Post aus Japan: Akku-Hoffnung aus Nippon

Hohe Reichweite, schnelle Beladung: Feststoffbatterien sollen Elektroautos zum Durchbruch verhelfen. Ein japanischer Autobauer sieht sich bei der Entwicklung der neuen Stromspeicher in der Poleposition.

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Von
  • Martin Kölling
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Toyota mag bisher das Image eines Verfolgers haben, wenn es um reine Elektroautos geht. Zwar wird der Konzern niemals müde, sich selbst als Pionier und Weltmarktführer elektrifizierter Antriebe zu bezeichnen – seinen Hybridautos sei Dank! Aber Autos, die nur eine Batterie als Energiespeicher haben, galten für die Japaner lange als Gimmick für den städtischen Nahverkehr – und nicht reif für den Masseneinsatz. Doch das will Toyota bald ändern, machte Toyotas Vizechef Didier Leroy jüngst auf der Tokyo Motor Show klar: mit einer neuen Hochleistungsbatterie.

In ungewohnt aggressiver Manier formulierte er Toyotas Ziel, bereits in den frühen 2020er Jahren eine neue Batterie marktreif zu entwickeln, die eine dreimal höhere Energiedichte als Lithium-Ionen-Akkus und zudem deutlich schnellere Ladezeiten verspricht. Dabei handelt es sich um eine Feststoffbatterie, bei der die bisher flüssigen Elektrolyte durch feste Materialien ersetzt werden.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Die Zeit drängt für die Japaner. Denn der Staubsaugerhersteller Dyson hat jüngst das Ziel ausgegeben, 2020 ein eigenes Elektroauto mit selbst entwickelter Feststoffbatterie auf die Straße zu bringen. Dennoch werden die Ziele der neuen Akku-Vorreiter in der Industrie mit ungläubigem Staunen aufgenommen. Schließlich hatte bis dato nur Samsung eine Markteinführung angekündigt – für 2025.

Continental-Chef Elmar Degenhart glaubte am Rande der Autoshow ebenfalls, dass es frühestens ab 2025 etwas werden könnte. Und selbst bei Mazda, Toyotas neuem Partner für die Entwicklung von Elektroautos, wollen die Ingenieure zuerst Beweise sehen, bevor sie an die wirtschaftliche Machbarkeit der Technik glauben.

Leroy ließ sich von der Skepsis allerdings nicht beirren. Kein Unternehmen habe mehr Patente auf diese Technik als Toyota. "Wir führen bei der Feststoffbatterie das Feld wirklich an", meinte Toyotas ehemaliger Europa-Chef, der bei der Tokyo Motor Show die neuesten Konzepte von Japans größter Automarke vorstellen durfte. Mehr als 200 Ingenieure hat der Autobauer demnach auf die Entwicklung angesetzt, um möglichst rasch mit der neuen Technik das Elektroautofeld von hinten aufzurollen.

Elektroautos für den Massenmarkt (14 Bilder)

Der e6, eines der Elektroautos vom chinesischen Hersteller BYD, ist auch auf dem deutschen Markt erhältlich, für knapp 50.000 Euro. Mit seiner Batteriekapazität von 80 Kilowattstunden liegt die Reichweite bei 400 Kilometern.
(Bild: BYD)

Eine Idee ist natürlich, Autos mit hoher Reichweite pro Akkuladung auf die Straße zu bringen, die sich zudem binnen Minuten (in viertel, halben oder vollen Stunden) wieder laden lassen. Doch die Folgen der Akkutechnik reichen weit über die Fahrdaten hinaus. Sogar das Autodesign könne der neue Akkutyp massiv verändern, meint Mazdas Entwicklungschef Kiyoshi Fujiwara.

Bisher nehmen die Batterien bei Autos mit höherer Reichweite den gesamten Fahrzeugboden ein. Doch wenn die Entwicklung der neuen Batterietechnik gut verläuft, könnte der Akku auf die Größe eines Benzintanks schrumpfen. Designer gewinnen damit beim Elektroautodesign große Freiheiten, bis hin zur Verteilung von Akkus im gesamten Auto. "Die Feststoffbatterie könnte ein Game-Changer werden," meint Hiroaki Fujiwara von Toyota. Jetzt muss sie nur noch auf den Markt kommen.

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