Smart Meter: Kritik an Regierungsinitiative für intelligente Stromzähler wird lauter

Auch die Strombranche ist teils unzufrieden mit dem Regierungsentwurf zur "Digitalisierung der Energiewende". Es geht vor allem um die Kosten für den Smart-Meter-Einbau und das erwartete Geschäft mit den Verbrauchsdaten.

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Stromzähler

(Bild: dpa, Jens Büttner/Archiv)

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Nach der Opposition im Bundestag und dem Bundesrat melden sich nun auch vermehrt Vertreter der Energiebranche, die entscheidende Punkte des Gesetzentwurfs der Bundesregierung ablehnen, dank dem "intelligente Stromzähler" in die Haushalte einziehen sollen. Vor einer "Zwangsbeglückung" der Verbraucher hat etwa der designierte RWE-Vorstandsvorsitzende Rolf Martin Schmitz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gewarnt.

Bei Haushalten, die um die 6000 Kilowattstunden im Jahr verbrauchen und sich einen Smart Meter zulegen müssten, seien keine Effizienzsteigerungen zu erwarten, mit denen sich die Mehrkosten aufwiegen ließen, meint Schmitz. Der Stromversorger sehe auch "keinen größeren volkswirtschaftlichen Nutzen in der Maßnahme".

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Ähnlich schätzt die Sache Martin Weyand ein, Geschäftsführer des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). "Die für das Kundengeschäft vorgesehenen Preisobergrenzen decken nicht die Kosten für den Einbau und Betrieb der intelligenten Messsysteme", konstatierte der Lobbyist jüngst. Der Umbau der Kundenanlagen dürfe aber nicht zu Lasten der Messstellenbetreiber gehen. Entweder müssten die Preisobergrenzen angepasst oder der Umfang der Leistungen reduziert werden.

BDEW, Stromerzeuger und Stadtwerke reiben sich auch am Vorschlag der Bundesregierung, dass die vier großen Übertragungsnetzbetreiber Amprion, 50Hertz, Tennet und Transnet-BW künftig die begehrten Verbrauchsdaten sammeln und auswerten dürfen sollen. Die aktuelle Aufgabenteilung mit den Verteilnetzbetreibern "läuft effizient und schafft einen hohen Grad an Systemsicherheit", meint Weyand. Die Rollen sollten daher jetzt nicht neu verteilt werden, zumal mit dem Gesetzentwurf zahlreiche Prozesse doppelt ausgeführt werden müssten. Das erhöhe die Komplexität und die Kosten.

RWE und Eon drängen ebenfalls darauf, dass die zentrale Rolle der Verteilnetzbetreiber in einem zunehmend dezentralen Energiesystem erhalten bleiben müsse. Anders sei die Energiewende nicht zu meistern. Die Datenkonzentration bei den übergeordneten Vertreibern sorgt laut Schmitz auch nicht für mehr Versorgungssicherheit, sondern ziehe Hacker gezielt an. Der Verband der Kommunalunternehmen (VKU) warnte, dass der momentan im Parlament diskutierte Vorstoß für kleine Netzbetreiber das Aus bedeuten könnte. (mho)