hatte dieser Zug Kritik hervorgerufen, da die ursprüngliche E-Mail-App Teil des Open-Source-Android (AOSP) ist, Gmail aber wie auch Maps oder der Play Store zu den Google-eigenen und daher nicht frei erhältlichen Apps gehört.

Als Reaktion sind einige Hersteller dazu übergegangen, eine noch voll funktionsfähige Version von "E-Mail" vorzuinstallieren. Aus welchen Gründen Nvidia den AOSP-Code nun nicht mit Android 6.0 ausliefert, ist noch unbekannt. Samsung packt zum Android-6-Update des Galaxy S6 jedenfalls die Samsung-Variante von "E-Mail" weiterhin dazu, ist also nicht betroffen.

Wer noch nicht auf Android 6 aktualisiert hat, kann das Problem natürlich leicht umgehen, indem er alles Wichtige aus "E-Mail" sichert – beispielsweise indem er sich alle Mails nochmal selbst zuschickt – und auf eine andere Mail-App umsteigt.

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(jow)