US-Medien: Gawker sucht nach einem Käufer

Nachdem Ex-Wrestler Hulk Hogan das US-Blogimperium wegen eines Sex-Videos auf die Matte geschickt hat, such Gawker nun angeblich sein Heil in einem Verkauf. Auch im Ring: Silicon-Valley-Milliardär Peter Thiel.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen
US-Medien: Gawker sucht nach einem Käufer

Terry Bollea, besser bekannt unter seinem nom de guerre Hulk Hogan (l.), hat sich Gawker zur Brust genommen.

(Bild: Miguel Discart / CC BY-SA 2.0)

Lesezeit: 3 Min.

Das US-Medienunternehmen Gawker Media sucht Medienberichten zufolge nach einem möglichen Käufer. Gründer Nick Denton höre sich diskret nach Angeboten um und habe dafür den Investmentbanker Mark Patricof engagiert, berichtet unter anderem die New York Post unter Berufung auf ungenannte Quellen. Das Unternehmen hat die Personalie gegenüber Bloomberg News und dem Wall Street Journal bestätigt, will von konkreten Verkaufsabsichten aber nichts wissen. Gawker steckt nach einer heftigen Schlappe vor Gericht in der schwersten Krise seit Gründung.

Im März hatte eine US-Jury in Florida das Medienunternehmen zu 140 Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt. Gawker hatte 2012 Ausschnitte aus einem privaten Video veröffentlicht, das den Ex-Wrestler Hulk Hogan beim Sex mit der Frau seines besten Freundes zeigt. Hogan, der mit bürgerlichem Namen Terry Bollea heißt, hatte gegen die Veröffentlichung geklagt. Am Mittwoch hatte die vorsitzende Richterin den Antrag von Gawker abgelehnt, das Urteil der Geschworenen aufzuheben und ein neues Verfahren anzuordnen. Gawker hat bereits angekündigt, in Berufung gehen zu wollen.

Am Mittwoch wurde auch bekannt, dass der berühmte Silicon-Valley-Investor Peter Thiel die Klage von Bollea finanziell unterstützt. Thiel hatte Paypal mitgegründet und war der erste Facebook-Investor. Das zu Gawker gehörende und inzwischen eingestellte Silicon-Valley-Klatschblog Valleywag hatte den Milliardär 2007 als schwul geoutet. Er sei stolz, Bollea im Kampf gegen “den groben Eingriff in die Privatsphäre durch einen Bully” zu unterstützen, sagte Thiel am Donnerstag gegenüber US-Medien.

Gawker erklärt die Gespräche mit Bankern dann auch mit normalen Plänen für den Fall, dass das Urteil Bestand hat. “Wir sprechen im Rahmen der notwendigen Planungen angesichts der Rache-Kampagne von Facebook-Verwaltungsrat Peter Thiel schon eine Weile mit Bankern”, teilte Gawker mit. Dazu gehöre auch das Engagement von Mark Patricof. Insgesamt sei das also “nichts Neues”. Gawker, zu dem unter anderem die Blogs Gizmodo, Kotaku und Jezebel gehören, hat 2015 laut Prozessunterlagen einen Jahresumsatz von 48,7 Millionen US-Dollar erzielt.

Unterdessen fordert der Gawker-Gründer seinen Kontrahenten zu einer offenen Debatte auf. “Wir können diese Diskussion mit einem Moderator deiner Wahl führen, vor Publikum oder in Schriftform auf einer Plattform wie Medium”, schreibt Denton in einem offenen Brief an Thiel. Es sei Zeit für einen Waffenstillstand. “Sag mir nur, wo und wann.” Ein paar Zeilen vorher droht Denton aber auch, mit “einer Dosis Transparenz” die “grauenhaften Details” von Thiels Beteiligung offenzulegen. (vbr)