Jugendschützer rufen nach "Pornofiltern" in Browsern und Betriebssystemen

Die länderübergreifende Institution jugendschutz.net hat sich Gedanken zu "Perspektiven des technischen Jugendschutzes" gemacht. Ein "zukunftsfähiges Konzept" sei es, Blockadetechniken tiefer in Nutzersysteme zu integrieren.

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Cybermobbing per Handy

(Bild: dpa, Armin Weigel/Symbolbild)

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Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) hat am Freitag mit viermonatiger Verspätung ein Gutachten (pdf) von jugendschutz.net veröffentlicht, in dem es um zukunftsfähige Filterkonzepte für Kinder und Jugendliche im Internet geht. Klassische Schutzprogramme wie JusProg kämen angesichts der zunehmenden Verbreitung von Smartphones und drahtloser Funknetze (WLAN) an ihre Grenzen, heißt es in der Studie. Für Filter auf Routern stellten immer mehr verschlüsselte Verbindungen eine Herausforderung dar. Nötig sei es daher, mit einem millionenschweren Entwicklungsfonds Impulse zu setzen, um den technischen Jugendschutz umfassend fortzuentwickeln.

Laut den Experten von jugendschutz.net bieten Browser "die Voraussetzungen für zeitgemäße Filterkonzepte" rund um beeinträchtigende und gefährdender Inhalte wie Pornografie, Gewalt oder Hass. Sie bildeten die zentrale Schnittstelle zu klassischen Webseiten, seien geräte- und betriebssystemübergreifend verfügbar und für Blockaden nutzbar. Zudem gehörten die Navigationsapps zum "üblichen Instrumentarium" jüngerer Nutzer auf dem Smartphone. Im Browser verankerte Schutzmechanismen griffen ferner auch bei sicheren Verbindungen, da sie "vor der Verschlüsselung von Seitenaufrufen oder nach der Entschlüsselung der abgerufenen Inhalte filtern können".

Parallel fordern die Jugendschützer "praxistaugliche" Ansätze, mit denen Schutzoptionen über das Betriebssystem anwendungsübergreifend aktiviert werden können. Teil davon müssten "standardisierte Anforderungen an die Kommunikation zwischen Betriebssystem und Apps" sein. Damit Eltern Jugendschutzfunktionen "systemweit" konfigurieren könnten, seien vorhandene Konzepte wie eingeschränkte Profile unter Android oder Pendants unter iOS, Klassifizierungssysteme wie IARC und Schnittstellen zu Ressourcen wie dem Filtermodul der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) zu berücksichtigen und zu ergänzen.

Darüber hinaus sprechen sich die Gutachter für "Positivkennzeichnungen für sichere Angebote" aus, die ebenfalls über das Betriebssystem beziehungsweise einzelne Dienste und Apps mithilfe geeigneter Schnittstellen konfigurierbar sein müssten. Viele Internetkonzerne wie Facebook oder die Google-Tochter YouTube böten eigene, proprietäre Schutzfunktionen, mit denen Risiken im Web wie Belästigungen oder eine ungewollte Datenpreisgabe reduziert werden könnten. Da diese Optionen häufig punktuell blieben, sollten auch sie sich künftig möglichst in ein übergreifendes System integrieren lassen. KJM-Vertreter werben seit Längerem für vorinstallierte Porno- und Jugendschutz-Filter nach britischem Vorbild. (axv)