Apple vs. FBI: IT-Unternehmen und Sicherheitsexperten stellen sich hinter Apple

Zahlreiche IT-Firmen und Sicherheitsexperten wie etwa Bruce Schneier haben "Amicus Curiae"-Briefe verfasst. Diese "Äußerungen Dritter" sollen Apple vor Gericht helfen. Ein Staatsanwalt hat derweil neue Gründe für die iPhone-Entsperrung geliefert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 154 Kommentare lesen
Gläsernes Gebäude mit Apfelsymbol

(Bild: dpa, Mark Lennihan)

Lesezeit: 4 Min.

Apple bekommt die versprochene breite Unterstützung aus der Tech-Industrie im Streit mit der US-Regierung um die Entsperrung von iPhones. Mehr als 30 Unternehmen – darunter Facebook, Google, Microsoft, Amazon, Ebay, Cisco, Intel, Mozilla, Evernote, Pinterest, Snapchat, Whatsapp, GitHub, Reddit, Kickstarter, Twitter, und Yahoo – reichten vor Gericht mehrere gemeinsame Briefe ein. Darin argumentieren sie, dass Unternehmen nicht gezwungen werden dürften, die Sicherheit ihrer Produkte zu schwächen – und dass die Forderungen des FBI auch keine rechtliche Grundlage hätten.

Sicherheitsexperten wie Charlie Miller, Bruce Schneier oder Jonathan Zdziarski haben ebenfalls einen sogenannten Amicus Curiae Brief verfasst, wie das Center of Internet und Society (CIS) der Stanford Law School berichtet – das Center hat den Brief im Namen der Experten eingereicht. Die Deadline zur Eingabe ähnlicher Briefe endete am 3. März 2016.

Apple vs. FBI: Streit über iPhone-Entsperrung

Die Firmen wiesen unter anderem auf ihre hohen Nutzerzahlen hin und machten auch deutlich, dass sie normalerweise mit Apple konkurrieren. Allerdings würden sie in diesem Fall als "Amici" (Freunde) auftreten und mit einer Stimme sprechen, da ihre Kunden darauf vertrauen, dass sie die Daten und sensible Kommunikationen ihrer Nutzer vor Attacken schützen. Zudem wiesen sie darauf hin, dass das Vorgehen der Behörden die Sicherheit der Bürger auf Dauer eher schwächen als fördern würde. Die auf Smartphones gespeicherten Daten stellen die Amici in ihren Briefen als eine Erweiterung der Gedächtnisse seiner Nutzer dar. Die "privatesten Dinge" würden dort gespeichert.

Die Sicherheitsexperten machten in ihrem Brief unter anderem deutlich, dass ein Durchsetzen der gerichtlichen Anordnung gegen Apple ganz sicher dazu führen würde, dass Apple die Kontrolle über seine Software und Sicherheitsinfrastrukturen verliert. Würde eine Software geschrieben, die bei der Entsperrung des iPhones hilft, gebe es mannigfaltige Möglichkeiten, wie sie in falsche Hände geraten könnte. Dazu gehören etwa Diebstahl, aber auch andere gerichtliche Anordnungen. So hätten nicht nur Kriminelle ein leichtes Spiel, sondern auch fremde Regierungen könnten einen Vorteil aus der technischen Schwächung ziehen. Ist sie einmal vollzogen, kann auf Umwegen fast jeder sie ausnutzen.

Zudem würde ein Erfolg der Behörden einen gefährlichen Präzedenzfall vor Gericht schaffen, der es den Behörden ermöglichen könnte, noch weitere Modifikationen gerichtlich zu erzwingen. So könnten Verfolgungsbehörden in der Folge auch auf die Idee kommen, Firmen dazu zu zwingen, Smartphones etwa zu Abhörgeräten für die Staatsgewalt zu machen. Das Vertrauen von Nutzern in Technik könnte stark gestört werden und auch Sicherheitsupdates könnten von Nutzern als zunehmende Gefahr aufgefasst werden, da sie sich nicht sicher sein könnten, ob mit dem Sicherheitsupdate nicht auch Hintertüren oder Überwachungstools der Behörden mit aufgespielt würden.

Der Staatsanwalt von San Bernardino, Michael Ramos, unterstützte in seinem Brief in der Nacht zum Freitag hingegen die FBI-Forderungen und lieferte dafür auch eine neue Begründung. Es sei möglich, dass das iPhone Informationen über einen eventuellen Virus enthalte, den der Attentäter als Angestellter der Stadtverwaltung in die IT-Systeme von San Bernardino eingeschleust haben könnte. Ramos lieferte keine weiteren Details dazu.

Außerdem erhoffe er sich von der Analyse der Daten aus dem iPhone Hinweise auf einen möglichen dritten Attentäter. Er gibt in seinem Brief zwar zu, dass die Annahme, dass es einen dritten Attentäter gibt, falsch ist, aber da bei zwei Notrufen von drei Tätern gesprochen wurde, müsse man auch diese Spur verfolgen.

Apple wurde per Gerichtsbeschluss angewiesen, dem FBI beim Entsperren eines iPhones 5C zu helfen, das von dem Attentäter von San Bernardino genutzt worden war. Er und seine Frau hatten 14 Menschen in der kalifornischen Stadt getötet. Das Paar, das die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) unterstützt haben soll, starb in einer Schießerei mit der Polizei. Die Behörden wollen vor allem, dass Apple per Software-Eingriff die Funktion aushebelt, die den Inhalt eines Telefons löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort eingegeben wird. (mit Material der dpa) / (kbe)