Bundesbank-Vorstand sieht keine überzeugenden Argumente für Abschaffung des 500-Euro-Scheins

"Das Argument der Bekämpfung von Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder Kriminalität greift nicht", sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele.

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Bundesbank-Vorstand sieht keine überzeugenden Argumente für Abschaffung des 500-Euro-Scheins
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In die Debatte über Bargeldobergrenzen und den 500-Euro-Schein hat sich nun Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele eingeschaltet. Auf einer Veranstaltung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes in Berlin sagte er: "Die Argumente, die gegen Bargeld und Barzahlungen vorgebracht werden, sind wenig überzeugend. Das Argument der Bekämpfung von Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder Kriminalität greift nicht."

Carl-Ludwig Thiele

(Bild: Bundesbank, Manjit Jari)

Die Europäische Union prüft Obergrenzen bei Bargeldzahlungen, wie es sie in vielen Ländern schon gibt. Deutschland hatte eine Grenze von 5000 Euro für Barzahlungen ins Spiel gebracht. Zudem wird in der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Abschaffung des 500-Euro-Scheins nachgedacht.

Jeder Bürger habe das Recht, mit seinem Geld so zu verfahren, wie er möchte. "Wenn an dieser Stelle in das Freiheitsrecht des Bürgers eingegriffen wird, muss dies gut begründet sein", sagte Thiele. "Was in diesem Zusammenhang bislang fehlt, ist eine wissenschaftliche, fundierte Evaluierung dessen, was in anderen Ländern bereits umgesetzt wurde", sagte Thiele. Ihm sei nicht bekannt, dass in Ländern mit einer Bargeldobergrenze wie Italien oder Frankreich die Kriminalität geringer sei. "Ob die mit der Einführung einer Barzahlungsobergrenze anvisierten Ziele erreicht werden, ist daher völlig unklar." Kriminelle könnten beispielsweise auf Bitcoin ausweichen.

Von einer Abschaffung von Schein und Münze ist Deutschland nach Thieles Einschätzung weit entfernt: "Bis es soweit ist, dass Verbraucher eher das Smartphone als die Banknote und die Münze zum Bezahlen an der Ladenkasse nutzen, wird noch einige Zeit vergehen."

Zur Einführung des Euro als Bargeld zum 1. Januar 2002 waren 220 Milliarden Euro im Umlauf. Ende 2004, waren es 500 Milliarden und Ende 2014 betrug der Umlauf an Euro-Banknoten fast 1100 Milliarden Euro, führte Thiele aus. Schätzungsweise zwei Drittel des gesamten Banknotenumlaufs werden in Deutschland gehortet. Thiele sieht das als ein Beleg für den Grundsatz vieler Menschen: "Nur Bares ist Wahres." (mit Material der dpa) / (anw)