Kurztest: AMD Radeon RX 5500 XT mit 4 und 8 GByte

Spielergrafikkarten des Typs Radeon RX 5500 XT haben genug Spieleleistung für flüssiges Full-HD-Gaming und kosten schon in der 4-GByte-Version ab 180 Euro.

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AMD Radeon RX 5500 XT: im Kurztest

Radeon RX 5500 XT: Sapphire Pulse (links) und MSI Gaming X erreichten uns zum Launch

(Bild: c't)

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Inhaltsverzeichnis

AMDs ärgste Konkurrenz kommt manchmal aus eigenem Hause – so auch bei der Radeon RX 5500 XT, die ab heute in Versionen mit 4 und mit 8 GByte Grafikspeicher im Handel ist. Erstere kosten ab 180 Euro, während die 8-GByte-Versionen mit 210 Euro merklich teurer sind. Rechtzeitig zum Marktstart erreichte je ein Modell von Sapphire (Pulse, 4 GByte Grafikspeicher) und MSI (Gaming X, 8 GByte) das c't-Testlabor. Die Speicherkonfiguration gibt es auch in umgekehrter Konstellation.

Kurioserweise gab es die Radeon RX 5500 XT bereits als OEM-Version in Komplettrechnern, auch wenn der das XT-Kürzel fehlte. Ihre Spezifikationen waren in den relevanten Punkten dennoch identisch mit denen der späteren XT-Karten, sodass der c't-Test bereits einen realistischen Ausblick auf die zu erwartende Spieleleistung der leisen und vergleichsweise sparsamen 3D-Karte gab.

Preislich konkurrieren die beiden Varianten mit Nvidias GeForce GTX 1650 Super respektive der GTX 1660, doch ein wichtigerer Faktor sind die nach wie vor erhältlichen Radeon-Vorgänger RX 570 und 580, die es mit 8 GByte ab 140 (RX 580: 160) Euro gibt. Diese haben zwar weniger moderne Features, bieten aber immer noch eine brauchbare Spieleleistung für Full-HD-Auflösung.

GPU-z 2.28 erkennt bereits die wesentlichen Parameter der Radeon RX 5500 XT

(Bild: c't)

Die Radeon RX 5500 XT schöpft ihre Spieleleistung aus dem Grafikchip Navi 14, der mit 1408 Shader-Rechenkernen in 22 Compute Units ausgestattet ist. Dank hoher Taktraten, die im Boost-Modus 1845 MHz erreichen, schleusen die 5,2 Billionen Rechenschritte pro Sekunde (TFLOPS) durch. Zum Grafikspeicher führen zwar nur 128 Datenleitungen, doch durch die hohe Geschwindigkeit dank GDDR6-Standard reicht das trotzdem, um 224 GByte/s zu übertragen.

Drei Display-Ports 1.4 mit DSC und ein HDMI 2.0b steuern 4K-Displays mit 120 Hertz und mehr an. Die integrierten De- und Encoder entlasten den Prozessor bei den meisten modernen Video-Codecs auch in hohen Auflösungen, Bit- und Farbtiefen.

Ein einzelner 8-Pin-Stromanschluss vom Netzteil sorgt für die Extra-Watt, um die Differenz zwischen dem Limit des PCI-Express-Steckplatzes und der TDP von 130 Watt zu überbrücken. Im Test waren beide Karten – Sapphire und MSI – im Leerlauf mit 7 beziehungsweise 8 Watt sehr sparsam. Unter Volllast genehmigten sie sich jedoch 160 respektive 168 Watt und damit deutlich mehr als noch die RX5500-OEM-Karte mit 133 Watt. In Spielen waren es noch 135/142 Watt, auch hier also einige Watt mehr als die 120 Watt der OEM.

Die voluminösen Kühler mit großen Lüftern haben dennoch leichtes Spiel mit der Abwärme und halten im Leerlauf die Lüfter an. Sapphires 4-GByte-Version bleibt mit 0,5 Sone allerdings halb so laut wie MSIs Gaming X mit 8 GByte, die immer noch erträgliche 1,1 Sone erreicht.

AMDs moderne RDNA-Architektur soll dafür sorgen, dass von dieser Rohleistung auch viel in Spielen ankommt. Die Spiele-Leistung liegt im Test in etwa auf dem Niveau von AMDs zweieinhalb Jahre alter Radeon RX 580 mit Polaris-GPU und da liegt auch das Problem: Zwar arbeiten die RX-5500-XT-Karten deutlich sparsamer als die Konkurrenz aus eigenem Haus und sind moderner, kosten zurzeit aber mindestens 40 Euro Aufpreis.

Modell Radeon RX 5500 XT Radeon RX 5500 (OEM) Sapphire Radeon RX 580 Nitro+ Gigabyte GeForce GTX 1660 OC
GPU Navi 14 Navi 14 Polaris 20 TU116
Speichermenge (Typ / Interface / Durchsatz) 4 / 8 GByte (GDDR6 / 128 Bit / 224 GByte/s) 4 GByte (GDDR6 / 128 Bit / 224 GByte/s) 8 GByte (GDDR5 / 256 Bit / 256 GByte/s) 6 GByte (GDDR5 / 192 Bit / 192,1 GByte/s)
Shader-Cores / TMUs / ROPs 1408 / 88 / 32 1408 / 88 / 32 2304 / 144 / 32 1408 / 88 / 48
theoretische Rechenleistung SP / DP 5,2 TFLOPS / 324,7 GFLOPS 5,2 TFLOPS / 324,7 GFLOPS 6,2 TFLOPS / 385,9 GFlops 5 TFLOPS / 157,1 GFLOPS
3DMark Time Spy / Fire Strike [Punkte] 5092 / 12.339
(8 GByte: 5117 / 12.406)
4898 / 12.237 4749 / 12.744 5832 / 12.525
Far Cry 5 Full HD / WQHD [fps] 68 / 50
(8 GByte: 85 / 58)
74 / 51 75 / 53 85 / 58
Shadow of the Tomb Raider [fps] 59 / 39
(8 GByte: 66 / 44)
58 / 38 66 / 44 69 / 45
Leistungsaufn. Leerlauf / Volllast [Watt] 8 / 159
(8 GByte: 7 / 169 )
7 / 133 12 / 207 10 / 128

Die Radeon RX 5500 XT ist eine moderne, flotte Grafikkarte für Spieler mit Full-HD-Monitoren. Auch wenn der Aufpreis hoch erscheint, ist die 8-GByte-Version die empfehlenswertere. Die niedrige Leistungsaufnahme macht es den Herstellern leicht, eine leise, aber effektive Kühlung anzubieten – MSI und Sapphire nutzen diese Steilvorlage gut aus. Der Wermutstropfen ist der vergleichsweise hohe Preis: Wer mit älterer Technik leben kann, bekommt durch den Abverkauf der RX 570 und 580 nur etwas langsamere 8-GByte-Karten für deutlich weniger Geld.

Die Leistung der preislich attraktiveren 4-GByte-Version der RX 5500 XT kann sich wegen des knappen Grafikspeichers bei vollen Details schon in Full-HD-Auflösung nicht richtig entfalten.

Im Vergleich zu Nvidias GeForce GTX 1600 tun sich die neuen Radeon-Karten schwer, sich zu diesen Preisen von ihrer Konkurrenz abzusetzen.

(csp)