Explosion bei Test der SpaceX-Raumfähre Crew Dragon

Bei Tests des Rettungssystems der Raumfähre Crew Dragon hat sich am Samstag ein Unfall ereignet. Das verzögert bemannte SpaceX-Flüge.

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Links liegen Raketenteile, rechts steht der Crew Dragon in einem Hangar

Der Crew Dragon im Dezember 2018, vor dem ersten Testflug.

(Bild: gemeinfrei)

Lesezeit: 3 Min.

Samstagnachmittag (Ortszeit) hat sich am US-Raumfahrtzentrum Kap Canaveral bei Tests eine erhebliche Explosion ereignet. SpaceX hat dort das Startabbruch-System der SpaceX-Kapsel Crew Dragon getestet. Mit dieser Raumfähre hätte SpaceX im Auftrag der NASA bald Astronauten von und zur International Raumstation (ISS) befördern sollen.

Die private Raumfähre Crew Dragon hat eigene Triebwerke, die im Falle einer Fehlfunktion der Trägerrakete zünden und ihn von der Trägerrakete wegschleudern sollen, um die Besatzung zu retten. Einer dieser Thruster ist offenbar explodiert. Die Rauchwolken waren weithin sichtbar und sogar auf Radarbildern nicht zu übersehen.

"Deswegen testen wir", sagte NASA-Chef Jim Bridenstine, "Wir werden daraus lernen und die notwendigen Änderungen vornehmen, um unser kommerzielles Mannschaftsbeförderungsprogramm sicher fortzusetzen." SpaceX sprach von einer "Anomalie am Teststand", die sich nach einer Reihe erfolgreicher Tests am Samstag ereignet habe. Über Ursache und verursachte Schäden liegen noch keine offiziellen Informationen vor.

Der Unfall war auch Gesprächsthema auf der Raumfahrt-Konferenz Space Access 2019, auf der sich dieses Osterwochenende in Kalifornien private Raumfahrt-Unternehmer austauschen. Dort wurde an die Explosion einer Titan-34D-Rakete vor fast genau 33 Jahren erinnert. Damals, drei Monate nach der Challenger-Tragödie, sollte von Kalifornien aus ein milliardenschwerer Spionagesatellit ins All befördert werden.

Doch in einem Treibstofftank hatte sich ein Luftpolster eingeschlichen, der ein Durchbrennen der Isolierung bewirkte. Die Rakete explodierte wenige Sekunden nach dem Start. Die Verbindung um SpaceX Crew Dragon ist der ähnliche Treibstoff: Sowohl die Titan-34D-Booster als auch die Triebwerke des Crew Dragon setzen eine hypergole Treibstoffmischung aus Distickstofftetroxid und einer Hydrazin-Variante ein.

Diese Stoffe lassen sich, getrennt, gut lagern, und reagieren heftig, wenn sie mit einander in Berührung kommen. Leider sind sie hochgiftig. Beim Titan-Unfall führte das zu Verletzungen bei knapp 60 Personen auf dem Startgelände. Günstigen Windverhältnissen war es damals zu verdanken, dass nicht wesentlich mehr Menschen auf öffentlichem Gebiet zu schaden kamen.

Von SpaceX liegen bislang keine Berichte über Verletzte vor. Für den Teststand am Kap Canaveral steht zumindest eine aufwändige Reinigung von den hochgiftigen und gefährlichen Treibstoffresten bevor. Der Crew Dragon dürfte ein Totalschaden sein, was monatelange Verzögerungen für die Beförderung von Menschen durch SpaceX zur Folge hätte.

Die Wiederaufnahme bemannter Raumtransporte mit US-Raumfahrzeugen von US-Boden aus ist von besonderer Bedeutung für den Nationalstolz des Landes. Bis dahin sind die Vereinigten Staaten auf russische Dienstleistungen angewiesen.

(ds)