Apples News-Abodienst: "New York Times" warnt andere Verlage vor Kontrollverlust

Die wichtigste US-Tageszeitung will nicht beim "Netflix für Nachrichten" mitmachen. Ihr Chef rät der Branche, sich ebenfalls nicht zu beteiligen.

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HQ der New York Times

Die Zentrale der NYT in New York City.

(Bild: Haxorjoe CC-BY-SA 3.0)

Lesezeit: 2 Min.

Apple hat Schwierigkeiten, bekannte Namen für seinen vermutlich am Montag erscheinenden Nachrichten-Abodienst zu gewinnen. Wie bereits berichtet, werden wohl weder Washington Post noch New York Times an Apple News beteiligt sein. Der Chef der NYT, Mark Thompson, gab nun Gründe für die Teilnahmeverweigerung an – und warnte gleichzeitig andere Verlage, bei dem Service mitzumachen.

Wie Thompson gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte, sei es eine schlechte Idee, sich auf "Third-Party-Distributoren" wie Apple zu verlassen. Es bestehe das Risiko, die Kontrolle über das eigene Produkt zu verlieren. Man wolle nicht, dass die Menschen daran gewöhnt würden, den Journalismus des Unternehmens "irgendwo anders" aufzufinden. Dieser würde an anderer Stelle "wie in einen Mixer" geworfen und mit anderen journalistischen Inhalten vermischt.

Apple plant laut bisherigen Meldungen eine Art "Netflix für Nachrichten" zu einem Monatspreis von rund 10 US-Dollar. Davon will der Konzern jedoch angeblich bis zur Hälfte selbst einstreichen. Das wiederum finden Verlage wie die der New York Times unangemessen. Ob es Gespräche mit Apple gab, wollte Thompson nicht sagen. Er berichtete aber davon, dass er die Fehler der Hollywood-Studios im Zusammenhang mit Netflix nicht machen wolle. Diese hätten schnell Deals mit dem Streamingdienst vereinbart, der sie nun mit einem eigenen Content-Budget über 9 Milliarden Dollar übertrumpft – bei gleichzeitig geringeren Zahlungen an die externen Inhaltelieferanten.

Noch ist unklar, welche Teilnehmer der Apple-News-Abodienst haben wird. Der Konzern baut ihn wohl auf Texture auf, einem Zeitschriftenservice, den Apple übernommen hatte. Ob all diese Magazine dabeibleiben, ist aber unklar. Weiterhin will Apple Tageszeitungen dazu bewegen, mitzuziehen – beim Wall Street Journal ist das angeblich gelungen. Weiterhin soll auch Vox.com dabei sein, wo man einen Paid-Content-Dienst plant.

Die NYT verlangt für ihr direktes Abo derzeit 15 Dollar, von denen nur Kosten für Zahlungsdienstleister abgehen. Derzeit macht das Unternehmen im Digitalbereich einen jährlichen Umsatz von rund 700 Millionen Dollar. Das Medienunternehmen ist durchaus bereit, mit Plattformen zu kooperieren – so werden etwa Inhalte auf Facebook und Snapchat geschickt. Bis 2025 will der Konzern 10 Millionen Abonnenten haben. Ob das neue Apple News auch in Deutschland verfügbar sein wird, ist unklar – bislang ist nicht einmal die App an sich hierzulande nutzbar. (bsc)